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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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»Worin sollten wir uns denn noch einig werden?« Die Frage bewies uns, daß sein Mißtrauen allmählich schwand.
    Der Abbé reichte dem Wirt die Hand über den Tisch hinweg und stellte sich vor.
    Zögernd schlug der Mann ein. »Ich heiße Silvio Frappi.«
    Auch Suko und ich nannten unsere Namen. An Frappis Reaktion erkannten wir, daß sie ihm etwas fremd vorkamen, er reagierte aber nicht darauf und schaute zu, wie wir die Teller leerten. Er erkundigte sich, ob wir etwas trinken Rollten, und als wir zustimmten, holte er einen Apfelschnaps und auch Apfelsaft.
    Zuerst tranken wir den Schnaps, der für die Verdauung gut war.
    Danach gönnten wir uns den Saft.
    Frappi stellte eine Frage. Er schaute uns dabei nicht an, als würde er sich schämen. »Warum sind Sie gekommen?«
    »Denken Sie nach«, sagte der Abbé.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Jetzt sagen Sie die Unwahrheit.«
    Frappi hob den Blick. »In diesem Ort ist es nicht gut, wenn man als Priester herkommt.«
    »Und warum nicht?«
    Er hob die Schultern. »Ich kann es nicht genau sagen.«
    »Sie wollen es nicht.«
    »Vielleicht auch das.« An seinem Handgelenkt sahen wir eine breite Uhr. Er schaute auf das Zifferblatt und hob die Schultern.
    »Sie werden mich entschuldigen, aber die Pause ist vorbei. Ich muß wieder an die Arbeit. Steigen Sie in Ihr Auto und fahren Sie wieder weg. Hier ist es nicht gut für Fremde. Das Tal mit seinen großen Seen haben Sie schnell erreicht, dort ist es viel besser.«
    »Das mag sein«, sagte ich, »aber wir sind auf der Suche nach etwas.«
    »Hier oben?«
    »Ja.«
    »Hier gibt es nichts.«
    »Doch«, widersprach ich. »Wir suchen nach Spuren einer Person, die nicht mehr existiert, die tot ist, vernichtet, um es genau zu sagen. Und wir hoffen, die Spuren hier zu finden.«
    »Eines Toten?«
    »Sie haben gut zugehört.«
    »Wer soll das denn sein?«
    Diesmal antwortete der Abbé. Er konnte seiner Stimme einen so wunderbar sanften Klang geben. »Wie gesagt, diese Person lebt nicht mehr. Als sie noch lebte, hörte sie auf den Namen Josephiel und trug auf dem Kopf ein Gehörn.«
    Der Abbé hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als Frappi reagierte. Er schoß von seinem Holzstuhl so hart in die Höhe, daß dieser beinahe umgekippt wäre. Zweimal öffnete er den Mund, um zu reden. Er suchte nach Worten. In seinen Gesichtszügen entdeckten wir eine Mischung aus Wut und Furcht.
    »Gehen Sie endlich!« keuchte er, »gehen Sie weg!« Er wies auf die Tür. »Sie brauchen hier nichts zu bezahlen, aber verlassen Sie mein Haus, auch Sie, wenn Sie ein Priester sind.«
    Bloch fühlte sich angesprochen. »Was ist los?« fragte er ruhig.
    »Weshalb dieser plötzliche Sinneswandel?«
    »Ich will, daß Sie gehen!«
    »Wegen Josephiel?«
    »Verlassen Sie mein Haus!« Silvio Frappi ließ nicht mit sich reden, und wir mußten der Aufforderung Folge leisten.
    Suko und ich machten den Anfang. Der Abbé ließ sich etwas Zeit und sprach Frappi noch einmal an. »Ich wünsche mir von ganzem Herzen, daß Sie Ihren Entschluß nicht bereuen.«
    »Keine Sorge, ich habe genau das Richtige getan.«
    »Wie Sie meinen.«
    Wir warteten vor dem Haus auf den Abbé. »Mit dem Mann ist nicht zu reden, tut mir leid.« Er hob die Schultern und sah leicht deprimiert aus. »Frappi hat Angst.«
    »Vor wem?« fragte Suko. »Wir haben ihm erklärt, daß es diesen Josephiel nicht mehr gibt.«
    »Hat er uns auch geglaubt?«
    »Warum sollte er das nicht getan haben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Bloch. »Unter Umständen kann er sich nicht vorstellen, daß ein Mensch einem Wesen wie eben diesem Josephiel überlegen ist. Wenn das zutrifft, muß er mit ihm schlimme Erfahrungen gesammelt haben.«
    »Ja und nicht nur er«, stimmte ich dem Abbé zu. »Möglicherweise alle hier in Trivino. Oder habt ihr den Eindruck, daß die Menschen wie normale Dorfbewohner reagieren.«
    »Dazu kennen wir sie zu wenig«, sagte Suko.
    Ich ließ das Argument nicht gelten. »Nein, nein, die hier haben schon seltsam ausgesehen. Man hat uns ängstlich beobachtet, man war schon feindlich, man hat gehofft, daß wir ihnen nichts tun.« Ich schaute auf das ehemalige Hotel. »Wie dem auch sei, wir werden versuchen, Spuren dieses Josephiel aufzunehmen.«
    »Indirekt«, sagte Suko. »Vergiß nicht, daß er nicht mehr lebt, aber sein Erbe noch existiert.«
    »Danach hätte ich Frappi gern gefragt«, sagte der Abbé. »Leider bin ich dazu nicht mehr gekommen.«
    Ich winkte ab. »Keine Sorge, wir werden dazu
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