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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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noch Gelegenheit bekommen.«
    »Und wohin jetzt?« fragte Suko.
    »Zunächst einmal aus dem Blickfeld des Signore Frappi. Ich kann mir denken, daß es sich wie ein Lauffeuer herumsprechen wird, daß Fremde nach Trivino gekommen sind. Möglicherweise sollten wir auf einem nicht so offiziellen Weg zurückkehren.«.
    »Dann müssen wir den Wagen verstecken.«
    »Suko, du sprichst mir aus der Seele.«.
    Ich brauchte mich nicht um die Fahrerei zu kümmern und konnte einen Blick auf das Hotel werfen, als wir starteten. Hinter einem Fenster entdeckte ich Silvio Frappi. Er schien Angst zu haben.
    Wir fuhren nicht wieder zurück, sondern den schmalen Weg weiter, der noch höher in die Berge führte. Wahrscheinlich würde er irgendwo oberhalb der Baumgrenze enden. So weit wollten wir allerdings nicht. Sobald die letzten Häuser hinter uns lagen, mußten wir einen Platz finden, wo der Wagen stehenbleiben konnte.
    Schon wenig später war kein Haus mehr zu sehen. Zudem nahmen uns die Bäume die Sicht, und sie würden sie den anderen Menschen ebenfalls nehmen.
    »Hier könnten wir mal schauen«, sagte Suko. Vor einer Kurve verringerte er das Tempo noch mehr.
    Das war gut so, denn plötzlich huschte von der rechten Seite her eine Gestalt heran und blieb mitten auf dem schmalen Weg stehen.
    Es war ein Kind, ein Mädchen, das wir kannten – die Tochter Silvio Frappis. Die Kleine breitete die Arme aus, auch ohne diese Geste hätten wir gestoppt.
    »Verflixt«, flüsterte Suko, »das ist doch…«
    »Und ob sie das ist.« Ich hatte bereits die Tür aufgestoßen und war aus dem Wagen gestiegen.
    Die Arme sanken nach unten. Plötzlich atmete sie heftig. Sie zitterte auch dabei. Ich schätzte sie auf ungefähr zwölf Jahre. Sie trug eine blaue Jeanshose und einen dünnen Pullover. Die langen Zöpfe und der übrige Haarschnitt ließen ihr Gesicht etwas viereckig erscheinen und machten die Stirn größer. Darunter wuchs eine schmale Nase. Dieses Kind hatte viel Ähnlichkeit mit ihrem Vater.
    »Jetzt hast du uns angehalten, Carla.« Ich hatte den Namen behalten. »Warum?«
    Sie schaute sich scheu um. »Ich müßte mich verstecken.«
    »Steig ein.«
    Sie nickte und kletterte neben den Abbé. Suko erkundigte sich, ob sie ein Versteck für den Wagen kannte, was sie bejahte. Wir brauchten nicht weit zu fahren, denn jenseits der Kurve führte eine schmale Schneise ein kleines Stück in den Abhang hinein. Der Frontera fand in der Lücke seinen Platz.
    Als der Motor verstummt war, kurbelte ich die Scheibe nach unten und drehte mich auf meinem Sitz. Der Abbé sprach bereits mit dem aufgeregten Mädchen. Seine ruhige Stimme nahm ihm die Angst. Noch hatte uns Carla nicht erzählt, weshalb sie uns angehalten hatte, dann aber platzte sie damit heraus. »Ich habe alles gehört. Ich habe zugehört. Ich weiß, weshalb Sie gekommen sind, und es ist gut.«
    »Warum ist es gut?«
    »Das Böse ist hier.« Carla schaute den Abbé aus ihren großen, dunklen Augen an.
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Die Leute sprechen davon.«
    »Welche denn?«
    »Alle.«
    Der Abbé nickte. »Haben sie es denn gesehen? Können sie sagen, wie das Böse aussieht?«
    Das Mädchen hob seine Schultern. »Das weiß ich nicht genau, Signore, wirklich nicht, aber ich kenne jemand, der Bescheid weiß. Es ist Luigi, er hat es gesehen.«
    »Tatsächlich?«
    Als Carla in die staunenden Augen des Abbé schaute, mußte sie einfach sprechen. »Ja, er hat es gesehen. Er hat seine Sense verloren und seinen Hund. Man hat Tomi den Kopf einfach abgeschnitten oder abgerissen. Es war schlimm für Luigi.«
    »Weißt du auch, wer das getan hat?«
    Sie nickte heftig. »Luigi hat es erzählt. Es sind… es sind …«, zunächst mußte sie Luft holen, und sie bewegte sich auch sehr unruhig. »Es sind zwei kleine Kinder gewesen, die die Kraft von Riesen hatten. Das hatte Luigi gesagt. Er ist geflohen, denn er hatte schreckliche Angst bekommen.«
    Volltreffer! Ich holte scharf Luft. Da hatte uns das Schicksal wirklich einen gütigen Wink gegeben, denn mit einer derartigen Aussage hatte ich nicht gerechnet. Ich fragte: »Sind die beiden Kinder noch hier?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wo denn?«
    »Genau weiß ich das nicht. Da gibt es das Kloster der Namenlosen Nonnen. Ich glaube, sie sind dort.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Die Leute sagen es.«
    »Kinder haben einen Vater«, sprach ich weiter, »und auch eine Mutter. Kennst du die Eltern?«
    Carla überlegte. »Eigentlich nicht so richtig.«
    »Aber halb
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