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0849 - Das letzte Siegel

0849 - Das letzte Siegel

Titel: 0849 - Das letzte Siegel
Autoren: W.K. Giesa
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mir anstellen - aber Küsse sind verboten. Überhaupt alles, wobei du mit deinen Igelstacheln meinem Luxuskörper zu nahekommst! So lange, bis du wieder ein schönes, glatt rasiertes Gesicht hast.«
    »Das ist nicht fair!«, protestierte er.
    »Gut, wenn du dir die Schweinsborsten nicht selbst absäbelst, werde ich Fooly bitten, sie dir abzuflammen.«
    »Heh! Bin ich eine gerupfte Gans, der man die Federreste wegbrennt?«
    »Such's dir aus, geliebter Chef.« Sie wandte sich zur Seite. Dort näherte sich die Katze. Ihr Anblick versetzte Zamorra einen leichten Stich. Das schwarze Jungtier mit den weißen Pfoten, das seltsamerweise durch geschlossene Türen und durch feste Wände gehen konnte, tauchte immer dann auf, wenn eines der Siegel zum Öffnen anstand. Danach, wenn das Abenteuer vorüber war, verschwand sie wieder, wohin auch immer.
    Nur ein einziges Mal war das anders gewesen: Als sie jüngst auf ihre merkwürdige Art mitteilte, dass Merlin im Sterben lag und dringend Hilfe benötigte. Danach war sie bis heute nicht wieder verschwunden, aber sie machte den Eindruck eines kleinen Häufchens Elend. Gerade so, als sei sie eng mit Merlin verbunden und bange um seine Genesung, wie es auch die anderen taten.
    Von dieser Bedrücktheit war jetzt allerdings nichts mehr festzustellen.
    Trotzdem bückte Nicole sich und nahm sie auf den Arm, um sie sanft zu streicheln. Die Katze, der bislang niemand einen Namen gegeben hatte, begann dankbar zu schnurren.
    »Du bist aber sehr tierlieb geworden«, stellte Zamorra fest. »Früher warst du nicht so freundlich zu der kleinen kühlschrankplündernden Bestie.«
    »Das ist keine kleine kühlschrankplündernde Bestie, sondern ein hilfloses kleines Kätzchen, das menschliche Wärme und Zuneigung braucht«, protestierte Nicole.
    Zamorra grinste. »Ich kannte mal jemanden, der war so tierlieb, dass er abends seinen Goldfisch mit ins Bett nahm zum Kuscheln und Streicheln.«
    Nicole verzog das Gesicht. »Und was ist aus ihm geworden?«
    »Er schied alsbald dahin und wurde als Ölsardine verkauft. Der Tierliebhaber, nicht der Goldfisch. Der war nämlich ein verwunschener Fischhändlerprinz.«
    »Aha«, machte Nicole. Nach einer Kraul- und Schnurrminute fuhr sie fort: »Während du dich mit Artimus in der Hölle vergnügt und deinen borstigen Bart gebürstet hast, habe ich mich hier um wichtigere Dinge gekümmert. Zum Beispiel um dein Auto.«
    »Danke. Und was ist dabei herausgekommen?«, fragte Zamorra. Er erinnerte sich, dass Nicole versprochen hatte, sich damit zu befassen, während er weg war.
    »Ein trauriges Ende für deinen 740i«, seufzte sie. »Als ich hinfuhr, flog das Ding gerade den Monteuren um die Ohren. Vermutlich eine Spätfolge der gestörten Elektronik. Der Werkstattmeister sagte, du könntest heilfroh sein, dass du auf dem Weg von Marseille hierher liegen geblieben bist.«
    Zamorra atmete tief durch. »Also war's das?« Schon beim Aufladen auf der Autobahn hatte der Fahrer des Abschleppwagens nach kurzem Durchchecken angedeutet, dass die Reparaturkosten wohl den Zeitwert erheblich übersteigen würden. Da nahm Zamorra schon innerlich Abschied von seiner BMW-Limousine.
    »Ich habe natürlich sofort versucht, Ersatz zu bekommen«, fuhr Nicole fort. »Aber Firma Barbaret S.A. hatte nichts vorrätig. Siebener gehen hier absolut nicht. Fünfer und Dreier immer.«
    »Ich bin aber was Größeres gewohnt.«
    Nicole grinste ihn an. »Weiß ich doch. Deshalb habe ich den Chef unter Druck gesetzt. Ich habe ihm gesagt, du würdest dann wohl zu Pierre Maublanc in Lyon wechseln, oder dich in Paris umsehen… oder sogar zu Mercedes zurückkehren beziehungsweise nach Rolls-Royce schielen. Wie auch immer, plötzlich hatte er einen Siebener greifbar Sogar in Silbermetallic wie dein jetzt ausgebrannter Schrotthaufen.«
    Sie hob die Katzénpf ote an und strich damit durch Zamorras Bart. Prompt verhakten sich die Krallen im dichten Gewirr der Haare. Verärgert ruckte die Katze ihre Pfote wieder frei und schenkte Zamorra einen recht bösen Blick, als trage er die Schuld am Verhaken.
    »Ist allerdings ein älteres Modell«, gestand Nicole ein. »Gleiche Baureihe wie dein bisheriger und entsprechend preisgünstig. Relativ wenig Kilometer auf der Uhr, kein Rost. Und keine acht Zylinder, sondern deren zwölf.«
    Zamorra schluckte. »Nicht schlecht«, stellte er fest. »Sieht nach einem guten Tausch aus. Ich dachte schon, ich müsste zigtausend Euro für einen modernen Ersatzwagen hinblättern,
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