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0847 - Duell der Mächtigen

0847 - Duell der Mächtigen

Titel: 0847 - Duell der Mächtigen
Autoren: W.K. Giesa
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forderte der Drache.
    Zamorra sah ihn überrascht an. Er erblickte in den großen, runden Augen etwas, das er da nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Fooly streckte ihm die Arme entgegen.
    Zamorra nickte und gab Merlin an den Drachen weiter.
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Fooly um und watschelte los. Zamorra straffte sich, versuchte seinen Körper etwas zu entspannen. Auch wenn Fooly mit seiner Drachenmagie zeitweilig etwas vom Körpergewicht des Sterbenden neutralisiert hatte, war Merlin doch zu einer enormen Belastung geworden. Der Professor fühlte sich jetzt unglaublich erleichtert, wenn auch nur körperlich. Geistig lastete Merlins Schicksal immer noch schwer auf ihm.
    Er folgte Fooly. Zweimal zögerte dieser, orientierte sich neu, schritt dann aber weiter seinem Ziel entgegen.
    Woher kannte er es?
    Wer zeigte ihm den Weg?
    Plötzlich blieb er vor einer seltsam schimmernden Fläche stehen. »Bitte«, krächzte er. »Bitte mach mir die Tür auf, Chef. Diesmal kann ich das nicht.«
    »Klar«, murmelte Zamorra. »Du kannst hier ja nicht über eine Mauer fliegen…«
    »Das ist es nicht«, sagte Fooly heiser. »Du benötigst eine Form der Magie, die ich nicht beherrsche.«
    »Magie?«, überlegte Zamorra. Er betrachtete die schimmernde Fläche. »Wo soll denn diese Tür sein? Ich kann sie nirgendwo sehen. Nur dieses Energiefeld.«
    »Berühre es«, forderte Fooly ihn auf.
    Seine Stimme erinnerte Zamorra plötzlich an Merlin. Da gab es eine gewisse Ähnlichkeit…
    Er streckte eine Hand vor. Funken sprühten um seine Finger, als er die Fläche berührte. Es kribbelte, als kröchen Ameisen darauf hin und her, und…
    Zamorra sah die Tür.
    Sie war ein Bestandteil dieser Schimmerfläche. Aber sie war nicht exakt räumlich fixiert, wich in der Fläche Zamorras Hand aus, glitt hin und her. Dann wieder schien sie in unendlichen Weiten zu verschwinden, zoomte wieder heran… aber Zamorra war nicht in der Lage, sie zu öffnen.
    Eine Form der Magie, die ich nicht beherrsche , hatte Fooly gesagt!
    Merlins Magie. Natürlich.
    Zamorra löste sein Amulett vom Silberkettchen um seinen Hals. Merlin hatte dieses Amulett vor fast einem Jahrtausend geschaffen, als er einen Stern vom Himmel holte und aus der Kraft einer entarteten Sonne diese zauberkräftige, handtellergroße Scheibe schuf. Merlins Magie, Merlins Amulett…
    Als Zamorra die schimmernde Fläche damit berührte, geschah überhaupt nichts. Die Tür in ihr war immer noch nur sichtbar, wurde aber nicht greifbar.
    Es war also nicht das Amulett.
    »Worauf wartest du?«, drängte Fooly. »Er hat vielleicht noch eine Minute zu leben, eher weniger!«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Merlin durfte nicht sterben. Es durfte nicht alles umsonst sein! Der Schwarzblütige, der ihm die Sichel durch den Hals gezogen hatte, durfte nicht triumphieren!
    Außerdem war Merlin ein Freund. Er war mehr als nur Zamorras Mentor, er war mehr als der Auftraggeber, der oft genug Befehle erteilte, ohne sie zu begründen oder nötiges Hintergrundwissen zu liefern, nach dem Motto »Friss oder stirb«. Er war viel mehr. Er war trotz allen Ärgers, den er zuweilen in dem Meister des Übersinnlichen auslöste, Zamorra Freund.
    Und Freunde ließ man nicht einfach sterben.
    Was aber konnte er jetzt noch tun?
    Merlins Zauber… Merlins Machtspruch?
    Zamorra wandte ihn an. »AnaTh na-trac'h - ut vas bethat - doc'h nyell yenn vvé!«
    Noch zweimal musste er ihn wiederholen. Dann konnte er die Tür plötzlich öffnen und stieß sie nach innen auf.
    Eine kleine Kammer befand sich darin, mit einer Liege. Fooly legte den Sterbenden darauf ab und trat wieder zurück. Im nächsten Moment klappte die Liege hoch, brachte Merlin in eine stehende Position und glitt in Richtung Wand, um mit ihm darin zu verschwinden.
    Fooly atmete tief durch. Funken stoben vor seinen Nüstern.
    »Das war knapp«, stieß er hervor.
    Zamorra nickte nur. Er fühlte sich jetzt auch innerlich erleichtert. Er hatte getan, was er tun konnte, und musste jetzt darauf hoffen, dass Merlins Wunde hier verheilte.
    »Wenn es nicht schon zu spät war«, sagte Fooly leise.
    Zamorra starrte ihn entgeistert an. »Du meinst…?«
    »Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte der Drache. »Entweder ist er bereits tot, oder er wird leben. Ich möchte aber nicht darauf wetten. Und wenn er gesund wird, wird es lange dauern, sehr, sehr lange.«
    »Woher weißt du das?«
    »Er hat es mir gesagt.«
    ***
    Sie verließen Caermardhin. Zamorra dachte über Foolys Worte nach.
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