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0845 - Treibgut der Sterne

Titel: 0845 - Treibgut der Sterne
Autoren: Unbekannt
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tauchte flackernd, immer wieder aus der dreidimensionalen in die zweidimensionale Form zurückspringend, der Oberkörper Sols auf, ihres Sohnes.
    „Patty! Jason will in den SNACKER! Und eben hat Borstian die Klimaanlage mit dem Hammer repariert."
    „Verstanden! Wenn Jason in der Nähe ist, sage ihm, daß ich noch immer der Kommandant bin. Ich bin in zehn Minuten in der Zentrale! Verstanden, Sol?"
    „Verstanden, Chef."
    „Gut. Und sonst gibt es keine Hiobsnachrichten?"
    Sol kicherte anzüglich. Er war der jüngste an Bord, aber seine angeborene Intelligenz machte ihn auf ganz spezielle Art den anderen ebenbürtig.
    „Nein. Noch nicht. Aber ich bin sicher ..."
    „Ich auch!" bestätigte Patricia und schaltete die Verbindung ab. Dieses fliegende Wrack sorgte ununterbrochen für böse Überraschungen.
    Alle erdenklichen Schotte schlossen schlecht oder nicht mehr, und Schweißarbeiten waren kaum möglich. weil die Umwandlungsanlage nicht mehr mit ihrer alten Kapazität arbeitete.
    Was sie alle brauchten, war eine Generalüberholung.
    Sie würde teuer sein und lange dauern, und niemand hatte die geringste Idee, wovon es bezahlt werden sollte.
    Und ... würden die Laren und die Überschweren, obwohl offenbar im Rückzug begriffen, ihnen nicht doch noch einen Strich durch die wirre Rechnung machen? Immer stärker wurde das Gefühl in Patricia, daß dies der letzte Flug oder ein Flug in den Tod werden würde.
    Mit lauwarmem Wasser und bröckelig gewordener Reinigungspaste wusch sich die Chefin flüchtig die Hände, dachte einige Sekunden sehnsuchtsvoll an weiße Hosenanzüge und ein Essen bei Kerzenlicht, an einen sandigen Strand und schäumende Brandungswellen, dann stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen einen leisen Fluch aus.
    „Es muß einfach weitergehen!"
    Sie dachte an den wuchtigen. safeartigen Gegenstand, den sie aus dem Orbit eines Mondes geborgen hatten.
    Die Kiste, wie sie das Ding nannten. Sie konnte voller Gold sein, voller teurer Kleinstinstrumente oder leer. Oder voller Papier.
    Alles war möglich. Inzwischen schickte sich dieser wahnwitzige Jason wohl an, mit dem durchlöcherten Raumanzug und einem viel zu geringen Vorrat an Atemluft, in den SNACKER einzudringen.
    Die Chefin stand auf, schenkte ihrer armseligen Kabine kaum einen Blick und tippte prüfend erst an das Glas des Indikators.
    Noch gab es auf dem Korridor Atemluft. Sie trat hinaus und ging die fünfzehn Meter bis zur Zentrale.
    Argwöhnisch betrachtete sie die geflickten Rohre und die verschiedenfarbigen Kabel, die immer schlampiger repariert worden waren, weil die Ersatzteile und das Isoliermaterial immer weniger geworden waren.
    Am gesündesten waren noch die Schiffsmaschinen und die Einrichtungen der Zentrale. Dies sprach eindeutig dafür, daß die terranischen Schiffsbauer es verstanden hatten, hochwertige Technik zu beherrschen.
    Einst war die LOTOSBLUME die „SK-8909" gewesen, das starke, schnelle und hervorragend ausgerüstete Beiboot eines Superschlachtschiffs. Aber da fast jede Möglichkeit, Ersatzteile zu bekommen, seit mehr als einem Jahrhundert nahezu ausgeschlossen war, hielten „Büroklammern, Kaugummi und Isolierband das Schiff zusammen", wie Knothe es ausdrückte.
    Er kannte die LOTOSBLUME noch als funkelndes, fast neues Schiff. Er kannte auch sämtliche Stadien des unaufhaltsamen Verfalls.
    Kreischend bewegte sich das Schott. Gerade so weit, daß Patricia seitlich durch den Spalt gleiten konnte.
    Sie hatten nicht einmal mehr Spezialpaste für die Regeneration wartungsarmer Kunststoffgelenke.
    Mit einem Kreischen in anderer Tonart schloß sich das Schott wieder. Jason Wisenth stand neben dem Kartentank und sah Patricia entgegen.
    „Ich denke, wir sollten es riskieren!" sagte er und deutete auf den Raumanzug, der vor ihm lag.
    Es war das modernste Gerät, das es gegeben hatte - vor hundert Jahren. Jetzt sah es aus wie ein Sack mit stählernen Ringen und ledernen Bändern.
    „Ich denke aber, daß es zu riskant ist. Wir bleiben nicht lange im Normalraum. Jason!" beharrte Patricia.
    Ihr Mund war schmal geworden. Sie wußte, daß es zwei Parteien, innerhalb der winzigen Besatzung des Schiffes gab.
    Jede fürchtete, daß die gegnerische Partei versuchen würde, sie zu übervorteilen. Aber die Not und die Gefahren, die unvermutet zuschlugen, hielten die brüchige Freundschaft der fünf Leute zusammen.
    „Patricia! Geistesrätin!" lächelte Jason. Er konnte manchmal unwahrscheinlich charmant sein.
    „Wir müssen dieses
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