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0838 - Welt ohne Himmel

0838 - Welt ohne Himmel

Titel: 0838 - Welt ohne Himmel
Autoren: Volker Krämer
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Zamorras Schulter. »Ehe du dir jetzt den gleichen Unfug auf die verschiedensten Fragestellungen anhören musst, lass dir erklären: In der Datenbank unseres Computerfreundes hier fehlen die 33:17 komplett. Nicht etwa, weil der Spider sich in dieser Zeit anscheinend selbstständig gemacht hätte, nein… es gibt sie einfach nicht. Und nun frag mich bitte nicht, wie so etwas zu erklären wäre. Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur eines ziemlich sicher. Das ist keine Funktionsstörung, kein Absturz oder eine ähnliche Geschichte.«
    Artimus machte eine kurze Pause. Dann sprach er aus, was er sich ja selbst noch nicht hatte eingestehen wollen. »Jeder popelige Rechner hat heute ein Netz mit doppeltem Boden, wenn du verstehst, was ich meine. Du kannst ihn noch so brutal abwürgen - fährst du ihn wieder hoch, dann wird er dir sicher nicht so einen Blödsinn erzählen, wie der Meegh-Computer das jetzt bei uns tut. Und dieser Rechner ist den terranischen doch wohl himmelhoch überlegen. Kaum anzunehmen, dass er bei einem kurzzeitigen Ausfall die Ausfallzeit leugnen würde.«
    Zamorra versuchte den Gedankengängen des Physikers zu folgen, doch noch hatte er nicht verstanden, worauf van Zant hinaus wollte.
    »Denk nach, Zamorra. Wäre es möglich, dass dieses Schiff 33 Minutenlang tatsächlich nicht existent war? Das es in diesen knapp 2000 Sekunden zu etwas anderem wurde? Ich spekuliere hier nur, aber…«
    Zamorra betrachtete den Freund mit Verwunderung. Artimus van Zant war längst nicht mehr der Mann, als den der Franzose ihn kennen gelernt hatte. Zu viel war seit den Tagen geschehen, in denen der Wissenschaftler die Existenz von Magie und außerirdischen Intelligenzen hatte akzeptieren müssen. Sein Weltbild war so oft vollkommen auf den Kopf gestellt worden… manch andere Persönlichkeit wäre daran sicher zerbrochen. Doch Artimus war an diesen Dingen gewachsen, hatte Schicksalsschläge und große menschliche Verluste in Energie und Weiterentwicklung umgesetzt. Zamorra nahm sich vor, dem Freund bei passender Gelegenheit - in einer der wenigen stillen Stunden vielleicht, die man bei einem Glas Wein oder Whisky miteinander verbrachte - dies deutlich zu machen. Wahrscheinlich würde er nur abwinken, einen Witz aus der Situation machen.
    Doch genau das machte ihn ja auch aus.
    Und ab und an tat es jedem gut, wenn man ihm Freundschaft und auch Bewunderung einmal klar und offen zum Ausdruck brachte. Auch daran krankte diese Zeit - den meisten Menschen fiel schon bei dem Gedanken an so offene Worte ein Zacken aus ihren Kronen. Dabei konnten eben diese Worte doch so gut tun, vielleicht sogar tiefe Wunden heilen helfen.
    »Deine Spekulation macht mich reichlich nachdenklich, Artimus. Könnte sein, dass du der Wahrheit da viel näher gekommen bist, als du ahnst. Aber um das alles in die entsprechenden Schubladen zu bekommen, werden wir wohl um eine Sache nicht umhin kommen. Oder siehst du das anders?«
    Der Physiker schüttelte den Kopf.
    »Himmelfahrtkommando Andromeda. .. klingt nach einem B-Science-Fiction-Film - B steht für billig.« Artimus' Lachen klang ein wenig zu gekünstelt. »Na, besser als für böses Ende.«
    Zamorra quälte sich ein Lächeln ab. Nachdenklich betrachtete er den raumumspannenden Bildschirm der Spider-Zentrale, der nun dunkel und irgendwie bedrohlich erschien. Was würden sie auf dieser Multimediawand zu sehen bekommen, wenn sie das Zielgebiet am Rand von M31 erreicht hatten?
    Himmelfahrtskommando…
    Die Gefahr war groß, dass daraus weit mehr wurde.
    Vielleicht sogar eine rasende Höllenfahrt…
    ***
    Hobbler glaubte, dass er hier und jetzt ersticken musste…
    Dankbar registrierte er, dass die speckigen Finger, die sich da vor seinen Mund pressten, sauber waren. Vor allem - sie stanken nicht nach Nahrung oder Schweiß. Dennoch würden sie ihn umbringen. Hier, mit beiden Händen in die Wandmulden gekrallt, schwebend zwischen zwei Ebenen. Kein wirklich übler Tod für einen Gangläufer. Besser, als von Gahbur gemeuchelt zu werden.
    Gahbur…
    Hobblers Blick ging in die Höhe. Das fahle Ganglicht hatte nicht die Kraft, um bis hier nach unten zu leuchten. Doch Hobbler sah die kreisrunde Öffnung… und er hörte die nagelnden Stiefel Gahburs. Seine Augen waren weit aufgerissen, als der Mörder näher und näher kam, und für einen Sekundenbruchteil erkannte er die fliehende Kutte seines Verfolgers, der mit einem weiten Satz über die Öffnung im Boden hinwegsetzte.
    Weiter… lauf doch
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