Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0834 - Shaos Ende?

0834 - Shaos Ende?

Titel: 0834 - Shaos Ende?
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ich war völlig abhängig, ich habe vor meinem Mann auf den Knien gelegen, und eines Tages traf ich Tatjana. Ich berichtete ihr von meinem Schicksal und erfuhr, daß sie auf der Suche nach Gleichgesinnten war. Sie gab mir in langen Gesprächen den Mut zurück, sie sprach von einer anderen Welt. Ich hörte ihr fasziniert zu, und sehr bald schon stand mein Entschluß fest, eine Hexe zu werden. Tatjana freute sich. Wir blieben zusammen, wir erlebten die Weihe, bei der ich Blut trank, ihr Blut, vermischt mit dem Saft des Teufels, und zum erstenmal fühlte ich mich stark.«
    »Was hast du getan?«
    »Ich ging zurück zu meinem Mann.«
    »Oh, das wundert mich.«
    »Anders, als du es dir vorgestellt hast, Sinclair, ganz anders. Ich kam zu ihm, er war wieder betrunken, er schlug mich, ich sollte mich wieder vor ihm hinknien und ihn um Verzeihung bitten. Tat ich es nicht, wollte er mir das Gesicht zertreten. Das alte fette Gesicht, das hat er wörtlich zu mir gesagt.«
    »Und Sie haben sich das nicht gefallen lassen, denke ich.«
    »Richtig.« Sie nickte. »Sehr richtig, sogar.«
    »Was taten Sie?«
    Ihr Lächeln zeigte einen nahezu teuflischen Genuß, als sie sich erinnerte. »Ich hatte ein Geschenk mitgebracht, ein wunderschönes Geschenk zum Abschied. Nur ahnte er davon nichts. Ich kniete also vor ihm und holte das Geschenk«, sie deutete auf sich, »unter diesem Mantel hervor. Weißt du, was es war?«
    »Nein!«
    Der Mund verzog sich noch mehr. Die Antwort war kaum zu verstehen. »Es war ein Messer, ein herrliches Messer mit einer sehr langen und stabilen Klinge. Und dieses Messer rammte ich ihm in den Bauch. Einfach so, verstehst du?«
    »Ja - ich begreife.«
    »Ich habe ihn getötet. Ich kniete vor ihm und stieß das Messer in die Höhe. Kannst du dir vorstellen, wie er aussah, wie es in meinem verdammten Zimmer aussah?«
    »Natürlich«, flüsterte ich. »Das brauchst du nicht erst zu beschreiben. Meine Phantasie reicht da völlig aus.«
    »Na bitte. Mir ging es gut. Ich fühlte mich als die Siegerin und hätte am liebsten noch viel schlimmere Dinge mit ihm angestellt, aber ich dachte nüchtern und verließ die Wohnung.« Sie preßte die freie Hand vor die Lippen und fing an zu kichern. »Deine Kollegen, die Bullen, suchen noch immer nach dem Killer. Sie werden ihn nicht finden, sie werden überhaupt keine Chance haben, denn ich und auch meine anderen Freundinnen stehen unter Tatjanas Schutz. Es war einfach die große Hexenprobe, und ich habe sie mit Auszeichnung bestanden.«
    Vor mir saß also eine Mörderin, und ich war nicht mal sonderlich überrascht, denn Hexen gehörten nun mal nicht zu den Kreisen unserer Gesellschaft. Ein ähnliches Schicksal wie sie hatten wohl auch die anderen Freundinnen der Tatjana hinter sich. Wahrscheinlich mußte das auch so sein, um Hexe zu werden.
    Ich trank mein Glas leer und beobachtete die Frau dabei. Ihr Mund zeigte ein verklärtes Lächeln, wahrscheinlich war sie stark mit ihrer Erinnerung beschäftigt, aber das brachte mich in meinem Fall nicht weiter.
    »Hexen können hexen, wie ich aus eigener Anschauung weiß. Bei dir muß ich allerdings feststellen, daß dich Tatjana ziemlich kurzgehalten hat. Oder hat sie dich und deine Freundinnen in die schwarzen Künste eingeweiht?«
    »Noch nicht.« Und das sagte sie ganz locker, als wäre es überhaupt nicht tragisch. »Aber sie wird es tun, sie hat es uns versprochen, und wir sind es gewohnt, daß sie ihre Versprechen hält. Auch wir werden die Leiter nach oben klettern, denn es ist der Teufel, der sie stützt.«
    »Auch er ist nicht allmächtig.«
    »Für uns schon.«
    Ich zog meine Stirn kraus. »Weißt du eigentlich, weshalb Yannah unter anderem gestorben ist?«
    »Ja, weil dein Freund sie…«
    »Quatsch«, unterbrach ich sie. »Das ist alles Quatsch. Sie starb unter anderem daran, daß sie mächtiger werden wollte als dein Herr, der Teufel. Sie hat sich vorgenommen, die stärkste Person überhaupt zu werden. Sie wollte eine irrsinnige Macht, und sie hat sich voll und ganz verrechnet, aber das ist Vergangenheit.«
    »Die wieder zurückgeholt wird, darauf kannst du dich verlassen, Sinclair.«
    »Meinst du?«
    »Ja!«
    »Kennst du die Vergangenheit?«
    »Man hat sie mir erklärt!«
    »Richtig?«
    Sie starrte mich an. »Wie meinst du das?«
    Ich lächelte kantig. »Könnte es denn nicht sein, daß alles eine Lüge ist, ein Bluff?«
    Clara war überrascht. »Wieso das?«
    »Ja, wäre es nicht möglich, daß euch Tatjana in die Irre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher