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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs
Autoren: Jason Dark
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fiel gegen die Wand, stieß sich nicht mehr von ihr ab, sondern brach stöhnend zusammen.
    »Du auch?« fragte ich den Henker und zielte mit der Beretta auf sein Gesicht.
    Goddem war von der Rolle. Er wusste nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Die Pistole in meiner Hand verunsicherte ihn ebenso wie seine beiden Helfer, die verletzt am Boden lagen und ihre Hände gegen die Wunden gepresst hielten.
    »Ich habe dir versprochen, Goddem, dass du mich nicht töten kannst. Ich brauche nur meinen rechten Finger zu bewegen, dann wird es dich nicht mehr geben.«
    Er wich zurück. An sein Schwert dachte er nicht mehr. Es war plötzlich wertlos geworden und diente ihm praktisch nur mehr als Stütze. Seine Augen bewegten sich, das Feuer malte verschiedenfarbige Schattenlichter auf sein Gesicht, aber aufgeben wollte er nicht.
    Das hatte er noch nie getan, und er knurrte mich an wie ein Tier. Ich blieb vor ihm stehen. »Du wirst jetzt dein Schwert fallen lassen!« befahl ich ihm. »Danach werden wir diese Stätte verlassen und dorthin gehen, wo sich der König von England befindet. Ich bin ihm noch etwas schuldig und werdeihm die Rose übergeben, denn ich brauche sie nicht mehr.«
    Der Henker überlegte.
    Ich streckte den rechten Arm noch weiter vor, sodass er in die Mündung schauen konnte.
    »Nun…?«
    »Ich werde mein Schwert mitnehmen.«
    Es gibt gewisse Punkte, wo man sich entscheiden muss. Der Henker war so auf sein Schwert fixiert, dass er lieber in den Tod gehen würde, als es zu verlieren, und wenn er es wegsteckte, konnte es mir eigentlich nicht mehr gefährlich werden.
    »Ja, du kannst es mitnehmen.«
    Sein Körper straffte sich, bevor er seinen Arm bewegte. Ich hatte ihm das Rückgrat nicht gebrochen, und was mit seinen Soldaten geschehen war, kümmerte ihn nicht.
    Obwohl er eine Pistole nicht kannte, hatte er begriffen, welche Gefahr sie darstellte, und ich brauchte sie auch nur in die entsprechende Richtung zu bewegen, damit er Bescheid wusste.
    Er drehte sich um und ging auf die Tür zu. Seine Schergen würdigte er mit keinem Blick. Ihr Jammern begleitete uns auch dann noch, als wir den Gang erreicht hatten, ihn durchschritten und dort stoppten, wo eine breite Treppe begann.
    Sie führte in die Höhe, und der Widerschein mehrerer Fackeln tanzte über die Stufen hinweg. Am Ende der Treppe öffnete der Henker eine Tür und schaute sich kurz um.
    Ich stand dicht hinter ihm. Er sah die Pistole und mein grinsendes Gesicht.
    »Du weißt Bescheid – nicht?«
    Er ging weiter.
    Zum ersten Mal erlebte ich die Festung Dürnstein, wie sie einmal gebaut worden war. Keine Pracht, alles war sehr kahl. Ich sah nur wenige Möbelstücke in den breiten Gängen stehen. Durch schmale Fenster oder auch nur Schießscharten drang das Licht ziemlich gebündelt und malte geometrische Figuren auf das glatte Gestein des Bodens. Bei manchem Blick durch eine der Luken sah ich auch den Fluss, der sich durch das Wachautal wälzte. Bei seinem Anblick dachte ich daran, dass er etwas Ewiges an sich hatte.
    Wir mussten noch zwei weitere Treppen hoch, bis wir vor einer breiten Tür stehen blieben, die von zwei Soldaten bewacht wurden.
    Sie bewegten sich nicht, als der Henker die Tür öffnete und die dahinter liegende Halle betrat.
    Auch sie war sehr kahl, denn ich sah nur zwei schmale Sitzbänke an den Wänden.
    Durch große Fenster fiel genügend Licht. In der Mitte der Halle stand Richard Löwenherz. Er wirkte etwas verloren und klein, aber über seine Lippen drang ein überraschter Schrei, als er uns eintreten sah. Zögernd trat er auf uns zu, schüttelte den Kopf und schaffte es endlich, eine Frage zu stellen.
    »John, du lebst?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich besser bin als dieser verdammte Henker.«
    »Aber wie denn?«
    Ich winkte ab. »Das spielt nun keine Rolle mehr. Ich lebe, und das allein zählt.«
    Der Henker war stehen geblieben. Er beäugte meine Pistole mit misstrauischen Blicken. Ich aber griff mit der freien Hand in meine Tasche und holte die Rose hervor. Ich reichte sie dem König.
    »Für mich?«
    »Ja, du sollst sie behalten. Du wirst sie ehren und achten. Sie wird die Jahrhunderte überleben und niemals verblühen, denn sie ist mit der Kraft des großen Merlin gefüllt. Sie ist mein Geschenk an dich. Vielleicht erinnerst du dich hin und wieder an mich, denn ich kann den Lauf der Dinge nicht aufhalten, Richard. Wir sind seelenverwandt, ich habe das Kreuz, und du wirst deines noch finden, das weiß ich sicher. Das Kreuz
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