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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs
Autoren: Jason Dark
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zahlreiche Opfer erlebt haben, denn was ich an dunklen Flecken auf seiner Oberfläche sah und sich in das Material teilweise hineingesaugt hatte, war kein Öl, sondern Blut.
    Auch der Lehm des Untergrunds war mit diesen Flecken regelrecht übersät, und nicht weit entfernt stand ein Eisenkorb, in den die Köpfe der Delinquenten hineinfielen. Der Korb war aus schrägen Stäben hergestellt worden. Als ich ihn mir genauer anschaute, sah ich, dass an den Stäben noch die Haare der bedauernswerten Opfer klebten.
    Ein kalter Schauer rann mir über den Körper. Er blieb auch, als ich den Todesraum durchsuchte und dort stehen blieb, wo mich eine gewisse Kühle traf, weil ich direkt unter der Öffnung stand, durch die der Rauch verschwand.
    Es war eine gute Lage, denn ich entdeckte plötzlich eine zweite Tür rechts von mir. Sie war in die Mauer eingelassen, nicht sehr hoch. Wer normal hindurchgehen wollte, der musste schon ein Liliputaner sein. Ich ging hin, drückte dagegen, konnte sie aber nicht öffnen. Sie bewegte sich nicht einmal.
    Ich konnte mir vorstellen, dass durch diese Tür die Körper der Opfer geschafft wurden, aber ich wollte nicht derjenige sein, der als Nächster hinausgeschafft wurde.
    Noch blieb es still. Der Henker ließ mich warten und schmoren. Er bestimmte den Zeitpunkt der Hinrichtung, aber er gab mir auch Zeit und Gelegenheit, über einen Plan nachzudenken.
    An den Geruch – eine Mischung aus Blut und Pechgestank – hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Nur die leichten Kopfschmerzen waren nicht zu vertreiben, aber das ließ sich aushalten.
    Ich besaß die Beretta und mein Kreuz!
    Damit konnte ich schon etwas anfangen, und mir fiel ein, dass auch die Rose in meiner Innentasche steckte. Ich holte sie hervor und schaute sie an.
    Mochte sie sein, wie sie wollte, sie war für mich ein Wunderwerk der Natur. Da hatte Merlin etwas Kostbares geschaffen, und wieder einmal strich ich über die fleischigen Blütenblätter, die sich gleichzeitig samtig zwischen meinen Fingern anfühlten.
    Etwas blitzte tief im Innern der Blütenblätter. Zuerst dachte ich an eine Täuschung, an einen verirrten Reflex, dann schaute ich genauer nach und entdeckte, dass ich mich keinesfalls geirrt hatte.
    Auf dem Grund des Blütenkelches befand sich so etwas wie ein kleiner Spiegel.
    Mein Mund wurde trocken, ich tauchte wieder in die Rose hinein und versuchte dabei, den betäubenden Duft zu ignorieren, denn dieses helle Etwas war viel wichtiger.
    Es war ein Spiegel, eine Leinwand. Es war eine Projektion, und sie zeigte ein Bild aus meiner Zeit. Nicht nur eine leere Umgebung, sie war mit Menschen gefüllt.
    Suko – Chandler – Iris?
    Ich hielt den Atem an, denn ich hatte in den kleinen, sich dort abzeichnenden Gestalten die drei tatsächlich erkannt. Sie befanden sich nicht hier in dieser Zeit, sie standen noch mit beiden Beinen in ihrer Welt, und mich durchlief plötzlich ein kalter Schauer.
    War die Rose die Lösung? Würde sie mir den Weg zurück zeigen können? War sie es, die es geschafft hatte, die Zeiten zu manipulieren? Das wäre Merlin zuzutrauen gewesen, denn er konnte mit der Zeit spielen.
    Mein Schicksal hatte ich vergessen. Die Rose und das Bild bildeten die Basis.
    Ich brauchte den Kontakt mit meinen Freunden. Aber wie? Konnte ich es überhaupt schaffen, diese Brücke der Zeit überwinden? Eigentlich war sie ja nicht da, denn zwischen mir und ihnen befand sich ein ungemein tiefer Abgrund.
    Es musste zunächst eine Brücke gebaut werden.
    Durch mein Kreuz?
    Es war die einzige Möglichkeit. Kein Allheilmittel, fürwahr nicht, aber mit Kräften versehen, die von mir noch nicht völlig erforscht waren.
    Was wäre gewonnen, wenn ich durch das Kreuz Kontakt mit meinen Freunden in der neuen Zeit aufnehmen konnte? Ich wusste es nicht, aber es blieb die Hoffnung.
    Ich brauchte nur die Formel zu sprechen, um es zu aktivieren. Was dann geschah, beruhte auf Spekulation. Ich machte mir keine Vorstellungen darüber, wie…
    Meine Gedanken rissen.
    Die Tür war machtvoll aufgestoßen worden. Blitzschnell ließ ich die Rose unter meiner Jacke verschwinden. Zwei bewaffnete Schergen erschienen, bauten sich zu beiden Seiten der Tür auf und richteten die Spitzen ihrer Lanzen gegen mich.
    Ich ignorierte die beiden Gestalten, denn die dritte Person allein zählte.
    Es war der Henker!
    Goddem hatte sich nicht verändert. Er hatte darauf verzichtet, eine Kapuze über den Kopf zu streifen, er gab sich ungemein gelassen und zudem
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