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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs
Autoren: Jason Dark
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siegessicher, wie ich seinen Bewegungen entnahm. Er war nicht der Herzog oder der König, aber er ging so, als wäre er hier der große Herrscher. Tatsächlich war er der Herr über Leben und Tod.
    Einer der Soldaten schloss die Tür. Durch den dabei entstehenden Windzug fingen die Feuerzungen an zu tanzen und schufen ein zuckendes, unheimlich aussehendes Muster aus Rot und Schwarz.
    Ich erwartete den Henker des Herzogs!
    Sein Schwert hatte er bereits gezogen. Er hielt es in der rechten Hand und so weit gesenkt, dass die Klinge über den Boden schleifte und im Lehm eine Spur hinterließ.
    »Ich habe dir den Tod versprochen!« erklärte er mir. »Da nicht über dich Gericht gesessen wurde, werde ich die Exekution auch ohne einen richterlichen Spruch erfüllen.«
    »Was sagt der Herzog dazu?«
    »Mein Herr lässt mir freie Hand!«
    »Du hast schon oft gerichtet?«
    »Ja, sehr viele Männer und auch Frauen sind durch diese Klinge gestorben.« Er hob das Schwert an, um es mir zu zeigen. Die Klinge war in der Tat ziemlich schmal, auch sehr scharf, und der Widerschein der Flammen tanzte über sie hinweg.
    Wahrscheinlich hatte er mit dem ersten Anfall einer Angst gerechnet. Dochda konnte er sich nur wundern, denn ich nickte ihm zu.
    »Ich habe dieses Schwert schon einmal gesehen.«
    »Wo?«
    »In der Rose, in einem Bild, das vor mir schwebte. Dort zeichnete es sich ab, aber nicht in deiner, sondern in meiner Zeit. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht von hier bin. Das solltest du mir glauben. Und ich werde dir auch sagen, dass ich stärker bin als du. Dein Schwert kann mir keine Furcht einjagen. Diese Worte solltest du als Warnung verstehen, denn hier sterben werde ich nicht.«
    So etwas hatte Goddem von einem Delinquenten noch nie gehört.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte, und schaute sich ziemlich unsicher um. Das konnte mir natürlich nur recht sein. Er tat auch nichts, als ich die Rose hervorholte – ich hatte sie bei seinem Eintreten wieder schnell verschwinden lassen – und sie ihm präsentierte. »Hier habe ich dich gesehen, Henker – hier!«
    Er ging zurück, als würde er sich vor der Blume fürchten.
    »Willst du sie nicht nehmen?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Du kannst in sie hineinschauen. Dort siehst du etwas, das nicht in diese Zeit gehört. Es ist ein Vorgang, der sich in der Zukunft abspielt und…« Es hatte keinen Sinn für mich, noch weiter mit ihm zu reden, denn sein Gesichtsausdruck zeigte mir, dass er nichts begriffen hatte. Wie sollte er auch?
    Aber er besaß sein Schwert, und darauf verließ er sich voll und ganz. Mit einer sicheren Bewegung hob er die Waffe an, damit ich sie genau sehen konnte. »Du wirst dich hinknien!« befahl er mir.
    »Du wirst dich freiwillig vor den Richtblock knien und deinen Kopf so weit vorstrecken, dass er im Spalt liegt.«
    »Das werde ich nicht!«
    »Du wirst es tun!« Der Henker wollte kein Risiko mehr eingehen und gab seinen Schergen ein Zeichen.
    Sie hielten sich schräg hinter mir auf. Lautlos konnten sie sich nicht bewegen, ich hörte, wie sie ihren Standort verließen und sich mir näherten.
    Das Verlies war ziemlich groß. Ich hatte genügend Platz, um auszuweichen, und ich war vor allen Dingen schneller als die beiden Kerle, die von ihren Brustpanzern in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt waren.
    Plötzlich stand ich an der Wand, blickte gegen die Spitzen der Lanzen, aber sie schauten in die Mündung der Beretta, mit der sie bei Gott nichts anfangen konnten.
    »Wenn ihr nicht stehen bleibt, seid ihr tot!«
    Sie hatten die Drohung gehört, allein, sie beachteten sie nicht. Der rechte von ihnen hob seinen Arm, er wollte die Lanze auf mich schleudern, mich vielleicht nur verletzen, doch auch das konnte ich nicht zulassen. Vom Licht der Fackeln kaum irritiert, drückte ich den Abzug nach hinten, und dann löste sich der Schuss.
    Die Kugel traf haargenau.
    Sie riss dem Schergen das rechte Bein zur Seite. Er schrie wild auf, vollführte einen regelrechten Bocksprung und fiel wimmernd zu Boden. Sein Kumpan war entsetzt und griff mich direkt an, um die Lanze durch meine Brust zu stoßen und mich so an der Wand festzunageln.
    Wieder feuerte ich.
    Diesmal erwischte die Kugel den Schergen im rechten Arm. Ziemlich hoch, fast an der Schulter, und sie sorgte dafür, dass er seine Waffe nicht mehr halten konnte. Zwar stolperte er noch nach vorn, aber die Lanzenspitze senkte sich dem Boden entgegen, und ich ging mit einem schnellen Schritt zur Seite.
    Der Mann
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