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0828 - Der Henker des Herzogs

0828 - Der Henker des Herzogs

Titel: 0828 - Der Henker des Herzogs
Autoren: Jason Dark
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die Haut auf, als wären sie nur dünnes Papier. Im Freien hätte Sheila sicherlich das dabei entstehende Zischen gehört. So aber sah sie nur den zittrigen Qualm, der nach oben stieg und sich über dem Kopf des Henkers sammelte.
    Der Henker hatte sein Schwert verloren. Die Masse arbeitete bereits an seinen Beinen, wo sich ebenfalls die Haut löste und der Schleim begann, die Knochen zu zerstören.
    Auch sie konnten dem Schleim nichts entgegensetzen. Er löste alles auf, sogar Metall, denn das Schwert des Henkers hatte seine feste Form längst verloren und war zu einer weichen Masse geworden, die sich immer mehr zusammenzog.
    Der Henker verging, Sheila schaute zu, und sie wusste nicht, wen sie jetzt getötet hatte.
    War es eine Gestalt aus der Vergangenheit oder letztendlich doch Harold Quentin?
    Wie dem auch sei, sie war außer Lebensgefahr, während der Henker in der Blase immer mehr zusammenschrumpfte, weil sich sein Körper von zwei Seiten zugleich auflöste.
    Einmal sackte er oben zusammen, und zum anderen verkürzte die magische Flüssigkeit seine Beine immer weiter. Er hockte bereits am Boden, er war ein Häufchen Elend, das starb, und Sheila wusste noch immer nicht, ob sie richtig gehandelt hatte.
    Sie fühlte sich aufgelöst und den Tränen nahe. Immer wieder zuckte ihr Mund, sie zog die Nase hoch, schrie plötzlich auf, als sie die Berührung an der rechten Hand verspürte.
    Bill stand neben ihr.
    Er war aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht, hatte noch Mühe, sich auf den Beinen zu halten, aber er gab nicht auf. Das Kinn war blaugrün angelaufen, sein Grinsen wirkte verzerrt und unecht, aber er lobte seine Frau.
    »Du bist super gewesen, Sheila.«
    »Nein – ich habe getötet.«
    »Das war nötig.«
    Sheila ließ es zu, dass Bill ihr die Goldene Pistole aus der Hand nahm. »Der Rest ist meine Sache«, sagte er.
    Die Frau nickte. Sie wusste, dass die Pistole den Schleimklumpen auch zerstören konnte. Die einzige Chance, diese Blase aufzuhalten, abgesehen vom Kreuz des Geisterjägers John Sinclair.
    Der Henker war nicht mehr als eine Masse. Knochige Finger pressten sich gegen einen Totenschädel, als hätte sich der Henker im letzten Augenblick noch vor dem Grauen schützen wollen.
    Es war nicht möglich gewesen. In der sich am Boden gebildeten Lache schwammen die Reste seiner Kleidung, auch die seiner Waffe, und die Knochen schaukelten ebenfalls auf der Masse.
    Bill Conolly wartete ab.
    Er beobachtete, während sich Sheila zur Seite gedreht hatte und gegen die Regale starrte.
    Eine halbe Minute verging.
    Dann hörte sie ein leises Zischen.
    Sie drehte den Kopf und sah, wie der aus der Pistole herausjagende Bolzen haargenau das tödliche Oval traf.
    Es platzte auseinander, es erklang ein Klatschen und dann war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Nur ein feuchter Rest lag auf dem Boden, der bald kristallisieren würde wie bei einem Ghoul.
    Bill steckte die Waffe weg und drehte sich zu seiner Frau um.
    »Was haben wir getan, Bill?« flüsterte sie.
    »Das Richtige, hoffe ich.«
    »Aber er ist vernichtet.«
    »Ich weiß.«
    »Wer war er?«
    Der Reporter hob die Schultern. »Ich kann es dir nicht genau sagen, aber in diesem Fall ist alles möglich. Wenn ich sage, ich verstehe das alles, würde ich lügen.«
    »Ja, ich auch. Aber es muss Harold gewesen sein. Harold Quentin in einer anderen Gestalt, einem Mann aus der Vergangenheit. Ich – ich – kann mir nichts anderes vorstellen, obwohl ich dafür einfach keine Erklärung finde.«
    Bill wechselte das Thema und erkundigte sich nach Bea.
    »Ich habe sie weggeschickt.«
    »Das war gut.«
    »War es das wirklich? Willst du ihr sagen, was mit ihrem Mann geschehen ist?«
    Als hätte sie Bea Quentin damit ein Stichwort gegeben, erschien sie plötzlich an der Tür. Sicherlich hatte sie eine ganz andere Frage stellen wollen, nach dem ersten Blick in den Kellerraum aber weiteren sich ihre Augen. Sie sah zwei Personen, die dritte aber fehlte.
    »Wo – wo – ist er?« hauchte sie. »Meine Güte, wo befindet sich Harold?«
    Sie glaubte noch immer daran, dass der Henker ihr Mann gewesen war.
    »Er ist nicht mehr hier, Bea.«
    »Ging er fort?«
    Sheila schüttelte den Kopf.
    »Wo ist er dann?« Bea schaute sich um und hob in hilfloser Verzweiflung die Schultern. »Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben. Nein, das kann er nicht.«
    Bill übernahm es, der Frau gewisse Dinge zu erklären. Er ging vorsichtig auf sie zu und gab Acht, nicht auf den Scherben auszurutschen. Als
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