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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea
Autoren: Andreas Balzer
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Land.
    Maji-Maji.
    James spürte, wie es ihm kalt den Rücken herunterlief. Offenbar waren hier Kräfte am Werk, von denen er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Aber er würde nie darüber schreiben können, wenn er sich in der Fachwelt nicht komplett lächerlich machen wollte. Er konnte ja noch nicht einmal einen unterbelichteten Dorfshefiff davon überzeugen.
    Verdammt!
    »Darf’s noch was sein?« James hatte den zahnlosen Kellner gar nicht kommen sehen. Jetzt stand er weniger als einen halben Meter vor ihm und starrte ihn an. Aus einem unerfindlichen Grund rieb er immer noch an dem Glas, das inzwischen schon ganz voller Fusseln war. »Mister, noch einen Drink?«
    »Nein, danke«, sagte James.
    Er fühlte sich auf einmal sehr müde. Er griff sich sein Jackett, legte einen Schein auf den Tresen und nickte zum Abschied den beiden Prostituierten zu, die ihn erwartungsvoll anlächelten. Doch ihm war heute Abend nicht mehr nach Gesellschaft zumute. James wandte sich zur Tür - als er plötzlich erstarrte.
    Professor Zamorra!
    James hatte vor einigen Jahren bei dem französischen Parapsychologen eine Vorlesung zum Thema »Die Magie des schwarzen Kontinents. Fakten, Mythen, Vorurteile« gehört. Die offene Art, mit der sich der europäische Wissenschaftler afrikanischer Stammesmagie näherte, hatte den Gaststudenten aus Tansania tief beeindruckt. Und unter den Studenten kursierten Gerüchte, denen zufolge der Parapsychologe nicht nur ein Theoretiker war, sondern sich auch praktisch mit Magie beschäftigte. Einige behaupteten sogar, er sei eine Art Dämonenjäger.
    Zamorra würde ihm vielleicht glauben. Aber James brauchte etwas, um den Professor davon zu überzeugen, dass er nicht nur ein Spinner war, der sich mit wüsten Spekulationen wichtig machen wollte.
    Die Autopsieberichte!, schoss es James plötzlich durch den Kopf. Wenn es ihm gelang, an die Berichte zu kommen, die bewiesen, dass hier mehrere Dutzend Menschen auf höchst unnatürliche Weise ums Leben gekommen waren, erlangte er sicherlich Zamorras Aufmerksamkeit.
    Doch Dr. Gwassa würde ihm die Papiere bestimmt nicht freiwillig geben. James hatte den Arzt vor einigen Wochen kennen gelernt, als er sich nach einem Insektenstich eine Infektion zugezogen hatte. Gwassa war ein stadtbekannter Säufer, aber in seinem Job war er stets korrekt. Also musste sich James etwas einfallen lassen, um sich die Dokumente in einem unbeaufsichtigten Moment »auszuleihen« und zu kopieren.
    Lächelnd wandte sich der Historiker an den zahnlosen Barkeeper: »Geben Sie mir noch zwei Flaschen von dem Whisky.«
    James bezahlte eine absurd hohe Summe, nahm den billigen Fusel und verließ die Bar in Richtung Krankenhaus. Er hatte an diesem Abend noch etwas vor.
    ***
    Nicole Duval stöhnte, als sie die schmale Gangway hinunterstieg. Ihr Gesicht hatte eine ungesunde Färbung angenommen.
    »Soll ich dich tragen?«, spottete Professor Zamorra, obwohl auch er heilfroh war, wieder am Boden zu sein.
    »Danke, geht schon. Nur die Loopings bei der Landung habe ich nicht vertragen.«
    »Äh, das waren keine Loopings…«
    »Fühlten sich aber so an«, stöhnte Nicole. »Gott, ist mir schlecht!«
    Eigentlich waren Zamorra und Nicole berufsbedingt außerordentliche Vielflieger, Flugangst war für sie ein absolutes Fremdwort. Und der Air-France-Flug bis zur inoffiziellen Hauptstadt Dar es Salaam [1] war auch völlig unproblematisch verlaufen.
    Das hatte sich mit dem Weiterflug nach Songea schlagartig verändert. Der Pilot einer obskuren Inlandsfluglinie hätte mit seinen ebenso unerwarteten wie unsinnigen Flugmanövern selbst Charles Lindbergh das Fürchten gelehrt. Zu allem Überfluss war kurz vor der Landung eine fremde Maschine direkt auf sie zugeschossen und sie waren nur haarscharf einer Katastrophe entgangen. Der Luftraum über Afrika galt als der gefährlichste der Welt, und jetzt wusste Zamorra auch, warum.
    Der Flughafen von Songea bestand aus kaum mehr als einem Rollfeld und einer abbruchreifen Baracke. Sie hatten ihr Gepäck gerade in Empfang genommen, als ein junger, hoch aufgeschossener Schwarzer auf sie zueilte.
    »Professor Zamorra?«, rief er.
    Der Parapsychologe nickte. »Und das ist meine Sekretärin und Lebensgefährtin Nicole Duval.«
    »Willkommen in Tansania«, sagte der junge Mann und schüttelte erst Nicole und dann Zamorra herzlich die Hand. »Ich bin James Mutombo. Hatten Sie einen guten Flug?«
    »Es geht«, sagte Zamorra diplomatisch. »Immerhin sind wir heil
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