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0827 - Der Dämon von Songea

0827 - Der Dämon von Songea

Titel: 0827 - Der Dämon von Songea
Autoren: Andreas Balzer
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angekommen.«
    »Das ist ja schon mal was. Afrika kann einem das Fliegen ziemlich verleiden.«
    »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Nicole schnippisch.
    »Glauben Sie mir, hier am Boden ist es sehr viel sicherer.«
    Zamorra hatte da seine Zweifel, wenn er an den bizarren Tod der Dorfbewohner dachte, aber er erwiderte nichts. Die Autopsieberichte, die der Historiker ihm zugefaxt hatte, reichten, um ihn in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen.
    James Mutombo schnappte sich Nicoles Koffer und deutete zum Ausgang. »Da draußen steht mein Wagen.«
    Das Fahrzeug erwies sich als altersschwacher Ford Taunus, der in Europa jedem Schrottplatz Schande gemacht hätte. Aber in Tansania galt die Rostlaube durchaus als vorzeigbares Gefährt, wie ihnen der junge Afrikaner versicherte.
    »Dagegen war der Flieger ja ein echtes Schmuckstück«, stöhnte Nicole so leise, dass es der Historiker nicht hören konnte und setzte sich mit Todesverachtung in den Fond. Zamorra nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Der Motor keuchte und hustete kurz, als Mutombo den Zündschlüssel umdrehte, dann bewegte sich der Taunus ruckelnd vorwärts.
    »Baujahr 1975, den kriegt so schnell nichts kaputt«, sagte der Historiker stolz.
    »Offensichtlich«, entgegnete Zamorra skeptisch, während das abenteuerliche Gefährt von einem Schlagloch zum nächsten rumpelte.
    Zum einen fühlte er sich hier unwohl; andererseits war es etwas absolut anderes als die Abenteuer, die ihn in den letzten Tagen und Wochen in Atem gehalten hatten. Der Vampir Don Jaime, der behauptete, Zamorras Bruder zu sein, das mitunter seltsame Geschehen um den Unsterblichen Millings, und schließlich Armakath, die Weiße Stadt in der Hölle…
    Aber da war auch der immer unwiderstehlicher werdende Drang, das nächste Siegel des rätselhaften Buches zu öffnen… Fünf von dreizehn Siegeln waren bereits offen, aber die anderen warteten noch auf ihn!
    Er verdrängte die Gedanken an diese Dinge, so gut es ging. »Sie glauben also, dass es einen Zusammenhang zwischen der Ermordung der Dorfbewohner und der Legende um diesen Weißen Zauberer gibt?«
    »Ich weiß, das klingt ziemlich unwahrscheinlich, aber Sie haben damals immer gesagt, dass wir auch für das Unwahrscheinliche offen sein müssen, wenn es für ein Problem keine wahrscheinliche Lösung gibt. Ihre Vorlesung gehörte zu den Höhepunkten meines Studiums.«
    »Oh, vielen Dank«, sagte Zamorra.
    Er selbst konnte sich an James Mutombo kaum noch erinnern. Es gab einfach zu viele Studenten, die seine Gastvorlesungen oder gelegentlichen Blockseminare besuchten, als dass er sich alle Gesichter hätte merken können. Offenbar hatte er selbst auf den jungen Afrikaner einen ungleich größeren Eindruck gemacht.
    Zamorra hatte die Zeit bis zum Abflug genutzt, um sich etwas in die Geschichte des Landes einzuarbeiten und die Datenbank des Châteaus nach Einträgen über den Weißen Zauberer zu checken. Doch er hatte nicht den geringsten Hinweis gefunden.
    »Ich habe von diesem Ferdinand von Hardenberg noch nie etwas gehört«, bekannte er freimütig.
    »Das hat niemand«, erklärte Mutombo. »Zumindest nicht in Europa. Nicht nur die Kolonialbehörden haben sorgfältig alle Spuren getilgt, Hardenbergs eigene Familie hat seine Existenz verleugnet und alle Hinweise auf ihn aus der offiziellen Familienchronik verschwinden lassen. Doch afrikanische Geschichtsschreibung funktioniert anders. Hier lebt das Vergangene in den Erzählungen der Alten fort. Als ich bei meinen Nachforschungen zufällig auf die Legende vom Weißen Zauberer gestoßen bin, habe ich nicht locker gelassen, bis ich im Bezirksarchiv Dokumente aufgestöbert habe, die bei der großen Säuberungsaktion offenbar übersehen worden waren. Und die lassen keinen Zweifel daran: Der Weiße Zauberer hat existiert.«
    »Und jetzt befürchten Sie, er könnte zurückgekehrt sein, um sich an den Nachfahren seiner Mörder zu rächen?«
    »Klingt ziemlich überdreht, oder?«
    »Nicht unbedingt. So etwas hat es durchaus schon gegeben«, sagte Zamorra. »Möglicherweise haben wir es aber auch mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun, die den Maji-Maji-Kult wiederbeleben wollen. Wissen Sie zufälligerweise, was damals mit Hardenbergs Leiche geschehen ist?«
    »Keine Ahnung. Die Dokumente sagen darüber nichts aus. Wahrscheinlich liegt er auf dem alten Kolonialfriedhof.«
    »Dann fangen wir dort an.«
    »Und wir sollten herausfinden, wer die nächsten Opfer sein könnten«, schaltete sich Nicole von der
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