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0823 - Monster-Engel

0823 - Monster-Engel

Titel: 0823 - Monster-Engel
Autoren: Jason Dark
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geworden.
    Bis zur Dämmerung wartete er ab.
    Als die ersten Grillen anfingen zu zirpen und die Vögel mit ihrem schrillen Schlafgesang begannen, setzte sich die menschliche Bestie in Bewegung und schlich durch den hinteren Garten auf das kleine Haus zu, das sein Vater angebaut hatte. Es diente als Geräteschuppen. Die Felder der Familie lagen weiter draußen. Dort wurde Mais angebaut, aber man behielt die Ernte nicht, sondern legte sie zusammen mit denen der anderen Farmer.
    Der gesamte Gewinn wurde geteilt.
    Die Tür war nicht abgeschlossen, das hatte er sich schon gedacht. In den Jahren hatte sich hier nichts verändert, und auch im Haus herrschte noch immer derselbe Geruch.
    Seine Mutter liebte Lavendel, damit sprühte sie die Wäsche ein, und der Duft ließ sich nicht mehr vertreiben.
    Die Möbel waren ebenfalls die von früher. Er kannte sich aus, und er schlich die schmale Treppe hoch zu seinem Zimmer.
    Als er die Tür öffnete, überkam ihn die Wut. Trotz der Dunkelheit sah er, dass nichts mehr so war, wie es eigentlich hätte sein sollen. Man hatte die gesamten Möbel ausgeräumt und sie wahrscheinlich irgendwo verbrannt, als wollte man einen bösen Geist vertreiben. Sogar der Teppich war entfernt worden. Seine Füße standen jetzt auf dem blanken Boden. Und wie hatte er den alten Indianerteppich geliebt.
    Wut und Hass durchströmten ihn – und auch die Kälte, die ihm sagte, dass Luzifer bei ihm war.
    Er ging bis zum Fenster vor, stellte sich daneben und schaute nach draußen.
    Jenseits des Vorgartens lief die Straße entlang, über die seine Familie kommen würde, wenn sie das Haus betreten wollte. Leeland erinnerte sich genau an das Ritual. Nach dem Kirchgang trennte man sich und ging zu Bett. Die Eltern in ihrem Zimmer, die Geschwister in die anderen Räume.
    Wenn alle schliefen, wollte er zuschlagen.
    Noch musste er warten.
    Es machte ihm nichts aus. Falco war innerlich zu einem Eisblock geworden. Die seelenlose Kälte des größten aller Engel hatte auch ihn erfasst und sämtliche Empfindungen auf der positiven Seite ausgeschaltet. Er musste sich und Luzifer etwas beweisen, und so würde er die Familie nicht davonkommen lassen.
    Die Zeit kroch dahin, und die Dunkelheit nahm zu. Hier in der sehr klaren Luft wirkte sie wie ein blaues Tuch, das sich allmählich über das Land legte und die Häuser zu klumpigen Schatten werden ließ. Es brannten nicht viele Lichter im Ort, nur dort, wo sich die Kirche befand, leuchtete es kräftiger.
    Von dort mussten sie kommen.
    Falco Leeland wartete. Er hatte sich auf den Boden gesetzt und den Hinterkopf gegen die Wand gelehnt. Seine Gedanken irrten von der Familie weg zu einer Person hin, die er sich noch holen würde, zu Kate Duvall. Sie war wichtig, denn sie hatte ihn nicht erhört, und dafür sollte sie leiden.
    Flüstern, schreien, töten – in dieser Reihenfolge würde ihre Vernichtung ablaufen.
    Er freute sich schon darauf und spielte sogar mit dem Gedanken, zuerst zu ihr zu gehen, denn ihre Familie lebte noch in Summerfield, danach hatte er sich erkundigt.
    Es war zu spät, außerdem würden die Seinen bald zurückkehren, und dieser Gedanke ließ die Erwartung wie einen Fieberschauer in ihm hochsteigen.
    Er ahnte die Stimmen mehr, als dass er sie hörte. Lautlos schraubte er sich vom Boden hoch, warf einen vorsichtigen Blick durch die Scheibe und sah sie einträchtig zusammen.
    Die heile Welt, die liebe Familie…
    Zum Kotzen fand er es, und sein Mund öffnete sich wie ein Maul. Er fühlte sich von ihnen abgekapselt, aber die Kälte im Innern, die nahm ihm niemand.
    Er lachte leise.
    Unten hörte er die Eltern und Kinder, die den Vorgarten durchquerten.
    Falco riskierte es, die Tür vorsichtig zu öffnen, deshalb vernahm er auch die Stimmen.
    Man verabschiedete sich voneinander und wünschte sich gegenseitig eine gute Nacht. Der Vater bat den Rest der Familie noch, für den verlorenen Sohn zu beten, und bei diesem Wunsch hätte der Lauscher fast einen Tobsuchtsanfall erlitten. Beten – dieses Wort wirkte auf ihn wie das Wasser auf das Feuer.
    Die Familie verteilte sich.
    Die »Kinder«, auch schon erwachsen, gingen nach oben. Die Eltern schliefen unten.
    Türen schlugen leise zu. Man wusste in diesem Hause schließlich, was sich gehörte.
    Auch Falco hatte seine Tür geschlossen. Obwohl es ihn drängte, gab er ihnen noch eine halbe Stunde, damit sie auch einschliefen. Der erste Schlaf war der tiefste. Zumindest drei von ihnen sollten daraus nicht mehr
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