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0821 - Wo die Totenlichter leuchten

0821 - Wo die Totenlichter leuchten

Titel: 0821 - Wo die Totenlichter leuchten
Autoren: Jason Dark
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mich von dem unheimlichen Vorgang zu stark ablenken. Feiner Schweiß lag auf meiner Stirn. Ich schaute dem wandernden Licht nach, das einen Bogen schlug und in meine Nähe geriet.
    In meine Nähe!
    Für einen winzigen Moment erschien ein Bild vor meinen Augen.
    Es lag noch nicht lange zurück. Ich sah mich auf dem Hochsitz hocken und in das Gelände schauen. Ich hatte den Friedhof überblicken können, ich hatte erlebt, wie der Hund auf das lichterfüllte Areal zugelaufen war und sich dann, kaum dass er es erreicht hatte, auflöste.
    Auflösen!
    In das Licht geraten!
    Noch hatte ich Glück, doch der direkte Schein der Laterne kam näher, zu nahe.
    Ich sprang zurück.
    Im selben Augenblick hörte ich einen fauchenden Laut. Wahrscheinlich hatte ihn der Unheimliche mit der Laterne ausgestoßen, ich wusste es nicht.
    Ich hatte das Gefühl, von einem eisigen Totenhauch an der linken Hand erwischt zu werden. Während ich zurücksprang, schaute ich mir meine Hand an. Dieser kalte Hauch, der über die Haut geweht war, hatte etwas bewirkt.
    Sie war… nein, sie war nicht verschwunden!
    Für einen Moment hatte ich gedacht, sie wäre dabei, sich aufzulösen, denn alles sah so anders aus, so weißgelb, leichenhaft, als wäre mein Arm dabei, allmählich abzusterben.
    Ich hielt den Atem an, zog den Arm zurück und atmete dann auf.
    Die Hand war noch da.
    Und auch die bleiche Farbe verschwand wieder. Völlig normal wuchs die Hand aus dem Gelenk hervor. Sie ließ sich auch bewegen, aber ich ging sicherheitshalber noch einen Schritt zurück, weil ich auf keinen Fall zu nahe an diesem Areal stehen wollte.
    Es war die Grenze. Es war eine andere Welt geworden. Erfüllt von einem grüngelben Geisterlicht. Die Laterne, die der Knöcherne in der Hand hielt, strahlte das Licht ab, das bis zu meinen Füßen reichte.
    Ein letztes Kribbeln fuhr über meinen Rücken, dann hatte ich den Schock verdaut und konnte mich wieder auf die Gestalt konzentrieren, die die Laterne hielt.
    Ein grünes Skelett, eine Kutte, leere Augenhöhlen, die trotzdem nicht leer waren, so paradox das auch klingen mochte. In ihnen sah ich ebenfalls das seltsame Flimmern, und ich entdeckte es auch auf den Knochen, die mir trotz allem so blank vorkamen, als hätte man sie nachträglich poliert.
    Ich saugte die Luft ein.
    Der Laternenmann hob sein Licht an, als wollte er mich besonders anleuchten, aber der Schein fiel eigentlich nur gegen seine Gestalt.
    Ich spürte, dass mir diese Gestalt überlegen war. Sie ignorierte mein Kreuz, und es gab keine Grenzen, die sie aufgehalten hätten.
    In diesem Fall war ich einfach ratlos, und ich musste mit ansehen, wie sich das Licht genau an den Stellen intensivierte, an denen ich die Schatten gesehen hatte.
    Mittlerweile hatten sie ihre Gestalten zurückerhalten. Ich sah Menschen und Tiere.
    Eine Frau, eine Katze, einen Hund, noch einen Hund, und ich entdeckte auch den, der zuletzt auf den Friedhof gegangen war und sich dort aufgelöst hatte.
    Sie alle kehrten zurück, begleitet vom Licht der alten Laterne, die ihnen ein unheimliches Leben eingehaucht hatte. Sie existierten, aber sie lebten nicht richtig. Sie waren da, sie pendelten, sie bewegten sich an der Grenze zu einem fremden Totenreich, und auch der Laternenmann bewegte sich.
    Er schleuderte seinen Arm vor.
    Und mit ihm zuckte auch der Schein der Laterne auf mich zu. Er überwand die Grenze.
    Ich warf mich zurück, etwas blendete mich, dann fiel ich zu Boden, und plötzlich verlosch die Welt um mich herum. Eine nicht erklärbare Macht riss mich in den tiefen Tunnel der Bewusstlosigkeit.
    Die anderen aber hatten freie Bahn…
    ***
    Der Förster saß hinter dem Steuer seines Geländewagens und sprach kein Wort. Mit stumpfen Blicken verfolgte er den Lichtteppich der Scheinwerfer, der über den holprigen Pfad tanzte und die Büsche rechts und links zu bleichen Gespenstern machte.
    Sehr hoffnungsvoll wirkte der Mann nicht, aber das hatte der Inspektor auch nicht erwartet. Für Suko stand fest, dass diese Vorgänge im Leben des Mannes einen tiefen Einschnitt hinterlassen hatten, und er war froh darüber, dass sich Wayne Turney dazu aufgerafft hatte, endlich aus sich herauszugehen und die entsprechenden Personen zu alarmieren.
    Suko fragte sich allerdings, wie es ihnen gelingen sollte, diesen Spuk, zu stoppen. Immer wieder kehrte das Bild zurück, als der Hund auf den geisterhaften Friedhof lief, noch einmal kurz aufstrahlte und sich dann auflöste.
    Er fand keine Erklärung. Er war
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