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0821 - Wo die Totenlichter leuchten

0821 - Wo die Totenlichter leuchten

Titel: 0821 - Wo die Totenlichter leuchten
Autoren: Jason Dark
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fürchten sich vor diesem… diesem Friedhof?« fragte er mich verwundert. »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind doch Menschen, die sich wehren können, denke ich. Sie haben es in der Hand.«
    »So einfach ist das nicht. Auch wir haben unsere Probleme, das müssen Sie mir glauben. Wir werden nach den Ursachen forschen und dann sehen, wie es weitergeht. Sie, Wayne, haben uns doch erklärt, dass der verschwundene Hund nicht tot ist.«
    »Das stimmt. Er… er kehrt sicherlich zurück, und zwar noch in dieser Nacht. Ich habe immer das Gefühl, als wollten diese Gespenster noch Abschied von ihren anderen Leben nehmen.«
    »Kannten Sie den Hund?«
    Der Förster senkte den Kopf. »Ja, ich habe ihn gekannt. Er hat einem Bekannten gehört. Der Mann besitzt die einzige Tankstelle in Hillgate. Der Hund hat das Areal quasi immer bewacht, aber das wird er wohl nicht mehr tun.«
    »Können wir davon ausgehen, dass er wieder an seinen ursprünglichen Wohnort zurückkehrt?«
    »Ja, das können wir.«
    »Dann müssten wir auch die Tankstelle im Auge behalten«, sagte Suko.
    »Richtig. Willst du das übernehmen?« fragte ich ihn.
    »Mach ich. Wie heißt der Besitzer?«
    »Stephen Donner«, sagte der Förster.
    Ich schaute Suko an. »Sollen wir uns schon jetzt trennen?«
    »Das heißt, du willst dir den Platz, wo der Friedhof war, allein anschauen?«
    »So ungefähr.«
    »Meinetwegen.« Er blickte auf die Uhr. »Es ist ja noch früh. Gerade mal neun. Sagen Sie, Wayne, können wir damit rechnen, dass die Wesen gegen Mitternacht erscheinen?«
    »Nein, die halten sich an keine bestimmte Uhrzeit. Aber Mitternacht ist ein guter Zeitpunkt.«
    »Okay, dann machen wir es so, dass Sie mich zu dieser Tankstelle bringen und mich vorstellen«, entschied Suko. »Ich möchte nämlich nicht dort hereinplatzen und Mr. Donner vor vollendete Tatsachen stellen.«
    Turney hatte noch einen Einwand. »Wie kommen Sie denn zurück nach Hillgate, Mr. Sinclair?«
    »Machen Sie sich da keine Sorgen. Ich bin gut zu Fuß, und allzu weit ist es nicht.«
    »Gut«, sagte der Förster, der Mühe hatte, zu sprechen. »Dann wünsche ich Ihnen viel Glück.«
    »Das kann ich gebrauchen, danke. Wo finde ich Sie?«
    »In meinem Haus.«
    »Okay, Sie warten.«
    Ich klatschte noch gegen Sukos angehobene Hand und machte mich auf den Weg.
    Obwohl der Friedhof nicht mehr zu sehen war, hatte mich doch eine sehr tiefe Spannung gepackt. Ich fieberte schon jetzt einer Begegnung mit dem Laternenmann entgegen…
    ***
    Das Gras schleifte an meinen Hosenbeinen entlang. Das Geräusch des Landrovers war verstummt, und Wayne Turney und Suko mussten sich längst in Hillgate befinden.
    Ich war allein in dieser finsteren Nacht, die mich wie ein schwarzer Schleier umgab. Sie gehörte zu den Nächten, in denen sich selbst die Gestirne hinter den dunklen Wolken versteckt hielten, als wollten sie das Elend der Welt nicht sehen. In den großen Städten wurde es nie richtig dunkel, das war hier auf dem Land anders, denn künstliches Licht schimmerte nur in Hillgate, und dieser Ort lag hinter dem runden Hügelbuckel versteckt.
    Ich war glücklicherweise nicht nachtblind, und so konnte ich mich einigermaßen orientieren. Der Friedhof lag noch immer vor mir, nur war er nicht zu sehen, aber ich hatte den kahlen Krüppelbaum, an dem ich mich orientieren konnte. Er würde irgendwann aus der Dunkelheit wie ein starres Schattengespenst erscheinen.
    Natürlich waren meine Sinne gespannt, denn mit einer Gefahr oder einem plötzlichen Angriff musste ich immer rechnen. In der Dunkelheit konnte sich vieles versteckt halten, das nur darauf lauerte, sich auf einen Gegner zu stürzen.
    Wer immer die Kräfte waren, die gegen mich standen, ich musste einfach davon ausgehen, dass sie mich erwischten, auch wenn sie sich noch in ihrer Welt verborgen hielten.
    Zwei Welten, die sich an einem bestimmten Punkt überlappten, das schien mir des Rätsels Lösung zu sein. Zum einen die Welt der Lebenden, zum anderen die der Geister, nicht der Toten, denn meiner Ansicht nach hatte das Jenseits seine Pforten nicht geöffnet.
    Ich hatte es hier mit einem anderen Phänomen zu tun.
    Ich hörte meine eigenen Schritte, hin und wieder auch das dünne Rascheln des Grases, wenn es an meinen Beinen entlangschleifte.
    An einigen Stellen hörte ich auch ein leises Fiepen oder Kreischen.
    Ich wusste genau, dass es Mäuse waren, die ihren Weg durch das dichte Gras suchten.
    Noch war ich nicht so weit
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