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0821 - Wo die Totenlichter leuchten

0821 - Wo die Totenlichter leuchten

Titel: 0821 - Wo die Totenlichter leuchten
Autoren: Jason Dark
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dass es Dinge gibt, die wir mit unserem normalen menschlichen Verstand nicht erklären können.«
    »Ja, das sehe ich auch so, obgleich es mir schwer gefallen ist, wie Sie sich bestimmt denken können.«
    »Da ist etwas!« Sukos flüsternde Stimme unterbrach unsere theoretischen Betrachtungen, und sofort waren wir angespannt.
    Zugleich hoben wir die Gläser. Ich schaute wieder zum. Baum hin, sah ihn, aber ich sah ihn anders, denn über sein nacktes Geäst hatte sich ein grüngelbes Leuchten gelegt. Es umgab ihn wie ein Schleier, aber es war nicht aus dem Nichts gekommen, sondern hatte eine Quelle.
    Sie befand sich schräg unter dem Baum.
    Und wir sahen zum ersten Mal das Skelett!
    ***
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an, denn es war auch für mich etwas Neues, dieses Wesen zu Gesicht zu bekommen. Zum Glück hatte uns der Förster hervorragende Gläser besorgt, so konnte ich diese Gestalt sehen, als stünde sie zum Greifen nahe vor mir.
    Ein Skelett, von dem ich eigentlich nur den grüngelben, knochigen Schädel sah. Der Körper war umhüllt von einer Kutte, über deren Stoff ebenfalls das fahle Licht glitt und sich in zahlreichen Falten fing, die das Gewand geworfen hatte.
    Der Unheimliche stand da wie ein Wächter aus dem Totenreich.
    Der linke Arm war fest gegen den Körper gepresst. Aus dem Ärmel schaute eine Knochenhand hervor, deren blanke Finger im Gegensatz zu der linken nichts festhielten, denn das Skelett schwang mit der linken Hand eine alte Sturmlaterne, deren Licht einen Großteil der Umgebung erfasste.
    Zwischen Suko und mir zitterte der Förster. Wir hören sogar das leise Klappern seiner Zähne, und auch das Glas vor seinen Augen lag nicht mehr ruhig. »Es ist tatsächlich gekommen«, hauchte er.
    »Verdammt noch mal, es ist tatsächlich da!«
    »Sie haben doch darauf gewartet«, sagte Suko.
    »Ja, aber jetzt habe ich Furcht.«
    Wir konnten es ihm nicht verdenken, und ich war gespannt, ob sich auch der Friedhof zeigte, von dem Wayne Turney schon einige Male gesprochen hatte.
    Ja, er war da.
    So schnell, dass ich sein Auftauchen nicht einmal mitbekommen hatte. Es war kein großer Friedhof, aber die wenigen Grabsteine waren im Licht gut zu erkennen. Es war möglich, dass sich genau an dieser Stelle ein magischer Schnittpunkt der Zeiten befand und die Gegenwart der Vergangenheit hatte weichen müssen.
    Dass es so etwas gab, wussten wir, und durch das Auftauchen der Grabsteine waren auch meine letzten Zweifel beseitigt worden.
    Es gab diesen Friedhof, es gab das Skelett, und nun wusste ich, dass uns Wayne Turney nicht grundlos geholt hatte. Hier gab es für uns etwas zu tun.
    Sekunden reihten sich aneinander und wurden zu Minuten.
    Nichts tat sich mehr auf dem seltsamen Friedhof. Vier Grabsteine, ein altes Kreuz, der Laternenmann, das alles wirkte auf mich wie ein schauriges Bühnenbild.
    Keine Bewegung, die Ruhe und Stille waren schon frappierend.
    Mir schien es so, als hätte das Skelett seine Aufgabe erfüllt, aber dem war angeblich nicht so.
    Der Förster ließ sein Glas sinken. Selbst in der Dunkelheit sahen wir den Schweiß auf seinem Gesicht. Mit einem bunten Tuch wischte er ihn ab. Einige Male holte er Luft, räusperte sich, dann konnte er sprechen. Seine Stimme krächzte dabei. »So ist es immer gewesen. Das Skelett erschien zuerst, danach sah ich plötzlich die Grabsteine, und dann… dann war alles anders.«
    »Wie anders?«
    »Das kann ich nicht genau sagen. Aber es wird etwas passieren. In der Nacht, in der diese Szene auftaucht, wird jemand verschwinden, wobei ich nicht sagen kann, ob es sich dabei um einen Menschen oder um ein Tier handeln wird.«
    »Hoffen wir, dass es ein Tier ist.«
    »Und dann?«
    »Nichts.«
    Diese Antwort hatte Wayne Turney überrascht. »Wollen Sie denn überhaupt nichts dagegen unternehmen, John?«
    »Doch.«
    »Und was, bitte?«
    »Können Sie uns sagen, Wayne, wie weit wir zu laufen haben, um den Friedhof zu erreichen?«
    Wayne Turney erstarrte beinahe vor Ehrfurcht. »Sie… Sie wollen tatsächlich hin?«
    »Wie weit ist es?«
    »Ich kann es auch nicht genau sagen. Wenn Sie sich beeilen, zehn Minuten vielleicht.«
    Suko ließ sein Glas sinken. »Dann sollten wir uns beeilen und gehen.«
    »Ja, das meine ich auch.«
    Genau in diesem Augenblick hörten wir das Bellen. Wir sahen auch, dass sich der Förster erschreckte. Einen Lidschlag später stand er von der hölzernen Sitzfläche auf und deutete über das Geländer hinweg. »Diesmal ist es ein Hund. Da, sehen
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