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0821 - Wo die Totenlichter leuchten

0821 - Wo die Totenlichter leuchten

Titel: 0821 - Wo die Totenlichter leuchten
Autoren: Jason Dark
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unsere Erwartungen übertroffen.«
    »Aber eine Lösung haben Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Ich dachte es mir.« Er griff in die Tasche und holte eine flache Flasche hervor. Als er sie schüttelte, gluckerte es. »Bester Whisky«, erklärte er. »Ich trage ihn immer bei mir, wenn ich des Nachts unterwegs bin. Möchten Sie auch einen Schluck?«
    Er hielt uns die Flasche hin, und ich nickte.
    Suko lehnte ab.
    Ich trank aus der Flasche. Der Whisky war wirklich ausgezeichnet, ein feiner Stoff, der sich warm in meinem Magen ausbreitete.
    Wir standen neben dem Hochsitz und verschmolzen mit dem Schatten des Waldes. In unsere Nase drang der Duft der Nadelbäume, aber auch Laubwald wuchs hier, nur wenige Schritte von uns entfernt.
    Wayne Turney hatte getrunken und setzte die Flasche wieder ab.
    »So«, sagte er, »mich würde interessieren, wie es weitergehen soll. Sie haben jetzt alles gesehen und mitbekommen, wie der Hund urplötzlich verschwand und sich auflöste.«
    »Genau das ist das Problem«, sagte Suko.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie uns nicht erzählt, Wayne, dass damit noch nicht alles beendet ist.«
    Der Förster nickte heftig. »Genau darauf wollte ich hinaus. Man könnte jetzt annehmen, dass es den Hund nicht mehr gibt. Ein Irrtum, Sie werden ihn noch einmal sehen. Er wird Stunden später zurückkehren und als Geisterhund durch die Landschaft huschen. Er lebt nicht mehr, doch er ist auch nicht tot. Das ist so ähnlich wie ein lebender Toter, zu dem man wohl Zombie sagt – oder?«
    »Ja.«
    Turney schaute auf die Flasche, als wollte er darüber nachdenken, ob er noch einen Schluck nehmen sollte oder nicht. Dann rieb er über sein Kinn und ließ die Flasche wieder verschwinden. »Ich habe da mal einen Film über einen Friedhof gesehen, auf dem Tiere begraben wurden. Sie kehrten dann zurück, es war schlimm.«
    »Wie hier auch?«
    »Nicht direkt, aber ähnlich, glaube ich. Diesen Hund werden wir noch zu Gesicht bekommen.«
    Ich räusperte mich. »Sagen Sie mal, Wayne, wen Sie noch alles zu Gesicht bekommen haben. Es sind doch mehrere Wesen verschwunden. Damit meine ich Menschen und Tiere.«
    »Natürlich.«
    »Und die kamen alle wieder?«
    »Sicher. Als Gespenster. Sie waren so bleich, als hätte man ihre Gestalten mit Mehl überpudert. Furchtbar sahen sie aus.«
    »Was taten sie?«
    »Nichts. Sie gingen einfach nur. Und der Laternenmann war dabei. Er führte sie an, er leuchtete ihnen heim. Sie können sich vorstellen, welch schaurige Prozession wir da erlebt haben.«
    »Waren die Gespenster auch im Ort?«
    »Ja. Als Geisterzug. Die Menschen haben ihre Fenster und Türen verrammelt. Sie sind an ihrer eigenen Angst beinahe erstickt. Und niemand hat eine Erklärung gefunden oder wollte eine finden. Ich habe versucht, mit den Menschen zu reden. Sie ließen mich gar nicht erst zu Wort kommen. Sie wiegelten ab und waren froh, dass Ihnen nichts passiert ist, obwohl sie ja damit rechnen müssen, dass sie auch mal an der Reihe sind, denn der Laternenmann kann jeden holen.«
    »Er hat sich also um Menschen oder Bewohner aus Hillgate gekümmert, wenn ich das richtig verstanden habe?«
    »So ist es.«
    »Wahllos?« erkundigte sich Suko. »Oder ist eine Familie stärker betroffen als die andere?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich denke schon, dass es wahllos gewesen ist.«
    »Dann könnten auch Sie damit rechnen, von diesen Wesen geholt zu werden, denke ich.«
    »Ja, das stimmt.«
    Suko schaute mich an. »Und wir ebenfalls – oder?«
    »Das ist möglich. Aber wir werden freiwillig hingehen und den Friedhof unter die Lupe nehmen.«
    Der Förster widersprach. »Da ist aber nichts zu sehen. Schauen Sie durch die Gläser. Sie werden keine Grabsteine mehr erkennen – und den Laternenmann schon gar nicht.«
    »Das wissen wir, Wayne. Möglicherweise aber ist etwas zu spüren, und darauf bauen wir.«
    »Aber… aber …« Er hob die Schultern. »Nun ja, Sie beide sind die Fachleute. Ich kann nur am Rande stehen und zuschauen. Wenn Sie meinen, dass es gut ist, dann gehen Sie hin.«
    »Wollen Sie nicht mit?«
    »Um Himmels willen, wo denken Sie hin? Nein, ich gehe auf keinen Fall dorthin. Das ist mit mir nicht zu machen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich… ich würde ja vor Furcht vergehen, und ich glaube fest daran, dass noch etwas passieren wird.« Er schüttelte sich.
    »Allein wenn ich daran denke, wird mir schon ganz anders.«
    »Ja, mir ebenfalls.« Ich lächelte knapp, und der Förster wunderte sich.
    »Sie
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