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0820 - Das Gravitationsgefängnis

Titel: 0820 - Das Gravitationsgefängnis
Autoren: Unbekannt
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Material, die sich aufzublähen begann.
    Sekunden später wurde mir klar, daß das scheinbare Aufblähen der Riesenkugel eine optische Täuschung war, die dadurch hervorgerufen wurde, daß ich in der flachen Vertiefung eines varbischen Schwebers lag, der sich der freischwebenden Kugel näherte.
    Ich wälzte mich herum, unterdrückte eine jäh aufsteigende Übelkeit und zwang mich dazu, den Kopfschmerz weitgehend zu ignorieren. Dicht vor mir entdeckte ich ein walroßgroßes Monstrum mit weißhäutigem Gesicht, aus dem zwei rote Augen starrten. Erst daran, daß das Monstrum eine Raumkombination wie ich trug, erkannte ich, daß es sich um einen Menschen handelte - oder doch zumindest um ein Subjekt, das sich als Mensch bezeichnete, obwohl es zur Hälfte ein Cyno war: Dalaimoc Rorvic.
    „Glotzen Sie mich nicht so unverschämt an, Sie marsianische Feuerwanze!" grollte das Monstrum mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Sie haben uns schließlich in diese scheußliche Situation gebracht."
    Ich schloß die Augen und suchte nach Erinnerungen an die jüngste Vergangenheit. Sie kamen schneller, als es mir lieb war.
    Der Tibeter und ich waren über einer Großbaustelle auf dem Planeten Koriet in eine Art Zielmarkierungsstrahl eines Gerätes geraten, das offenbar dem Ferntransport materiell stabiler Objekte dienen sollte. Nach der Entstofflichung war es zu einer ungewöhnlich langen Entzerrungsbeziehungsweise Wiederverstofflichungsphase gekommen - und die hatte dazu geführt, daß wir bewußtlos waren.
    In diesem Zustand waren wir offenbar von Varben aufgelesen worden, denn mit uns saßen fünf schwerbewaffnete Varben in gepanzerten Kampfanzügen in der flachen Vertiefung des Schwebers. Sie hielten ihre Facettenaugen auf uns gerichtet und schienen bereit zu sein notfalls ihre Waffen gegen uns zu gebrauchen.
    „Es ist immer der gleiche Unsinn!" brachte ich mühsam hervor und musterte die Varben. „Jeder denkt, er müßte eine Waffe auf jemanden richten, dessen Absichten er nicht kennt."
    Ich hörte, daß mein Translator ansprach und meine Worte in die varbische Sprache übersetzten, deshalb fügte ich hinzu: „Mein Name ist Tatcher a Hainu. Ich komme von der SOL und habe keine feindlichen Absichten. Wo sind wir und wohin bringen Sie uns?"
    Einer der Varben regte sich.
    „Sie sind auf Dacommion und werden zur Gravitationswaage gebracht", übersetzte mein Translator seine Antwort.
    Dalaimoc Rorvic richtete sich jäh auf.
    „Auf Dacommion!" entfuhr es ihm.
    „Aber eben waren wir noch auf Koriet, also in einem anderen Sonnensystem von Varben-Nest!"
    „Es ist uns selbst unerklärlich, wie Sie nach Dacommion kommen konnten", antwortete der Varbe. „Sie müssen in die Zielschußbahn des Gravitationsprojektors auf Koriet geraten sein. Aber eigentlich könnten Sie dann nur im freien Raum wiederverstofflicht worden sein, denn die geplante Gravitationsröhrenverbindung zwischen Koriet und den beiden Röhren, die von Baytuin und Dacommion ausgehen und sich später mit der von Koriet kommenden Röhre vereinigen sollen, wurde bisher lediglich durch Zielschüsse markiert."
    Ich erschauderte, als mir klar wurde, daß Rorvic und ich nur durch einen Zufall dem Schicksal entgangen waren, im freien Weltraum zu rematerialisieren und im gleichen Augenblick an explosiver Dekompression zu sterben.
    Aber wie konnte ein solcher Zufall zustande kommen?
    Da die Varben die Antwort selbst nicht kannten, hatte es keinen Sinn, weiter danach zu fragen. Ich richtete meine Aufmerksamkeit statt dessen auf die Riesenkugel dicht über uns, bei der es sich wahrscheinlich um die Gravitationswaage handelte, zu der wir gebracht werden sollten. In der Unterseite der Kugel war eine Öffnung entstanden.
    „Ich wußte bisher nicht, daß man Gravitation wiegen kann", meinte ich.
    „Wägen!" korrigierte Rorvic pedantisch. Außerdem war der Ausdruck veraltet. Das erinnerte mich wieder einmal daran, daß Rorvic nach meinen letzten Vermutungen wahrscheinlich schon Jahrhunderte oder noch länger gelebt hatte, bevor er als angeblich junger Mann in die Raumflotte des ehemaligen Solaren Imperiums aufgenommen worden war.
    „Eine Gravitationswaage kann selbstverständlich nicht wiegen im Sinne von der Feststellung von Gewichten", erklärte der Varbe. „Vielmehr mißt und analysiert sie Gravitationserscheinungen und ermittelt, ob bei der Umwandlung von Hyperbarie-Quanten eine Mischung von Schwerkraft und Materie erzeugt wird, die sich innerhalb der Toleranzgrenzen
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