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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
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großen Badetüchern ab. Dann führten sie ihn die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. Ein paar andere ließen das Wasser aus der Wanne ablaufen und begannen die Fliesen zu trocknen, während wieder andere in die Gaststube eilten, Gläser auf die Tische verteilten und Getränke einschütteten.
    Zur gleichen Zeit strebte die Zigeunerin schon eilig einem kleinen, bunten Wohnwagen zu, der versteckt zwischen Bäumen und dichtstehendem Gesträuch unterhalb des Châteaus stand. In den kalten und gleichzeitig in glühendem Glanz fluoreszierenden Augen der alten Frau lag Triumph.
    Neben der Alten trabte ein grauer Schäferhund, aus dessen blutverschmierter Schnauze eine Reihe kräftiger weißer Zähne blitzten.
    ***
    Der Wagen des Inspektors hielt direkt vor dem zum Gasthof Chateau hinaufführenden Pfad. Frank Connors und Casteret stiegen aus und blickten zu dem malerisch auf dem mächtigen Felsen gelagerten Haus empor. Klar, wie mit einem scharfen Griffel gezeichnet, war der düstere Bau in dem schon hellen Tageslicht zu erkennen.
    Frank wunderte sich über den Inspektor, der mit seiner kleinen Statur und seinem runden Bäuchlein flink neben ihm den steilen Pfad emporstieg und es dabei noch fertigbrachte, gestikulierend auf ihn einzureden.
    »Es kommt öfter vor als…« Etwas Unerwartetes ließ Frank seinen Satz unterbrechen und wie angewurzelt stehenbleiben. Er hörte etwas, Gesang, und Gelächter, es klang fast wie Partylärm.
    Auch Inspektor Casteret hörte es. Er blieb ebenfalls stehen und sah Frank Connors mit einem Blick der Verwunderung an. Dann rannte er los.
    Es waren nur noch wenige Schritte bis zum Gasthaus. Dank seiner langen Beine überholte Frank den Inspektor, riß die Tür auf und erstarrte.
    Das Morgenlicht ergoß sich durch das Fenster auf das gewachste Parkett. Etwa eineinhalb Dutzend junger Männer und Frauen saßen an den Tischen des Gastraumes oder tanzten zu den Klängen eines, auf dem Regal hinter dem Schanktisch stehenden Radios »Na was halten Sie davon, Monsieur Connors?« Der Inspektor sah mit einem eigenartigen Blick zu Frank empor. »Sagten Sie nicht etwas von einem Mord, einem Irrsinnigen und einem stillen, menschenleeren Haus?«
    Frank spürte beim bloßen Anschauen des Gesichts Casterets, was er dachte. Seine Verblüffung ging in Ärger über.
    »Ich habe es gesagt Inspektor, und es stimmt auch. Schließlich ist Ihre Leiche ja auch verschwunden.«
    Casteret runzelte die Augenbrauen. Das Argument mit dem verschwundenen Toten beseitigte wieder die Zweifel, die ihm an dem klaren Menschenverstand dieses Engländers gekommen waren. Eine ganze Serie von Fragen schwirrte ihm durch den Kopf.
    »Dort drüben, das ist übrigens Jeanne Fresnac«, knurrte er schließlich verwirrt und ratlos.
    Jeanne Fresnac hatte die Männer entdeckt. Langsam kam sie näher, »Vous désirez, Monsieur Inspektor?«
    »Entschuldigen Sie, Mademoiselle Fresnac, aber ich muß sofort Ihren Vater sprechen. Dies hier ist Monsieur Connors aus England. Übrigens, ein Freund Ihres Bruders Pierre.«
    »Guten Morgen, Monsieur. Sie sind Pierres Freund? Wenn Sie wieder nach London kommen, grüßen Sie ihn bitte von mir.«
    Frank schluckte. Die in so harmlosem Plauderton gesprochenen Worte machten ihn wütend. Empört wollte er Jeanne Fresnac ins Gesicht schreien, daß Pierre nicht in London wäre, sondern hier im Haus. Er machte den Mund auf und schloß ihn wieder Ein unbestimmtes Gefühl riet ihm, zu schweigen.
    »Was mich erstaunt, ist, daß es zu dieser Stunde hier so lebhaft zugeht«, wandte sich Casteret mit leiser Stimme an das hübsche Mädchen. »In Anbetracht der ungewöhnlichen Stunde und des traurigen Falles mit Ihrem Bruder, verehrte Mademoiselle Fresnac, wirklich etwas erstaunlich.«
    Von einem der Tische hatte sich inzwischen ein junger Mann erhoben und war hinzugetreten. Er hörte die Worte Casterets und verzog seine Lippen, ohne sie zu öffnen, zu einem leichten, angespannten Lächeln.
    »Den Verein habe ich her angeschleppt, Monsieur«, erklärte er. »Wir haben Jeanne aus dem Bett getrommelt.«
    Frank schwieg, er blickte grimmig durch den Raum, wandte den Kopf von Tisch zu Tisch, dann löste sich der grimmige Ausdruck und ging in ein verzerrtes Lächeln über. Die ganze Bande schien unter einer Decke zu stecken.
    »Wir wollten doch nach Monsieur Fresnac sehen, Inspektor«, knurrte er drängend.
    »Ja«, Casteret nickte.
    »Mein Vater ist krank«, sagte Jeanne leise. »Ich kann ihn unmöglich aus dem Bett
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