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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
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holen.«
    »Dann gehen wir zu ihm«, entschied Casteret, ohne sich auf weitere Diskussionen einzulassen.
    »Wenn es unbedingt sein muß, bitte«, murmelte Jeanne und übernahm die Führung.
    Schweigend stiegen sie die Treppe hinauf. Vor der Tür zu Jules Fresnacs Schlafzimmer blieb das Mädchen stehen.
    Nebeneinander im Türrahmen stehend, ließen Frank und der Inspektor ihre Blicke über den ganzen Raum schweifen. Der Wind strich durch die halbgeöffneten Fenster und blähte die Gardinen. In dem mächtigen Bett in der Mitte des Zimmers lag, blaß bis an die Haarwurzeln, ein krampfhaftes Lächeln auf den Lippen, Jules Fresnac.
    Der Wirt lebte!
    Frank Connors starrte ungläubig auf den im Bett liegenden alten Mann. Für Sekunden erlosch der .energische und entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht und machte einer verwirrten Ratlosigkeit Platz.
    Vom Bett her klang ein dumpfes Röcheln.
    Jeanne Fresnac wandte sich den Männern zu.
    »Sie sehen, meine Herren, es geht ihm wirklich nicht gut. Wenn es etwas Wichtiges ist, können Sie es vielleicht mit mir besprechen.«
    Ein kleines Lächeln umspielte Jeannes wohlgeformte Lippen.
    »Es ist nicht so eilig.« Verdutzt und etwas zornig murmelte Inspektor Casteret ein paar undeutliche Entschuldigungen.
    »Kommen Sie, Monsieur Connors«, wandte er sich mit heiserer Stimme an Frank.
    Der Reporter hörte ihn wie aus weiter Entfernung. Etwas Neues und Schreckliches war ihm aufgefallen.
    Aus dem lächelnden Mund des Mädchens ragten glitzernd und deutlich erkennbar ein paar spitze Eckzähne hervor!
    »Einen Augenblick, Inspektor. Ich möchte mir den kranken Mann doch näher ansehen.« Frank Connors schob sich in den Raum.
    Mit ein paar schnellen Schritten war er am Bett und riß die Decke zurück.
    »Lassen Sie das«, kreischte Jeanne Fresnac von der Tür her.
    Frank starrte auf den vor ihm liegenden Mann. Er war mit einem sauberen Nachthemd bekleidet und um seinen Hals war ein weißes Tuch gebunden. Die Augen in dem zuckenden, unnatürlich wächsernen Gesicht waren geöffnet. Sie sahen Frank mit einem seltenen, verzweifelten Ausdruck an.
    Jules Fresnacs rechter Arm hob sich ein wenig, die geschlossene Faust öffnete sich und auf seiner in leichten Flatterbewegungen zitternden Handfläche wurde ein silbrig schimmernder Gegenstand sichtbar.
    Frank blickte verdutzt auf das sichelförmige Ding.
    Die bleiche Hand, die es hielt hob sich noch ein wenig. Gleichzeitig drang wieder ein dumpfes Stöhnen aus Jules Fresnacs halbgeöffnetem Mund. Es schien als ob er sagen wollte, »Nimm es.«
    Mit spitzen Fingern griff Frank nach dem sichelförmigen Gegenstand.
    Die Hand des Wirts fiel auf das Bett zurück, gleichzeitig sank sein Kopf zur Seite. Starr und steif lag er da.
    Inspektor Casteret stand jetzt neben Frank.
    »Er ist tot«, murmelte der von tiefer Verwirrung erfaßte Polizeibeamte.
    »Das sagte ich Ihnen bereits«, Frank beugte sich über den Leichnam, zog die Wickel von seinem Hals und wies auf die fürchterliche Wunde.
    »Der Keller«, murmelte plötzlich Inspektor Casteret. Seine Stimme klang unsicher. »Hier muß es doch Kellerräume geben.«
    ***
    Dumpfe, übelriechende Luft erfüllte die undurchdringliche Finsternis.
    Plötzlich zuckte Pierre zusammen.
    In seinem Hirn formte sich aus undeutlichen Nebeln eine gräßliche Erinnerung.
    Sein Vater war tot, ermordet!
    Langsam und zögernd kehrte sein Bewußtsein zurück.
    Ein greller Lichtpunkt kam aus der Finsternis auf ihn zu.
    »Die Polizei wird uns suchen, darum müssen wir uns eine Zeitlang hier aufhalten. Irgend etwas ist mit meinem Alten schiefgegangen«, tönte es.
    Es war die Stimme seiner Schwester Jeanne. Aber, was sagte sie da von der Polizei?
    Pierre Fresnac hatte sich gerade erheben und bemerkbar machen wollen. Jetzt unterließ er es und preßte sich in den Winkel, den der Boden und die Wand des Gewölbes bildeten.
    Das Geräusch von vielen Schuhen klapperte dicht an seinen Ohren vorbei.
    »In der Nacht werden wir dann ins Dorf gehen. Dort ist viel frisches Blut.« Es war wieder Jeannes Stimme, sie klang wollüstig, bevor sie abrupt abbrach.
    Das Schlurfen und Klappern der Schuhe und die abwechselnd aufklingenden Stimmen wurden leiser.
    Pierre Fresnac handelte instinktiv. Er erhob sich und folgte leise den schemenhaften Gestalten.
    Nach kurzer Zeit stockte er.
    Die Gruppe vor ihm hatte eine Fackel angezündet. In ihrem unruhig, flackernden Licht sah Pierre einen großen, rechteckigen Raum. Särge standen an den kahlen
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