Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
Vom Netzwerk:
seinen Mund traf, die Lippen und einen Teil seiner Wange aufriß und das Lachen erstickte.
    Die Schlacht wogte in der Dunkelheit hin und her. Frauen kreischten, und kleine Kinder brüllten und schrien vor mörderischer Angst und Wut, als wollten sie ihre Väter anfeuern.
    Das Blut in dem Gesicht des wild kämpfenden Buckligen sah im bleichen Mondlicht schwarz aus. Die Eisenstange pfiff durch die Luft und landete dumpf krachend auf Schädeln und Körpern der Zigeuner.
    Ein Knüppelschlag traf den Schädel des Bärtigen. Er wankte und brach in die Knie.
    Einer der Zigeuner riß die Stange aus seiner kraftlosen Hand und hob sie zum tödlichen Schlag. Der schrille Ton mehrerer Polizeipfeifen ließ ihn erstarren. Das Mondlicht glitzerte auf gelackte Mützenschirme und die Zigeuner wichen auseinander.
    Blitzschnell huschte der Bucklige in die Dunkelheit und verschwand hinter einer Hecke. Er kannte das Land ringsum, jeden Winkel und jedes Versteck. Stöhnend stolperte er über Felder und Wiesen, wobei er immerfort seinen schmerzenden Schädel streichelte.
    Einmal sank er bis zur Brust in einen mit Wasser gefüllten Graben. Er versuchte sich zu erheben, aber es mißlang. Plump und schwer rollte er in den Graben zurück.
    Mühsam gelang es ihm endlich aus dem Wasser zu kriechen. Er setzte sich ins Gras. Würgendes Erbrechen überfiel ihn. Er stellte die Ellbogen auf die Knie und stützte seinen Kopf in die Hände.
    »Mein Schädel, mein Schädel«, brummte er leise.
    In der Ferne huschten suchende Lichtfinger über Sträucher und Hecken. Lautes Rufen, vermischt mit Motorengeräusch, drang an sein Ohr und trieb ihn wieder auf die Beine. Wie ein Tier aus der Urzeit wankte die mit Blut und Dreck verschmierte verwachsene Gestalt vorwärts.
    Mehrmals blieb er verschnaufend stehen. Ihm war, als würde der schmale Mond in der blauen Unendlichkeit des Nachthimmels plötzlich zu schaukeln beginnen. Die Häscher waren noch zu hören, jedoch gefahrlos weit hinter ihm. Leise stöhnend stolperte der Bucklige weiter.
    Durch einen ansteigenden Wald arbeitete er sich fallend und sich wieder aufraffend vorwärts. Endlich sah er in einiger Entfernung die dunklen Umrisse einer strohbedeckten Hütte auftauchen.
    Der Körper des Buckligen schien mit Bleigewichten beschwert. Die Wunden in seinem Gesicht brannten, und sein Schädel dröhnte. Als er endlich sein Ziel erreicht hatte, warf er sich einfach auf den lehmgestampften Boden der Hütte. Wie ein Stein im Wasser versank er in den Schlaf.
    ***
    Eine frostige, hallende Stimme erfüllte die Hütte und weckte ihn.
    »Wach auf, Mörder meiner Tochter.«
    Der Bucklige schlug langsam die Augen auf. Wie durch einen Nebelschleier sah er in ein halbes Dutzend, vom flackernden Licht mehrerer Fackeln beleuchteter Gesichter. Er erkannte, daß es die Zigeuner waren und wollte sich aufrichten. Als er den Oberkörper mühsam eine Handbreit erhoben hatte, fuhr ein stechender Schmerz durch seinen Schädel, der ihn wieder zurücksinke, ließ.
    »Du hast mehr verdient als den Tod«, kam wieder die Stimme der alten Frau, die die Wortführerin der Zigeuner war. Sie hatte ein runzeliges Gesicht mit eingefallenen Wangen. Ihre, tief in den dunklen Höhlen liegenden Augen sahen mit einem Blick voll unbeschreiblicher Kälte auf den am Boden liegenden Mann.
    »Ich verfluche dich, deine Familie, dein Haus, – die Menschen, die deinen Körper berühren, und den Boden in dem er verfaulen wird. Deine Seele soll nie mehr Ruhe finden.«
    »Ich rufe die mächtigen Kräfte der Finsternis!«
    Die Alte breitete beschwörend ihre Arme aus. Ihre Augen schössen sengende Blitze und ihre Stimme steigerte sich zu einem schrillen erregten Ton. Sie schrie Worte in einer unverständlichen Sprache. Die Beschwörungen schienen kein Ende zu nehmen.
    Ein unheimliches Fluidum, dem sich selbst die Zigeuner nicht entziehen konnten breitete sich aus. Ihre Gesichter, die eben noch mit erbarmungslosem Haß auf den Buckligen herabgeblickt hatten, nahmen einen ängstlichen Ausdruck an. Scheu glitten ihre Augen zu der Alten hinüber, die mit satanischer Stimme die Mächte der Hölle beschwor.
    Endlich schwieg die alte Zigeunerin. Ihre steif aufgerichtete Gestalt schien zu schrumpfen. Wortlos, und ohne den Mörder ihrer Tochter noch eines Blickes zu würdigen wandte sie sich um und verschwand durch die Tür. Die Männer mit den Fackeln folgten ihrem Beispiel. Die Zigeuner verließen die Hütte, ohne den Buckligen auch nur angerührt zu haben. Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher