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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
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Urteil war gesprochen. Seiner fürchterlichen Strafe, in die noch viele unschuldige Menschen einbezogen werden sollten.
    Das Innere der Hütte lag wieder im Dunkel. Der Bucklige atmete auf.
    Sein Gehirn konnte es nicht begreifen, daß er so billig weggekommen war.
    Während er noch grübelte, begann die halb offenstehende Tür hin und her zu schlagen.
    Ein Sturm tat sich auf. Er rüttelte und schüttelte die ganze Hütte. Der Bucklige hörte die Wände seufzen und stöhnen. Die ganze Welt schrie wie am Spieß. Die Hütte schwankte in ihren Festen.
    Er versuchte sich aufzurichten, was ihm auch mühsam gelang. Der wild durch die Hütte fegende Wind schleuderte ihn gegen eine Wand und preßte ihn dort fest.
    Das Dach über ihm wippte heftig auf und nieder. Er sah, daß die Bindungen rissen. Ganze Strohbündel wurden fortgefegt während er hinaufblickte. Es gab einen Höllenkrach, und plötzlich verschwand das ganze Dach vor seinen Augen in der tobenden Nacht. Ein herabstürzender Balken traf den Schädel des Buckligen und löschte sein Lebenslicht.
    Regungslos und alle Viere von sich gestreckt lag die vierschrötige Gestalt. Die weitaufgerissenen, toten Augen blickten wie verständnislos in den dunklen Himmel, in dem die Furien der Hölle tanzten.
    ***
    Die Häuser des kleinen südfranzösischen Dorfes Villaume drängen sich zum größten Teil um die Kirche. Nur wenige Gebäude ziehen sich den Hang des länglichen Tales hinauf, durch das sich die Vezere schlängelt. Hinter dem Ort spielt der Fluß Verstecken, blitzt hier, verschwindet, und taucht anderswo wieder auf. Obstgärten liegen an den Hügeln, und mit Kiefern vermischter Eichenwald wächst an den Hängen.
    Auf einem einzelnen wuchtigen Felsklotz, der das Tal absperrt, liegt das Gasthaus Chateau. Wie auf einem, durch das Gestein gebildeten Thron erhebt es sich auf dem durch den Fels gebildeten natürlichen Sockel. Das Gebäude ist auf den Ruinen einer alten Burg gebaut, die Ende des sechzehnten Jahrhunderts niedergebrannt wurde. Über dem Dach ragt noch der aus Granitsteinen gebaute Turm des Chateaus empor. Die schroff abstürzenden Felswände sind im Lauf der Zeit mit den Mauern des Gasthofs zu einem einheitlichen Ganzen zusammengewachsen. Mörtel und Fels zeigen die gleiche Farbe. Vereinzelte Bäume und Sträucher haben ihre Wurzeln in die Quadern geschlagen.» Bis-zu den jüngsten Ereignissen verlief das Leben in Villaume recht eintönig. Nur selten verirrte sich ein Fremder, von den Einheimischen wie ein Bote aus einer anderen Welt bestaunt, in das einsame Dorf. Der Strom der Touristen ging nach Lourdes oder nach Saint Jean de Luz, während der Reiz dieses romantischen Ortes noch darauf wartete, entdeckt zu werden.
    Heute ist das anders. Das kleine Dorf Villaume hat eine traurige Berühmtheit erlangt. Tausende von Menschen aus Frankreich und anderen Ländern der Erde haben es besucht. Es ist eine merkwürdige Geschichte die mit dem Mord an den Zigeunern ihren Anfang nahm.
    Die böse Nachricht des Ereignisses lief in dem nur wenige tausend Einwohner zählenden Ort in Windeseile von Haus zu Haus. Ihr Atem war wie ein unzeitiger, eisiger Wind zur Sommerzeit.
    »Es soll Georges Fresnac, der Bucklige vom Gasthof Chateau gewesen sein«, flüsterte man sich zu. Jedermann wußte, daß der zweiundzwanzigjährige Sohn des Wirtes vom Gasthaus »Chateau« unheilbar krank war und in einem Sanatorium der Kreisstadt dahindämmerte. Außerdem wußte auch jeder, daß Georges Fresnac vor einigen Tagen aus der Anstalt ausgebrochen war und von der Polizei fieberhaft gesucht wurde.
    Es waren nun schon fast zwei Wochen seit »dem schrecklichen Ereignis vergangen. Die Zigeuner waren, nachdem die beiden Toten beerdigt waren, längst weitergezogen. Immer noch hatte man keine Spur von dem Geisteskranken gefunden und man war auch gar nicht mehr sicher, ob er wirklich der Täter gewesen war. Die Gespräche verstummten allmählich, und die Langeweile begann sich wieder in Villaume breitzumachen.
    Es war ein schöner Spätnachmittag. Die Sonne brannte auf die Hänge des Tales und spiegelte sich im Wasser der Vezere. Wie immer, wenn am Nachmittag die Schule aus war, trafen sich die drei Jungen am Ausgang des Dorfes. Sie hießen Simon, Jacques und Marcel und waren ein unzertrennliches Kleeblatt. Manchmal war der Fluß ihr Ziel, aber meistens die Hänge mit dem Eichenwald und den Kiefern.
    »Was machen wir heute?« Marcel bohrte mit dem Zeigefinger der rechten Hand in seinem Ohr und blickte
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