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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
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Morell zum Abendessen eingeladen worden. Viel versprach Frank sich nicht von dem Abend.
    Er wäre viel lieber mit dem Girl irgendwo anders hingegangen. In ein gemütliches schummeriges Lokal, oder, Frank Connors grinste in Gedanken, in seine Junggesellenwohnung. Aber was soll’s, Barbara hatte dickköpfig darauf bestanden, daß er zum Abendessen auch wieder einmal in ihr Elternhaus kommen könne. »Paps und Ma würden sich sehr freuen«, hatte sie gesagt. Das sieht fast so aus, als ob hier jemand eingefangen werden sollte, sinnierte Frank leicht beunruhigt.
    Er konnte sich Babs zwar ganz gut als Mrs. Connors vorstellen, er spürte aber auch nicht die leiseste Neigung sich fest zu binden. Dazu war er, der von ungewöhnlichen Abenteuern angezogen wurde wie die Motte vom Licht, nicht der richtige Mann.
    Das gedämpfte Hupen einiger Autos drang an Franks Ohr. Immer dichter umwob die Dämmerung Regents Park und die Gebäude. Dort drüben lag das Morellsche Haus, Gloucester Gate Nummer 2. Breit ausladend, hell und solide.
    Eine schmale, halbmondförmige, gepflasterte Anfahrt führte im Bogen zur Rückfront der Häuser.
    Mit zwei, drei Sätzen sprang Frank die steinernen Stufen hinauf, die zum Haupteingang führten, und trat in die Vorhalle. Einen Augenblick blieb er, die bronzene Statue einer in Gedanken versunkenen Heiligen betrachtend stehen. Dann drückte er auf den Klingelknopf.
    Die Tür öffnete sich.
    »Guten Abend, Sir«, schnarrte James langsam und feierlich.
    »Guten Abend.« Während Frank dem Butler seinen Mantel übergab, fragte er plötzlich. »Sagen Sie James, ist in Ihrer Ahnenreihe irgendein Pferd?«
    »Pferd, Sir?« fragte der Butler verwirrt zurück.
    »Sie haben so ein langes Gesicht«, grinste Frank Connors.
    Die Muskeln in dem besagten Gesicht bewegten sich nicht. Es schien James unangebracht, auf Franks Witze einzugehen.
    Keinen Sinn für Humor, dachte Frank während er vor dem Spiegel im Vorsaal den Knoten seiner Krawatte musterte.
    »Möchten Sie hineingehen, Sir?« James hielt die Tür auf, und der Journalist sah mit einiger Überraschung, daß sich in dem Raum vor ihm schon mindestens zwanzig Menschen befanden.
    »Verdammt«, knurrte Frank seinen Blick über die Herde gleiten lassend. Bei Barbaras Einladung zum Abendessen hatte er ausschließlich an Essen gedacht. Dieses sah mehr nach einer Party aus. Die Leute hatten sich in Gruppen aufgeteilt. Sie wurden von Hausmädchen in schwarzen Kleidern und weißen Häubchen, die beflissen bereitstanden, mit Drinks bedient.
    Beim zweiten Blick sah Frank Barbara, die unter ihrem gemalten Porträt stand und ihm zuwinkte. Er winkte zurück und ging auf sie zu. Es war gar nicht so einfach sich durch die Menschen zu winden.
    Die Gruppe neben Barbara schien ausschließlich aus Martinitrinkern zu bestehen. Sie waren um eine hagere Frau versammelt. Sie hielt ihr Glas wie einen Blumenstrauß mit beiden Händen vor die Brust gedrückt, während sie vor ihren gebannt lauschenden Zuhörern leere Phrasen von der Pressefreiheit drosch.
    »Die Zeitungen müssen von der würgenden Umklammerung der Inserenten befreit werden«, hörte Frank Connors im Vorbeigehen.
    »Hallo, Frank«, sagte Barbara. Sie hielt zwei Gläser Whisky-Soda in der Hand. »Hier nimm einen. Du siehst aus, als könntest du einen vertragen.« Ihre Augen zwinkerten ihm zu.
    »Hallo, Babs. Das liegt an dem Frauenzimmer, das mich heute abend schrecklich hereingelegt hat. Man sollte ihr den Hintern versohlen.«
    »Statt ein armes, wehrloses Mädchen zu bedrohen, solltest du lieber erst einmal trinken«, lächelte Barbara.
    »Eine reine Ersatzbefriedigung«, knurrte Frank Connors, trank das Glas leer und betrachtete wohlwollend ein hübsches, kurzberocktes Mädchen, das ein Tablett mit Whisky-Soda in der Hand hielt.
    Das Girl erhaschte Franks Blick, lächelte und trat mit dem Tablett heran.
    Dankend und der Schönen zuzwinkernd tauschte der Reporter sein leeres Glas gegen ein volles.
    »Du bist so ziemlich der taktloseste Knabe, dem ich je begegnet bin«, zischte Barbara, als das Mädchen sich entfernt hatte, um das Tablett an die nächste Gruppe weiterzureichen.
    »Und so einen Typ lädst du zum Essen ein«, grinste Frank breit.
    »Mister Connors, wie nett daß Sie gekommen sind.« Mrs. Morell, eine kleine, unförmige dicke Frau, war zwischen die beiden jungen Menschen getreten.
    »Guten Abend«, Frank nahm ihre Hand. »Es war sehr freundlich von Ihnen, mich einzuladen«, fügte er höflich hinzu.
    »Ich
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