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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten
Autoren: Bruce Coffin
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Etwas abseits von dem Hauptlager der Zigeuner flackerte ein einsames Feuer, an dem eine Frau auf einem Stein saß. Sie wandte dem Näherschleichenden den Rücken zu.
    Ihr Haar schimmerte wie ein dunkler Wasserfall, dem das Feuer helle Glanzlichter aufsetzte. Es wand, lockte und floß weit über ihre Schultern hernieder.
    »Ein verflucht leckerer Braten«, murmelte der Bucklige. Die Augen in seinem vom Wahnsinn gezeichneten Gesicht funkelten gierig.
    Leise singend wiegte sich die Zigeunerin hin und her, während sie ihr Haar kämmte.- Der Rhythmus ihrer Bewegungen stockte. Der Kamm hatte sich im Haar verfangen. Sie zerrte mit ihrem Kopf heftig daran, wobei unter ihrem vorschnellenden Kinn die schlanke Säule ihres Halses sichtbar wurde.
    Als sie schließlich ein leises Knacken vernahm, fuhr sie zusammen.
    Mit einer scharfen Wendung ihres Kopfes faßte sie den herantretenden Mann ins Auge.
    »Wer sind Sie«, stieß sie überrascht hervor, während ihr das noch nicht eingeflochtene Haar wie ein Vorhang vor das Gesicht fiel. »Was wollen Sie?«
    »Ich habe dich singen hören«, murmelte der Bucklige heiser, Er trat einen Schritt näher. Seine Rechte fuhr in das Haar des Mädchens und drehte es zu einem schwarzgoldenen Seil.
    Wie eine Schlange wand sich die Zigeunerin.
    »Machen Sie daß Sie fortkommen«, zischte sie.
    Der Bucklige wand sich das Seil um den Finger, schnellte dann plötzlich den Arm hoch, so daß sich ihm das Haar um den Handrücken schlang. Liebkosend kroch seine so gefesselte Hand ihrem Nacken näher, »Meine Finger sind an deiner Kehle, Weib. Ich brauche nur zuzudrücken.«
    Das Haar auf dem Kopf der Zigeunerin begann sich zu straffen, je fester er den schlanken Hals umspannte. Die Nasenflügel der Frau blähten sich. Dann schoben sich ihre Brauen in die Stirn. Ihr von Sonne und Wind gebräuntes Gesicht verlor jede Farbe. Noch zeigten ihre weitaufgerissenen Augen an, daß sie die Qual als verkehrte Zärtlichkeit empfand, als jene Abart der Lust, die mancher Frau behagt.
    Dann riß der Mann plötzlich und bösartig das Gesicht zu sich herum, um voll hineinzublicken. Diese Zärtlichkeit war so wütend und wild, daß sie schon ins Gegenteil ausartete. Sein schwarzer Bart schwebte dicht vor ihrem blutleeren Gesicht.
    »Ich will dich haben, Weib.« Heiser klang seine Stimme. Die Flechte des Haares um seine Hand war in einen straff gespannten Würgestrick verwandelt.
    Die Gesichtshaut der Zigeunerin war gespannt. Sie war nicht imstande, ihren Kopf zu bewegen. Trotzdem leistete ihr in verzerrter Haltung über dem Stein hängender Leib Widerstand. Die Pupillen in ihren Augen verengten sich zu glühenden Pünktchen, und die Finger ihrer ausgestreckten Hand verbogen sich plötzlich zu Krallen. Mit einem tierhaften Kreischen stieß sie sie in das Gesicht des Buckligen.
    Mit einem Schmerzenslaut lockerte der bärtige Mann den harten Griff. Blutige Spuren zeichneten sein überraschtes Gesicht.
    Die Zigeunerin ließ sich auf ihren steinernen Schemel zurücksinken. Ihre Lippen entspannten sich und ihr Atem ging leichter.
    Dann schnellte sie hoch und duckte sich. Sie ließ ihren Kopf auf und nieder gleiten und lachte.
    Das Lachen stachelte den wütenden Mann zu neuer Gewalttat an.
    »Verdammtes Biest« knirschte er. Seine Hände formten sich zu einer schrecklichen Zange und legten sich der Frau um den Hals.
    Das Gesicht der Zigeunerin verlor abermals an Farbe. Tiefer und tiefer krallten sich die Finger in ihr Fleisch. Ihre Züge verzerrten sich und erstarrten. Zögernd, wie eine Flamme, der der Sauerstoff entzogen wurde, erloscht ihr Leben.
    Unendlich langsam lösten sich die Finger von dem Frauenhals. Mit stierem Blick sah der Mann, wie der Körper zur Erde glitt und sich kraftlos auf den Boden breitete. Der Kopf der Zigeunerin schlug in das Feuer. Funken spritzten und gierig züngelnde Flammen erfaßten ihr Haar.
    Ein alter Zigeuner tauchte im Lichtkreis des Feuers auf und rief den Buckligen an. Sein Ruf brach ab wie abgeschnitten, als wäre ihm plötzlich ein Knebel in den Hals geschoben worden.
    Dunkle Gestalten erhoben sich an den Feuern des Hauptlagers und eilten herbei. Der Bucklige schlug zwei von ihnen zu Boden, entwand einem dritten eine eiserne Stange, an der die Zigeuner ihre Töpfe über das Feuer hingen und schlug damit zu. Er traf den Schädel des Mannes.
    Der Bucklige focht mit einer rauschhaften Lust zu töten. Ein irres, schreckliches Gelächter quoll aus seiner Kehle bis der Hieb eines Knüppels
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