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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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das ist nicht möglich, John. Das… das kann doch kein Mensch begreifen?«
    »Meinst du?«
    »Ja.« Er schlug gegen seine Stirn. »Älter als zehntausend Jahre. Und Menschen, die noch gelebt haben. Oder sprichst du von alten Funden?«
    »Nein, von Lebenden.«
    Tandy war Archäologe, trotzdem murmelte er: »Was mag das für eine Zeit gewesen sein?«
    »Das kann ich dir sagen. Atlantis und die vorägyptische Zeit. Die Zeit vor der Sintflut. Und natürlich die vor dem Stammvater Abraham….«
    Cliff Tandy bewegte seinen Mund. Sprechen konnte er noch nicht. Dazu musste er zunächst Luft holen. »Verdammt, John Sinclair, wenn ich nicht so viel über dich gehört und gelesen hätte, ich würde dich jetzt als einen Scharlatan abtun. Als einen Irren, der jede Verbindung zur Realität verloren hat. Wenn einer meiner Kollegen so geredet hätte, ich wäre durchgedreht.«
    »Bist du aber nicht.«
    »Nein.« Er reckte sich. »Werde ich auch nicht, denn ich fange allmählich an, darüber nachzudenken. Ich könnte mir sogar vorstellen«, er senkte die Stimme, »dass diese Person, die so scharf auf das Blut anderer ist, als eine Art vorsintflutlicher weiblicher Vampir durch die Gegend zieht. Oder nicht?«
    Ich hob die Schultern.
    »Was bedeutete das?«
    »Alles und nichts. Wir spekulieren, mein Freund. Aber wir spekulieren hoffentlich dicht an der Wahrheit entlang.«
    »Dann glaubst du es auch?«
    »Ich könnte es mir vorstellen, denn unmöglich ist nichts auf dieser Welt.«
    »Ja, das denke ich auch«, stöhnte er und stand auf, denn ich hatte mich ebenfalls erhoben.
    Im Haus war es still. Die Ruhe des frisch angebrochenen Tages lag wie ein dichter Schleier über allem. Er deckte alles zu. Er war derjenige, der Geräusche, Stimmen und auch Gedanken verschluckte, als würde sich alles in einem Meer aus Raum und Zeit auflösen.
    Ein jeder von uns hing seinen Gedanken nach. Mein alter Schulkollege war persönlich betroffen, ich aber konnte an diesen rätselhaften Fall aus der Distanz herangehen, und ich wäre froh gewesen, hätte ich diese Zeo wenigstens einmal zu Gesicht bekommen. Bisher schwebte sie nur wie eine Phantomgestalt durch den Fall.
    Cliff unterbrach das Schweigen. »Ich weiß nicht, was ich tun soll, John. Du etwa?«
    »Im Moment nicht.«
    »Das ist schlecht.«
    »Sie wird sich wieder melden.«
    »Bei mir!«
    »Klar, Cliff.«
    Tandy wich zurück. »Verflixt noch mal, eine vierte Begegnung überstehe ich nicht lebend.«
    »Wir sind zu zweit.«
    »Du bist nicht meine Amme, John.«
    »Keine Sorge, ich werde trotzdem ein Auge auf dich halten. Du glaubst gar nicht, wie mich deine Zeo interessiert.«
    »Sie ist nicht meine Zeo.«
    »Sorry.«
    Als ich an das Telefon trat, hörte ich Cliffs Stimme in meinem Rücken. »Wen willst du denn jetzt anrufen?«
    »Kommissar Feisal.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Willst du dich mit einer Leiche im Haus ins Bett legen?«
    »Scheiße, daran habe ich nicht gedacht.«
    »Eben.« Ich hatte mir die Rufnummer des Kommissars aufgeschrieben. In diesem Hotel brauchte man ein Gespräch nicht erst über die Zentrale vermitteln zu lassen, es gab direkte Leitungen.
    Nach einer Weile meldete sich eine müde klingende Stimme. Ich verstand die Worte zwar nicht, aber ich hatte den Sprecher erkannt.
    »Sinclair hier.«
    Der Kommissar schaltete auf Englisch um. »Zum Teufel, wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ja, ich weiß es, aber es gibt Probleme.«
    Feisal war hellwach. »Welche?«
    »Einen Toten.«
    »Wo?«
    »Hier in der Hotelanlage. Im Bungalow.«
    Zwar fluchte Feisal auf Ägyptisch, doch ich verstand ihn diesmal.
    Dann erklärte er mir, dass er so schnell wie möglich anrücken würde, was allerdings dauerte, denn unser Hotel lag ziemlich einsam und westlich der Hauptstadt Kairo.
    »Setzen Sie Dampf dahinter.«
    »Nein, einen Hubschrauber.«
    »Das packen Sie?«
    »Ich habe die entsprechenden Verbindungen. Sie warten auf mich, Mr. Sinclair?«
    »Auf jeden Fall.«
    Ich erzählte Tandy, wie Feisal anrücken wollte. Auch er wunderte sich darüber, dass der Kommissar mit einem Hubschrauber erscheinen würde.
    Ich hob die Schultern. »In manchen Ländern ist eben vieles anders.«
    Damit war für Tandy das Thema erledigt. »Eine andere Frage«, sagte er. »Was tun wir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Sollen wir hier bei mir warten?«
    »Ja und nein.« Ich musste lachen, als ich seinen misstrauischen Blick sah. »Keine Sorge, ich laufe dir nicht weg, aber ich möchte mich draußen ein wenig umschauen.«
    »In
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