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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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Traum, der sich von selbst erledigt hatte.
    Clifford Tandy stöhnte auf. Er schüttelte den Kopf, er wischte über seine Augen. Er konnte einfach nicht fassen, was man da mit ihm anstellte.
    Zeo war da gewesen. Sie wollte ihn fertig machen, ihn quälen.
    Oder war sie nur eine Projektion, ein Bild, das nur deshalb hatte entstehen können, weil er sich gedanklich so stark mit dieser Person beschäftigt hatte? Er wusste es nicht, es war ihm alles suspekt.
    Er holte sehr langsam Atem, um sich wieder zu beruhigen.
    Mitternacht war vorüber. Die erste Stunde des neuen Tages war angebrochen, eines Tages, von dem Tandy nicht wusste, wie er enden würde.
    Mit müden Schritten, innerlich jedoch aufgedreht, schritt er die einzelnen Räume ab.
    Alles war normal. Nichts hatte sich verändert. Eine gute Luft, die perfekte Sauberkeit, die Schalen mit Wasser und Obst auf den Tischen, die kleinen Bänke, die dicken Sitzpolster, die Zwischenwände mit den orientalischen Ornamenten, die immer wieder Geschichten erzählten und auch Figuren aus den alten Märchen zeigten – das alles war ihm so vertraut und kam ihm in dieser Nacht doch so fremd vor.
    Im Schlafraum hatte er gestoppt. Vor ihm lag das leere Bett. Es war breit, und ein weißes Laken bedeckte es. In der Dunkelheit schimmerte der Stoff bläulich, als hätten sich geheimnisvolle Vogelschwingen darüber gelegt.
    Keine Falte zierte den Stoff. Das Personal hatte das Bett erst vor wenigen Stunden bezogen und auch die Handtücher im Bad gewechselt. Es war eigentlich alles perfekt, und trotzdem störte ihn etwas. Sein Gefühl hatte sich verändert.
    Er schaute zum begehbaren Schrank hin.
    Versteckte sich im Schrank jemand?
    Tandy wusste es nicht. Er würde nachsehen müssen. Ein Blick auf das Fenster zeigte ihm, dass er nicht beobachtet wurde. Zumindest zeichnete sich dort keine Gestalt ab.
    Doch die Unsicherheit blieb. Er musste einfach höllisch acht geben, um nicht in irgendeine Falle zu laufen.
    Vor dem Schrank blieb er stehen. Um ihn zu öffnen, musste er einen Knauf umfassen, nichts Besonderes, wirklich nicht. Weshalb zögerte er dann?
    Eine Erklärung dafür fand er nicht. Es konnte an den allgemeinen Dingen liegen, die ihn so fertig gemacht hatten. Hier war äußerlich alles gleich geblieben, nur die Atmosphäre hatte sich vergiftet. Sie war anders geworden, in ihr stockte das Grauen…
    Tandy zog die Tür auf. Vor ihm lag der begehbare Kleiderschrank. Da er ohne weibliche Begleitung gereist war, hingen kaum Kleiderstücke auf den zahlreichen Bügeln.
    Ein breiter Gang stand zu Verfügung. Man konnte sich dort gut und bequem anziehen. Die eine Seite des Ganges schloss mit dem Schrank ab, die andere mit der Wand.
    Und dicht vor der Wand, ziemlich weit hinten sogar, da sah er etwas liegen.
    Es war dunkel, nicht sehr groß, dafür länglich und auch gebogen.
    Das fiel ihm erst auf, als er zwei Schritte auf den fremden Gegenstand zugegangen war.
    Plötzlich nahm er den Geruch war.
    Warm, dampfend, widerlich.
    Clifford Tandy zitterte. Er wusste irgendwie Bescheid, obwohl er in der Dunkelheit am Ende des Schranks nur einen Umriss sah. Er wollte mehr wissen.
    Tandy fand mit sicherem Griff den Lichtschalter. Ein leichter Druck mit dem Finger und es wurde hell.
    Zu grell, zu schlimm für seinen Geschmack.
    Das Grauen war wie eine Würgeklaue, die ihn nicht mehr loslassen wollte.
    Der Schatten, den er gesehen hatte, war keiner mehr. Er schaute auf eine blutüberströmte Leiche, die mit dem Rücken an der Wand des Zimmers lehnte…
    ***
    Clifford Tandy kannte den Toten vom Sehen. Der junge Mann gehörte zum Personal des Hotels. Er sorgte dafür, dass stets frisches Wasser bereitstand und auch die Schuhe der Gäste geputzt wurden.
    Kälte erfasste Tandy. Es war beileibe nicht der erste Tote, den er in seinem Leben sah, aber in diesem Fall war er persönlich betroffen. Er konnte sich gut vorstellen, dass der junge Mann allein seinetwegen gestorben war. Sonst hätte es kein Motiv gegeben. Er, Clifford, trug die Schuld daran.
    Der Schweiß auf Cliffords Stirn war kalt. Er musste sich gegen die Wand lehnen. In seinem Mund glaubte er, den Sand der Wüste zu schmecken. Hinter und auch in den Augen brannte es, und er hatte das Gefühl, als würde seine Magengrube ausgeräumt.
    Sekunden vergingen. Oder waren es Minuten? Clifford Tandy wusste es nicht. Es dauerte seine Zeit, bis er in der Lage war, den Kopf zu bewegen, um sich den Toten noch einmal anzuschauen.
    Dessen Kopf, das Gesicht und auch
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