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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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stellte, sich gegen ihn lehnte und ihn auslachte.
    Bisher jedenfalls.
    In dieser Nacht sah er nicht so aus. Ich brauchte nur in sein Gesicht zu schauen, um zu wissen, dass so einiges nicht stimmte und ihm tief unter die Haut gefahren war.
    Jetzt war ich doch froh, an seiner Seite zu sein. Zunächst hatte ich mich geweigert, mit ihm zu fahren, denn mir steckte noch der letzte Fall des Mister Amok in den Knochen, aber Tandy hatte es geschafft, mich durch Reden zu überzeugen. Zudem hatte ich herausgefunden, dass kein Spinner vor mir saß, und so hatte ich zugestimmt. Sollte nichts geschehen, wäre halt ein Kurzurlaub in Ägypten daraus geworden.
    Danach sah es nicht mehr aus.
    »Was ist los?« fragte ich ihn.
    »Komm mit.«
    »Wohin?«
    »Wirst du gleich sehen.«
    Bevor er verschwinden konnte, hielt ich ihn fest. »Hör mal zu, ich habe draußen nichts gesehen. Ich habe mich an die Abmachung gehalten, bin um die Bungalows patrouilliert – ohne eine verdächtige Person zu entdecken. Alles war ruhig, zudem sind nicht einmal ein Viertel aller Häuser belegt, und auch das Haupthotel ist ruhig wie ein schottischer Landfriedhof um Mitternacht. Keine Touristen. Die Anschläge der Fundamentalisten haben Wirkung gezeigt.«
    »Ich glaube nicht, John, dass wir von dieser Seite etwas zu befürchten haben. Dennoch hat das Grauen zugeschlagen. Ich wollte ja nicht hysterisch sein und dich schon vorher holen, aber die Stimme…« Er winkte ab. »Lassen wir das lieber.«
    Zwar war mein Bungalow mit Tandys baugleich, ich ließ Cliff trotzdem vorgehen und schaute dabei auf seinen gebeugten Rücken. Kein Vergleich mehr zu der strammen Haltung, die ihn sonst ausgezeichnet hatte. Aus ihm war innerhalb kürzester Zeit ein gebrochener Mann geworden.
    Sein Problem kannte ich. Es hing mit einer Frau zusammen, wie so oft bei einem Mann. Nur war diese Frau, Zeo mit Namen, eine besondere Person, zumindest was ihr Alter anging. Sie war mindestens fünftausend Jahre alt.
    Unglaublich?
    Hätte Clifford Tandy einem x-beliebigen Polizisten davon berichtet, er wäre ausgelacht worden! Er hatte sich aber an mich gewandt und war nicht auf taube Ohren gestoßen. Nicht deshalb, weil ich mich über meine Kollegen hinwegsetzen wollte, ich ging schon seit Jahren unheimlichen, unerklärlichen Phänomenen nach und bekämpfte auch dämonische Aktivitäten. Davon gab es einige auf dieser Welt, manchmal sogar einige zu viel, und sie verteilten sich in einer immensen Bandbreite. Ich musste mich ja nicht nur mit Vampiren oder Werwölfen herumschlagen, es gab auch Gestalten aus sagenumwobenen Reichen wie Aibon oder Atlantis, und dazu zählt auch die alte ägyptische Magie. Da hatte ich bereits meine Erfahrungen sammeln können, auch was die sehr alte Zeit anging, von der es nur wenige Überlieferungen gab, die aber durchaus Spuren zu Atlantis hinterlassen hatten.
    Ich hatte schon lebende Mumien erlebt, auch grausame Hohepriester aus den Zeiten der Pharaonen, die es geschafft hatten, durch Magie zu überleben.
    Warum nicht auch eine Person wie Zeo?
    Tandy führte mich in den Schlafraum. Er war etwas erhellt, weil das Licht im begehbaren Kleiderschrank brannte und durch die Spalten in den eigentlichen Raum sickerte.
    Uns umgab eine bedrückende Stille. Unterbrochen wurde sie von unseren harten Fußtritten, wenn wir die überall ausgelegten Teppiche verließen.
    Clifford Tandy öffnete mir die Tür des begehbaren Kleiderschranks. Er deutete hinein. Diesmal ließ er mich vorgehen, und Sekunden später stand ich vor der Leiche.
    Ich hatte einen ähnlichen Fund erwartet und erschrak deshalb nicht so sehr. Trotzdem war ich leicht geschockt. Der junge Mann gehörte zum Personal. Auf seinem Gesicht und in den Haaren klebte Blut. Man hatte ihm lange und tiefe Wunden zugefügt, ihn dann hingesetzt und mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Selbst in seine Augen war Blut geflossen.
    Ich drehte mich wieder um und schüttelte den Kopf. »Du brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen, Cliff.«
    »Doch«, flüsterte er, »ich mache mir Gedanken. Ich trage die Schuld am Tod des Mannes.«
    »Warum?«
    »Weil ich es hergelockt habe.«
    »Was denn?«
    »Das Grauen. Diese Frau, diese widerliche Person, die nur Blut sehen will.«
    »Und das weißt du genau?«
    Sein Nicken war heftig. »Sie hat es mir sogar gesagt, John.«
    Ich war leicht elektrisiert. »Wann und wo? Hattest du Kontakt mit ihr? Wenn ja, warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    Tandy winkte ab. »Das hätte ich alles
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