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0816 - Die Schattenfrau

0816 - Die Schattenfrau

Titel: 0816 - Die Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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der Anlage?«
    Tandy sah gegen das Fenster. Erkennen konnte er nicht viel. Da war nur der schwache Schein der Lampen, ansonsten lag die tiefe blaue Dunkelheit über dem Garten. »Hoffst du darauf, ihr zu begegnen?«
    »Kann man es ausschließen?«
    Er hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich komme nicht mehr zurecht. Es geht bei mir gedanklich alles drunter und drüber, verstehst du? Unter Umständen ist es sogar besser, wenn ich allein bleibe.«
    »Ich wohne nebenan.«
    »Gut, dann gehe ich in dein Haus.«
    Damit war ich voll und ganz einverstanden. Wir verließen seinen Bungalow, und Tandy schloss sicherheitshalber die Eingangstür ab.
    Auf den hellen Steinen wirkten wir wie lebendige Zielscheiben.
    Überhaupt gab es nicht viel Deckung auf dem Gelände. Alles war sehr licht und durchlässig gehalten. Selbst bei hellem Sonnenschein waren die Schatten nicht zu dunkel. Und es gab natürlich Wasser in dieser Anlage. Dazu zählte nicht nur der Pool, sondern auch die zahlreichen Brunnen, die ihre Fontänen ausspeien.
    In der Nacht waren sie abgestellt. Da sahen sie aus wie die flachen Riesenaugen irgendwelcher Ungeheuer.
    Clifford Tandy war froh, als er meinen Bungalow betreten hatte.
    Er atmete tief durch und sprach von einer ganz anderen Luft in diesen Räumen.
    Ich grinste ihn schief an. »Die Klimaanlage ist die gleiche.«
    »Trotzdem.« Er hob die Schultern. »Hier ist wenigstens der Leichengeruch nicht da.«
    »Hast du dir den nicht eingebildet?«
    »Kann sein.«
    Ich schlug ihm auf die Schultern. »Du weißt ja, ich bin im Garten. Sollte etwas sein, kannst du rufen oder schießen.«
    »Geht schon klar, John.«
    Ein besonders gutes Gewissen hatte ich nicht, als ich meinen ehemaligen Schulkameraden allein ließ. Es drängte mich einfach danach, mich in diesem Komplex umzuschauen. Ich konnte mir sehr gut vorstellen, dass diese Zeo nicht das Weite gesucht hatte…
    ***
    Große, eckige, vorsintflutliche Tiere hatten sich zur Ruhe gelegt und rührten sich nicht. So jedenfalls empfand ich das Bild, das sich mir bot, als ich im Zentrum dieser wunderschönen Anlage stand.
    Es waren natürlich keine Riesentiere, die auf dem Boden lagen, sondern die Umrisse der anderen Häuser.
    Ich sah auch keine Augen dieser Ungeheuer. Dies hieß im Klartext, dass in den Häusern kein Licht brannte. Sie waren düster, niemand bewohnte sie, denn Touristen wagten sich nach den schrecklichen Anschlägen der Fundamentalisten kaum noch in dieses so interessante Land. Milliarden an Verlusten musste Ägypten einstecken. Verkraften würden sie die Summe nicht. Handel und Wandel lagen brach, waren ebenso erstarrt wie die großen Nilschiffe, die sonst mit Urlaubern aus aller Welt belegt waren.
    Hinter mir ragte das eigentliche Hotel in die Höhe. Es war kein Hochhaus, auch wenn es mit seinen Ausmaßen die Bungalows bei weitem überragte. Es stand einfach da wie ein schlanker Turm, der so wirkte, als hätte man vergessen, die Spitze zu errichten. Dort regte sichauch nichts. Keine Stimmen, kein Betrieb, nur wenige Lichter, zumeist nahe des Eingangs, wo auch der Nachtportier vor sich hindämmerte. Er hatte bei dieser Flaute ruhige Stunden.
    Relativ breite, mit hellem Kies bestreute Wege durchschnitten das Gelände wie die breiten Arme eines Netzes. Man war hier noch immer auf Besucher eingestellt, und die Liegestühle nahe des Pools waren ebenso wenig weggeräumt worden wie die kleinen, runden Tische mit ihren verschnörkelten Füßen. Stühle umstanden die Tische wie bleiche, knochige Gespenster.
    Es gab in diesem Garten auch ein Zentrum. Das war der Pool. Er wurde von vier Brunnen »bewacht«, in denen sich das Licht der Sterne spiegelte.
    Der Blick zum Himmel war fantastisch. Eine sehr reine Luft ließ die Gestirne zum Greifen nahe erscheinen. Ich hatte den Eindruck, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um sie aus dem bläulichen Dunkel hervorholen zu können.
    Einen Mond entdeckte ich auch, aber er hatte seine kreisrunde Fülle noch nicht erreicht. So wie er am Himmel leuchtete, wirkte er wie ein eingedrückter Schwamm.
    Sich im Zentrum eines gewissen Gebiets aufzuhalten, war immer gut. Deshalb schlug ich auch den Weg zum Pool ein. Er war nicht zu verfehlen, denn in seiner Nähe standen Lampen, die einen Teil des Scheins auf die Wasserfläche warfen und das Wasser dieses kreisrunden großen Beckens türkisfarben schimmern ließen, wobei sich nahe der Oberfläche ein hellerer Schein ausgebreitet hatte.
    Die Lampen waren eingeschaltet wegen der
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