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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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sympathisch, und deshalb werde ich Luke bitten, es kurz und schmerzfrei zu machen. Keine Folter, keine Qual, eine glatte Kugel, das ist es doch.«
    Luke grinste.
    Er freute sich.
    Zwei Sekunden später grinste er nicht mehr. Wahrscheinlich war er es nicht gewohnt, Menschen gegenüberzustehen, die sich auch wehren konnten, aber er schaute plötzlich in die Mündung der Beretta, und eine Kugel schien ihm nicht zu schmecken.
    Giselle Smith-Prange reagierte nicht. Sie behielt die Fassung, schließlich war sie von Adel.
    »Ich denke, Luke, dass Sie jetzt mal vor mir hergehen. Die Idee, draußen weiterzureden, war gar nicht so schlecht. Aber Sie verstehen, dass ich es hasse, mit Blei gespickt zu werden.«
    »Das glaube ich.«
    »Dann los!«
    »Gräfin?«, fragte er.
    Die nickte. »Geh nur mit ihm. Es wird sich sicherlich alles zu unseren Gunsten wenden.«
    Ihre Sicherheit ließ mich unbeeindruckt, aber ich vergaß sie nicht.
    So klein und alt sie auch sein mochte, sie war eine unglaublich starke Persönlichkeit und verfügte über Macht. Sogar ein Typ wie Luke gehorchte ihr, da brauchte sie nur einmal mit ihren falschen Wimpern zu klimpern.
    Luke lächelte, als er ging. Unsicher war er nicht. Er wirkte gelassen, hob sogar die Arme etwas an, als er sich in Bewegung setzte.
    Die Situation schien ihm nicht neu zu sein.
    »Ich wollte Ihnen noch etwas sagen, Mister Sinclair!«, krächzte die alte Gräfin. »Sehr lange musste ich suchen, um Luke zu finden. Er ist ein besonderer Mann, sieht so grau aus wie ein Zombie, das ist er jedoch nicht. Man hat ihn mal den Löwen genannt. In Afrika war er bekannt. Da hat er einige Orden gesammelt.«
    »Wie schön für ihn«, sagte ich nur. Ansonsten ließ ich mich nicht ablenken. Dass die Sache hier noch nicht ausgestanden war, stand für mich fest. Dieser Fall war bösartig und heimtückisch. Er hatte sich förmlich herangeschlichen. Ein harmloser Beginn, danach die Steigerung, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir uns allmählich dem Finale näherten. Hoffentlich endete es nicht blutig.
    Ich wollte Luke aus der Station haben und trieb ihn deshalb auf den Bahnsteig. Noch hielten sich Tageslicht und Dämmerung die Waage, aber die Natur hatte sich schon verändert. Sie war zu einem seltsamen Farbengemisch geworden, in dem die grauen Töne überwogen, noch verstärkt durch den leichten Dunst.
    Der Sumpf atmete aus.
    Als bestünde seine Oberfläche aus dicken Mäulern, so drückte er den Nebel hervor. Leichter Wind spielte mit den Wolken, als wären sie Vorhänge an einem nicht geschlossenen Fenster. Der verlassene Bahnhof wirkte plötzlich wie eine alte Geisterstätte. Eine bessere Kulisse für einen Gruselfilm hätte es kaum geben können.
    Selbst die Geräusche unserer Tritte klangen gedämpft. Die Laternenpfähle sahen aus wie starre Wächter, die sich nie von ihrer Stelle rührten. Sie würden kein Licht mehr abgeben, überhaupt war die Stille sehr dicht und bleiern.
    Der Mann vor mir hielt noch immer seine Hände hoch. Er hatte den Kopf leicht gedreht, als wollte er über die Schulter zurückschauen, um mich ansehen zu können. Ich sah ihn im Profil und entdeckte auch sein Lächeln auf den Lippen.
    Von der alten Giselle Smith-Prange hörte ich nichts. Sie blieb zurück, und auch ihr Ziehkind ließ sich nicht blicken. Nicht dass ich mich darum gesorgt hätte, aber sie war sicherlich nicht verschwunden und lauerte auf eine günstige Gelegenheit. Möglicherweise setzte sie auch auf mich. Wenn ich Luke ausschaltete, hatte ich ihr einen Gefallen getan.
    Sehr gespannt war ich darauf, wie sie mit der Gräfin abrechnen würde. Bestimmt wusste Lorna, dass man sie hatte dem Teufel opfern wollen, und dafür würde sie sich rächen. Sie hatte sich schon gerächt, nur eben an den falschen Personen, denn Earl Taggert und auch Vinc Conlon hatten mit ihr persönlich nichts zu tun gehabt.
    Sie war gefährlich.
    Ich suchte sie, wobei ich gleichzeitig meinen Vordermann im Auge behielt. Er war am Rand des Bahnsteigs stehen geblieben und sah aus wie jemand, der sich nicht entscheiden konnte, wie es nun weitergehen sollte.
    »Was ist denn nun, Sinclair?«
    »Vorgehen.«
    »Auf die Gleise?«
    »Sicher.«
    »Und dann?«
    »Erst einmal dahin, und dann werden Sie sich setzen, Meister.«
    Luke lachte. Dann versuchte er witzig zu sein. »Was ist denn, wenn ein Zug kommt?«
    »Werden Sie platt sein.«
    »Ich liebe deinen Humor, Meister.«
    Er kletterte von der Kante den verrosteten Gleisen entgegen.
    Die
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