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0813 - Warten auf den Todesstoß

0813 - Warten auf den Todesstoß

Titel: 0813 - Warten auf den Todesstoß
Autoren: Jason Dark
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konnte. Sehr genau schaute sie ihn an. Dann nickte sie. »Ja, er ist noch relativ frisch. Nicht ganz verwest…«
    »Der Körper liegt auch in der Nähe.«
    »Wunderbar, wunderbar, das freut mich.« Die Alte fing an zu lachen, obwohl es keinen Grund gab. »Schön, sehr schön«, sagte sie etwas später, »da hat meine Kleine wunderbar reagiert. Ich freue mich. Es ist doch nicht alles vergebens gewesen.«
    »Wie Sie meinen, Madam.«
    Die Alte ließ den Kopf fallen. Mit einem dumpfen Laut schlug er zu Boden. Um den Körper kümmerte sie sich nicht. Stattdessen rieb sie ihre Hände gegeneinander. Es hörte sich an, als würde Papier über Papier schaben. »So, jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht.«
    Suchend und sich dabei auf der Stelle drehend blickte sie sich um.
    Es sah für mich aus, als wollte sie sich selbst in den Boden bohren.
    »Die alten Zeiten sind noch nicht vorbei, wir haben sie nur kurz unterbrochen, mein Freund, das ist alles.«
    »Natürlich, Madam.« Luke stand neben ihr wie ein Zinnsoldat.
    Kerzengerade, den Kopf leicht in den Nacken geschoben. Seine Augen waren in ständiger Bewegung. Mich hatten sie bisher nicht gesehen, was ich mir wiederum nicht vorstellen konnte. Allein beim Verlassen des Fahrzeugs hätten sie mich in der Tür stehend erkennen müssen.
    Die Alte schnippte mit den Fingern. »Madam?«
    »Könnte es sein, Luke, dass wir uns geirrt haben?«
    »Wie meinen Sie, Madam?«
    »Dass wir nicht allein hier sind, auch wenn es so aussieht.«
    Er lächelte. »Sie meinen, es ist noch jemand hier?«
    »Außer Lorna natürlich. Sie hält sich auch versteckt und treibt ihren Schabernack mit uns.«
    »Ja… Madam«, sagte er gedehnt, »da müsste jemand sein. Beim Aussteigen kam es mir so vor, als hätte ich einen Kerl in der Tür entdeckt. Was meinen Sie?«
    »Bestimmt. Du hast gute Augen und dich sicherlich nicht getäuscht.«
    »Aber ich sehe ihn nicht.«
    Sie spitzte den Mund. »Könntest du ihn holen, Luke? Ich lasse mich nicht gern beobachten.«
    »Gern, Madam. Wie soll ich es tun?«
    »Du kannst die Waffe nehmen. Wahrscheinlich hört er uns zu und kommt freiwillig hervor. Ich würde gern mit ihm ein paar Sätze reden, bevor alles beginnt.«
    »Das meine ich doch.«
    Natürlich hatte ich zugehört. Was sollte ich tun? Erscheinen oder mich auf einen Kampf einlassen? Ich ließ Luke nicht aus den Augen.
    Sosehr er auch zu schauspielern versuchte, mich konnte er nicht in die Irre führen. Immer wieder schielte er gegen die Wand, die den Raum trennte. Er wusste Bescheid.
    Ich wollte keine Schießerei. Es war schon genug Blut geflossen.
    Durch ein Räuspern meldete ich mich.
    Die Alte reagierte wie auf der Bühne. »Hör ich etwas?«, fragte sie.
    Eine Hand hatte sie gegen ihr Ohr gelegt.
    »Ich denke schon.«
    »Was war es?«
    »Ein Hüsteln, Gräfin.«
    Auch das noch! Gräfin hatte er gesagt. Der Fall nahm allmählich nicht nur adelige Formen an, er wurde auch immer komplizierter.
    Wieso war die Alte eine Gräfin?
    In mir wuchs allmählich die Neugierde. Es wurde sicherlich gefährlich, aber dieses seltsame Pärchen wollte ich mir aus der Nähe anschauen. Ich bewegte mich ziemlich laut hinter meiner spärlichen Deckung und schob mich durch die Öffnung, die früher einmal von einer Tür verdeckt worden war.
    Beide hatten sich auf mich eingestellt und sich so gedreht, dass sie mich anschauen konnten. Als ich für sie sichtbar wurde, nahm Luke unwillkürlich eine gespannte Haltung ein. Er sah in mir einen Gegner, tat allerdings nichts, denn die Gräfin hatte ihm ihre Faust in die Hüfte gedruckt.
    Niemand sprach.
    Ich ging weiter.
    Erst als ich ungefähr drei Schritte von ihnen entfernt war, blieb ich stehen.
    Die Gräfin schaute mich an. Sie musste dabei den Kopf heben, um auch von ihrem Hutrand nicht behindert zu werden. Die Gedanken las ich von ihrem Gesicht ab, wohl aber nickte sie, bevor sie mich ansprach. »Seltsam, aber mit Ihnen habe ich nicht gerechnet.«
    »Pardon, Madam, wen erwarteten Sie?«
    »Lorna.«
    »Ich sah sie.«
    »Hier?«
    »Ja.«
    »Oh, interessant, junger Mann. Wäre Platz, so hätte ich Ihnen eine Sitzgelegenheit angeboten. Es ist sonst nicht meine Art, im Stehen zu parlieren, aber trotzdem wollen wir gewisse Regeln doch einhalten und uns einander vorstellen. Darf ich um Ihren Namen bitten?«
    »Ich heiße John Sinclair.«
    Keine Reaktion, die Gräfin dachte nach. »John Sinclair«, murmelte sie, »ein Name, der nicht unbekannt ist.«
    »Ach ja?«
    »Zumindest in
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