Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
081 - In der siebenten Hölle

081 - In der siebenten Hölle

Titel: 081 - In der siebenten Hölle
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
sich der geschuppte Körper. Ich war so nervös, daß ich am liebsten laut aufgeschrien hätte. Die Schlange nahm den Kopf zurück.
    Knapp dahinter bildete ihr Körper ein S. Das taten sie, kurz bevor sie vorschnellten!
    »Mein Gott, Sie tun doch überhaupt nichts, Tony«, stöhnte Tucker Peckinpah neben mir. »Wieso läßt sie Sie nicht in Ruhe?«
    Ich sagte kein Wort, hatte nicht den Mut zu sprechen. Der Schweiß tropfte von meinem Kinn auf den Boden, direkt vor die Schlange. Ich konnte es nicht verhindern. Würde das ein Grund für sie sein, zuzubeißen?
    Es ist mit Worten kaum zu beschreiben, wie entsetzlich ich mich fühlte. Ein Biß, ein einziger Biß nur, und es gab keine Hilfe mehr für mich.
    Ich schluckte trocken. Es ist scheußlich, seinem Schicksal so ausgeliefert zu sein. Das Höllenreptil war jetzt gespannt wie eine Metallfeder.
    Ich schloß die Augen.
    Was geschieht, geschieht, sagte ich mir. Du hast darauf keinen Einfluß.
    Das Warten war quälend.
    Mehrmals glaubte ich, den tödlichen Biß zu spüren, doch das bildete ich mir nur ein. Ich erlebte die furchtbarsten Augenblicke meines Lebens.
    Etwas berührte mein Bein.
    Ich riß die Augen auf.
    Kein Biß!
    Die Schlange war nähergekrochen. Jetzt wand sie sich um mein Bein und kroch an mir hoch. Sie schob sich über die dickgliedrige Kette und glitt gleich darauf über den Stein.
    Es dauerte nicht lange, da vernahm ich ihr feindseliges Zischen an meinem Ohr. Sie befand sich so nahe an meiner Halsschlagader, daß ich nicht einmal mehr zu schlucken wagte. Ausgerechnet jetzt sammelte sich so viel Speichel in meinem Mund.
    Aber ich schluckte nicht, denn dabei hätte sich mein Kehlkopf bewegt…
    Das ekelige Reptil kroch mir über den Hals. Mir kam es vor, als wollte es von mir auf diese Weise Besitz ergreifen. Nach einer qualvollen Ewigkeit verschwand die Schlange in einem Loch, und ein tiefer Seufzer entrang sich meiner Brust.
    »Himmel, Tony«, sagte Tucker Peckinpah heiser. »Ich dachte…«
    »Ich auch«, fiel ich ihm ins Wort. »Ich auch, Partner.«
    ***
    Roxane musterte den jungen, unglücklichen Teufel. Sie hatten Valerian zuerst das Leben gerettet, aber als die Hexe aus dem Jenseits dann erkannte, daß er ein Teufel war, hatte sie ihn töten wollen. Mr. Silver hatte es verhindert, und nun, wo sie Valerians Geschichte kannte, war sie froh, daß sie ihm nicht das Leben genommen hatte. Valerian war harmlos. Er wollte nichts weiter, als in Frieden leben. Er verabscheute das Böse und konnte nicht nach den Gesetzen der Hölle leben.
    Er war so wie sie und Mr. Silver.
    Deshalb hatten sie auch beschlossen, ihm beizustehen. Jacho, der Bestrafer, durfte nicht zum Zug kommen.
    Sie ahnten nicht, daß er bereits da war.
    Reglos stand er da, umflossen von einer unnatürlichen Helligkeit.
    Dieses stille Leuchten breitete sich wie ein Teppich über die Gräber. Auch über jene, in denen Gismina und Beato gefangen waren. Jacho war gekommen, um die Abtrünnigen zu bestrafen. Er wußte, wenn sich ein »Wild« in einer seiner Fallen gefangen hatte. Er spürte es wie die versteckte Spinne, die sofort merkt, wenn ein Insekt in ihrem Netz hängen bleibt.
    Groß und hager war Jacho, eine furchterregende Erscheinung in dunklem, vielleicht schwarzem Gewand und einem wallenden, hauchdünnen Umhang, der über seine Schultern hing und seinen Körper umwehte.
    Er trug eine Kapuze, und sein bleiches Antlitz war nicht nur maskenhaft starr, es handelte sich tatsächlich um eine Maske. Er war gezwungen sie zu tragen, denn von dem grauenerregenden Antlitz, das sich darunter verbarg, ging eine ungeheure Kraft aus.
    Eine Kraft, die nicht ins Leere gehen durfte. Eine Kraft, die ihr Ziel treffen mußte.
    War dies geschehen, mußte Jacho sein Gesicht wieder bedecken, damit nicht unnützerweise Energie verlorenging. Er hätte ohne die Maske nicht existieren können.
    Sie verhinderte, daß seine ganze Kraft ihn verließ, aus seinem schrecklichen Gesicht austrat und für ihn unwiederbringlich verloren war.
    Hinter der aufgesetzten Maske konnte sich die verlorene Energie erneuern. Die Maske erhielt ihm sein Leben.
    Ein Leben, das seit undenklichen Zeiten der Hölle geweiht war.
    ***
    Valerian war von den Seelenvögeln verletzt worden. Mr. Silver half ihm mit seiner Heilmagie. Sie befanden sich etwa hundert Meter vom Friedhof der Abtrünnigen entfernt, im Schutz hoher Büsche.
    Valerian wußte, wie der Ex-Dämon und die weiße Hexe hierher gelangt waren, und er kannte ihr Ziel: die siebente
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher