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081 - In der siebenten Hölle

081 - In der siebenten Hölle

Titel: 081 - In der siebenten Hölle
Autoren: A.F.Morland
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schützend seine Hand über uns hält«, sagte ich.
    »Es gibt niemanden, Valerian«, sagte Beato und schüttelte traurig den Kopf. »Nicht für uns. Wir sind Teufel. Wären wir im Sinne der Hölle normal veranlagt, könnten wir mit Asmodis' Schutz rechnen…«
    »In diesem Fall brauchten wir erst gar nicht zu fliehen«, erwiderte ich, »denn dann wären wir in der Hölle richtig.«
    Beato seufzte. »Ach, Valerian. Warum mußten wir anders geboren werden?«
    »Daran läßt sich nichts ändern. Wir müssen uns damit abfinden - und dort leben, wo niemanden unser Anderssein stört.«
    Ich beobachtete das Höllentor. Wenn wir noch ein paar Schritte gemacht hätten, wären die Höllenhunde sichtbar geworden. Im Moment waren sie nicht zu sehen, aber wir konnten uns darauf verlassen, daß sie da waren.
    Ob sie uns beobachteten? Die kalte Angst kroch mir ins Herz.
    »Hört zu«, sagte ich zu Gismina und Beato. »Sollte mir irgend etwas zustoßen, bleibt nicht stehen! Ihr dürft auf keinen Fall stehenbleiben, habt ihr verstanden? Ihr müßt unbedingt weiterlaufen! Seht euch nicht um! Lauft um euer Leben! Es liegt vor euch! Hinter euch liegt der Tod!«
    Gismina schaute mich entgeistert an. »Du verlangst von mir, daß ich dich im Stich lasse? Niemals!«
    »Wer stehenbleibt, stirbt, davon müssen wir ausgehen, Gismina«, sagte ich eindringlich. »Was hat es für einen Sinn, wenn du mit mir das Leben verlierst? Wenn es mir bestimmt ist, hier mein Leben zu lassen, werde ich mich damit abfinden. Aber es wird mir leichter fallen zu sterben, wenn ich weiß, daß dir und Beato die Flucht gelang.«
    »Was soll ich in einer anderen Welt ohne dich, Valerian?«
    »Leben. Für Beato. Für mich. Auch wenn ich tot bin, werde ich immer bei dir sein, Gismina. Du wirst mich in deinem Herzen tragen, wirst mich fühlen, und ich werde in deiner Erinnerung weiterleben, für immer.«
    Tränen füllten Gisminas Augen.
    »Ich weiß, wie dir zumute ist«, sagte ich sanft und streichelte ihr hübsches Gesicht. »Aber du mußt jetzt sehr tapfer sein. Wenn wir Glück haben, schaffen wir es ohnedies alle drei.«
    »Würdest du mich zurücklassen?« fragte Gismina.
    Ich hatte diese Frage befürchtet. Ernst senkte ich den Blick. »Nein«, sagte ich leise.
    »Aber von mir verlangst du es.«
    »Das ist etwas anderes«, gab ich zurück. Und zu Beato gewandt sagte ich: »Sorge dafür, daß sie sich an meine Weisung hält.«
    Er nickte mit düsterer Miene.
    »Seid ihr bereit?« fragte ich die beiden.
    »Ja, Valerian«, antwortete Gismina.
    Da trieb ich die Pferde auf das Höllentor zu. Die Spannung hing wie eine würgende Hand an meiner Kehle. Würde der Trick gelingen? Die Pferde jagten dem Spiralnebel entgegen.
    Die Höllenhunde wurden sichtbar. Sie waren fast so groß wie die Pferde, hatten ein glattes, helles Fell und lange, furchterregende Reißzähne.
    »Jetzt!« schrie ich, als die Höllenhunde sich auf die Pferde stürzten. »Lauft! Lauft um euer Leben!«
    ***
    Sie hatten ihn erwischt. Vier fliegende Teufel trugen ihn. Er hing erledigt in ihren Krallen, und sie flogen mit ihm über weite Höllengebiete.
    Eben erst hatte Tucker Peckinpah wieder angefangen zu hoffen, und nun hatten diese geflügelten Höllenhäscher seine Hoffnung zunichte gemacht.
    Sie waren zu viert über ihn hergefallen und hatten ihn niedergeschlagen. Er war ein Mann von sechzig Jahren, und er hatte so viele Strapazen hinter sich, daß er kaum noch Gegenwehr leisten konnte.
    Bis zuletzt hatte er gehofft, daß Tony Ballard ihm beistehen würde, aber der Freund und Dämonenjäger war nicht gekommen. Er mußte sich selbst mit drei weiteren Satanen schlagen.
    Vielleicht lebt Tony schon nicht mehr, dachte Tucker Peckinpah. Und ich habe ihm das alles eingebrockt. Darüber werde ich nie hinwegkommen.
    Nie… Das klang so endlos lange. Aber wie lange hatte der Industrielle wirklich noch zu leben? Die vier Teufel brachten ihn in die siebente Hölle, das stand für ihn fest, und dort würde er Asmodis, den Fürsten der Finsternis, wiedersehen.
    Peckinpah war ausgerückt. Er hatte das Unmögliche geschafft, war nach London zurückgekehrt, aber der Wind der Freiheit hatte ihn nicht lange umweht.
    Nun war er wieder da, wo der Höllenfürst ihn haben wollte, und er hatte Angst vor dem, was ihn erwartete.
    Diesmal wird er dich töten, sagte sich Tucker Peckinpah.
    Sie überflogen düstere Täler, in denen es niemals hell wurde. Die entsetzlichen Schreie unglücklicher, gequälter Seelen stiegen zu
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