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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen
Autoren: Dirk van den Boom
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doch…«
    Patricia Holstermann, Studentin der Soziologie im dritten Semester, stieß unvermittelt ein Quieken aus. Jacques Demorgue, Doppeldiplomand aus Frankreich, hatte ihr seine Sympathie manuell zu vermitteln versucht. Beide erstarrten unter dem wilden Blick Rösens.
    »Doch wir sind jetzt, zehn Jahre nach Beginn dieses Experiments, an die Grenzen gekommen. Wissenschaft, Forschung, das Streben nach Wissen bedarf ständiger neuer Herausforderungen, Charzael. Das gilt sowohl für Menschen als auch uns. So viel haben wir doch endlich gelernt! Durch die Einladung Zamorras werden wir mit einem Auserwählten konfrontiert und können ihn aus der Nähe, wie aber auch aus der Deckung studieren. Teilnehmende Beobachtung ist das Stichwort. Wenn alles klappt und Dumuel den Bannspruch zur rechten Zeit auswerfen kann, bleibt er uns sogar dauerhaft erhalten. Vom Feind lernen, heißt siegen lernen, verehrte Kolleginnen und Kollegen. Wir haben das doch nicht zum Spaß gemacht!«
    Patricias Schnute zeugte davon, dass ihre Einsicht in den Gehalt des letzten Satzes begrenzt war. Sie enthielt sich wohlweislich jeder weiteren Lautäußerung, um einer möglichen Zwangsexmatrikulation zu entgehen.
    »Wir machen also weiter wie geplant. Was ist mit Schoenmeister?«
    Da hatte Charzael dann doch noch einmal den wunden Punkt berührt. Wie jedes Mitglied des Lehrkörpers war Schoenmeister selbstverständlich ebenfalls nicht mehr Herr über sich selbst. Nur hatte sich bei der Berufung der Bewerber auf diesen Professor im Verfahren leider ein Fehler eingeschlichen, ein Fehler, den Rösen selbst zu verantworten hatte.
    Zwar war der Berufungsvortrag des Dämons inhaltlich einwandfrei gewesen, doch hatte man übersehen, dass Zarazz - so der Name des Berufenen - in einem so erheblichen Maße dieselben intellektuellen Interessen wie Schoenmeister verfolgte, dass es zu einer Assimilierung statt zu einer Besessenheit gekommen war. Die Persönlichkeiten von Dämon und Mensch waren in einem Maße miteinander verschmolzen, dass gar nicht immer deutlich erkennbar war, wer nun der Herrscher war und wer der Beherrschte - ja, im Grunde stellte sich diese Frage gar nicht mehr in dem Sinne.
    Zarazz war ohne Zweifel ein Sicherheitsrisiko, er war gleichzeitig aber auch die treibende Kraft hinter der Einladung Zamorras gewesen, und seine Argumente waren auch heute noch überzeugend. Dennoch, künftig würde man genauer aufpassen müssen, wen man auf einen Professor berief und wen nicht.
    »Seine Mitarbeiter müssen ihn stärker unter Kontrolle halten«, antwortete Rösen in einem etwas ruhigeren Tonfall. »Er darf nicht mit Zamorra allein gelassen werden. Im Notfall erhält er ein Forschungsfreisemester!«
    Jeder wusste, was das bedeutete. Selbst die reizende Patricia wurde ganz bleich im Gesicht. Dann warf sie einen sehnsüchtigen Blick auf die Uhr. Die Mensa hatte noch auf.
    Rösen erhob sich.
    »Dann ist soweit alles geklärt? Ich werde selbst dem Seminar beiwohnen, um sicherzustellen, dass alles klappt. Denkt daran, dass nächste Woche der Kultusminister kommt, mit dem wir über staatliche Zuschüsse verhandeln wollen.« Der Präsident zeigte ein dämonisches Grinsen. »Es wäre doch zu schön, wenn unsere Sache durch Steuersubventionen unterstützt werden könnte. Beamtete Dämonen, das hätte was.«
    Alle fielen in ein heiseres Gelächter ein, in dem auch ein erneutes Aufquieken Patricias weitgehend unterging.
    ***
    Vielleicht wusste Norbert, der Hausmeister, gar nicht, was er da sagte.
    Als er Zamorra auf dessen Weg zum Gästehaus begegnete und ihn leutselig ansprach, war er wahrscheinlich nur auf ein höfliches Gespräch am Rande aus gewesen. Immerhin, Norbert war immer daran interessiert, auf dem Laufenden zu sein.
    In regelmäßigen Abständen traf er sich mit anderen Bediensteten aus dem technischen Bereich in seiner Gartenlaube, um über die Großkopferten der Vincent-Universität herzuziehen. Norbert schätzte es als seine zentrale kommunikative Kompetenz ein, immer über alles auf dem neuesten Stand zu sein. Die Grillwurst schmeckte einfach nicht ohne die Würze pikanter Neuigkeiten.
    »Nun, Professor, kommen Sie mit den grantigen alten Teufeln zurecht?«
    Der leicht erschreckte Blick, den ihm der Professor daraufhin zuwarf, brachte den Hausmeister etwas aus dem Gleichgewicht. Hatte er etwas Falsches gesagt? Etwa nicht genügend Respekt gezeigt?
    Er senkte den Kopf und versuchte, peinlich berührt auszusehen.
    »Wie haben Sie das gemeint?«, kam
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