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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen
Autoren: Dirk van den Boom
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behaupten, schon alles durchschaut zu haben.«
    Für einen Moment schwiegen beide. Dann aber hakte Zamorra nach:
    »Es gibt doch sicher einen Grund, warum Sie mich das fragen?«
    Schoenmeister verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Seine Lippen zitterten leicht. Es schien, als würde er einen schnellen, aber heftigen inneren Konflikt austragen.
    Dann, mit einem Male, wirkte er wie abwesend, starrte durch Zamorra hindurch ins Leere. Sein Mund öffnete sich leicht, schloss sich wieder, dann kehrte das Leben in seinen Blick zurück.
    »Ich…« Schoenmeister räusperte sich. »Ich denke, mich hat nur die Neugierde zu diesem Thema getrieben. Wenn man schon mit so einem berühmten Experten persönlich spricht, sollte man die Gelegenheit nutzen. Nicht jeder kann so unvoreingenommen und vorurteilsfrei über dieses Thema sprechen wie Sie.«
    »Ja, das mag wohl sein.«
    Schoenmeister schien der Unterton in Zamorras Stimme nicht zu entgehen. Er wechselte hastig das Thema, sprach wieder deutlich weniger verfängliche Dinge an, bis er sich schließlich verabschiedete, schnell aufstand und mit ausgreifenden Schritten die Cafeteria verließ.
    Zamorra blickte in seine leere Kaffeetasse. Die Illusion der akademischen Normalität, in die er durch diese Reise hatte zurückkehren wollen, war nun endgültig zerbrochen. Es stimmte, was er dem Mann gesagt hatte: Er kannte sich tatsächlich nicht in allen möglichen Nuancen und Feinheiten dämonischen Treibens aus, dafür waren die Schwarzblütigen selbst viel zu einfallsreich.
    Aber er hatte sich ein gerütteltes Maß an Menschenkenntnis erarbeitet, und diese ließ nun alle Alarmglocken in ihm schrillen.
    Schoenmeisters Frage war alles andere als aus reiner Neugierde gestellt worden.
    Zamorra seufzte.
    ***
    »Ich halte das immer noch für sehr gefährlich.«
    Die dunkel glühenden Augen von Professor Dr. Rösen hefteten sich auf Dekan Professor Dr. Harald von Sprengen, der sein Kinn trotzig gehoben hatte. Die soeben gemachte Aussage war von ihm gekommen, und hätte das für Rösen deutlich sichtbare schwarzgelbe Flackern in den Pupillen nicht gezeigt, dass der Chemiker völlig unter der Kontrolle Charzaels stand, hätte er fast vermutet, sein menschliches Ich hätte eine Meinung vorgetragen.
    Charzael war für einen Dämonen ein Weichei, und die Tatsache, dass er bei von Sprengen so leichtes Spiel gehabt hatte, lag eher in der Affinität beider Wesen zu explosiven chemischen Reaktionen.
    »Halt deinen Mund«, entfuhr es Rösen, und zustimmendes Knurren aus den Reihen des Universitätssenats ließ Charzael/von Sprengen tatsächlich verstummen.
    Rösen warf einen Blick in die Runde. Der Senat bestand aus zwölf Professoren, vier wissenschaftlichen Mitarbeitern, von eher nachrangigen Dämonen besessen, sowie drei Studierenden, deren wahre Herren genauso wie ihre Wirte im Grunde nur Sex and Drugs and Rock’n’Roll im Sinn hatten. Aber sie kannten ihren Platz und schwiegen still oder folgten schlicht der Meinung des Universitätspräsidenten.
    Rösen hatte kein Verständnis für diese Art von Gremien, aber der Anschein musste für die Außenwelt gewahrt bleiben, wenngleich sie durch die Einladung Zamorras exakt diesen Anschein jetzt in Gefahr brachten.
    »Schoenmeister ist eine Gefahr, und Zamorras Nutzen muss sich erst noch unter Beweis stellen«, sagte von Sprengen nun.
    Rösen seufzte. Sie waren das Thema doch nun schon tausend Mal durchgegangen. Er musste dem offensiv entgegentreten, nicht zuletzt, um seine eigenen stillen Zweifel zu unterdrücken.
    Es war ja nicht so, als ob die Einwände völlig aus der Luft gegriffen wären…
    »Charzael!« Dass Rösen ihn offen bei seinem wahren Namen ansprach, zeigte, wie gereizt der Universitätspräsident war. »Als wir vor zehn Jahren die erste Universität für Dämonen gründen wollten, gab es zwei Optionen: Wir etablieren diese Universität in der Hölle und schmoren in unserem eigenen Saft, oder wir wagen uns direkt an die Front, in die Menschenwelt, um unsere Wege und Strategien zu verfeinern und den aufstrebenden Jungdämonen sowohl Experimente am Objekt wie auch das Einüben von Geduld und Wachsamkeit zu ermöglichen. Wir sind damals verlacht worden. Uns hat niemand ernst genommen, egal, bei welchem der Oberen wir mit unserer Idee vorstellig wurden. Also blieb uns nichts übrig, als das Academium selbst zu erschaffen und es auf eigene Faust zu versuchen. Ich sage: Wir können stolz auf das Erreichte sein,
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