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0807 - Universität der Dämonen

0807 - Universität der Dämonen

Titel: 0807 - Universität der Dämonen
Autoren: Dirk van den Boom
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mit der sie nicht hatte rechnen können, um so stärker war der damit verbundene Schock.
    Mit blankem Entsetzen registrierte sie, wie sie aufstand und mechanischen Schrittes auf die Tür zuging. Das konnte nicht wahr sein! Was geschah mit ihr?
    »Stop!«, wollte sie sich selbst zuschreien, und mit aller Macht gebot sie ihren Gliedmaßen, jede Bewegung einzustellen. Kurz zögerte ihr Körper, als müsse er widerstrebende Befehle gegeneinander abwägen. Die Angst in Cora schlug in Panik um. Ein Schrei kam ihr nicht über die Lippen, nur ein dumpfes Stöhnen. Dann setzte ihr Körper, zitternd, in Schweiß gebadet, aber unbeirrbar seinen Weg fort.
    Er öffnete die Tür.
    Im fahlen Licht der Kontrollen des Chemielabors standen die drei Studenten. Eine merkwürdige Veränderung war mit ihnen vorgegangen. In ihren Augen loderte ein gelbes Feuer. Ihre Mundwinkel waren zu einem unnatürlichen Grinsen verzerrt.
    »Cora, Cora…« Die sanfte Stimme schien von überall her zu kommen. »Warum wehrst du dich so?«
    Die Frau brachte kein Wort hervor. Eine vollständige Lähmung schien sie erfasst zu haben. Einer der Männer berührte sie mit seiner Rechten. Hitze strömte durch ihren Körper.
    »Wir wollen dir gar nichts tun«, versicherte die sanfte Stimme aus dem Nichts.
    Cora wurde schwarz vor Augen. Und Gelb. Und Rot. Und es wurde heiß. Sehr heiß.
    Sie hörte schon nicht mehr, dass die Stimme noch einen Satz anfügte: »Wir wollen dich nur richtig an der Universität einschreiben… Willkommen, liebe Cora, willkommen…«
    ***
    Zamorra hatte im Grunde alles hinter sich gelassen.
    Es war eine etwas seltsame Erkenntnis, die sich ihm da aufdrängte, als er den Zug verließ und den Bahnsteig betrat. Es war außerdem ein Gefühl, dass er schon einmal gehabt hatte, damals, als ihm klar geworden war, dass er niemals eine akademische Karriere anstreben würde.
    Hier, mit seinem Koffer in der Hand, in einem kleinen süddeutschen Universitätsstädtchen angekommen, kehrte er in gewisser Hinsicht zu diesen Wurzeln zurück. Er hatte neben seiner Kleidung einige Bücher in seinem Koffer, Unterlagen für ein einwöchiges Blockseminar, das er auf Einladung der Vincent-Universität abhalten wollte.
    Zurückgelassen hatte er die Bedrohung durch die Schwarzblütigen. Sein Amulett trug er zwar an einem Kettchen vor der Brust unter dem Hemd, aber er bemühte sich fast angestrengt, nicht an das Kleinod zu denken.
    Die kommende Woche galt der Wissenschaft, der Vermittlung von Erkenntnis und Kenntnissen. Eine Auszeit, eine Art Urlaub, und vielleicht auch der Versuch herauszufinden, ob das alte Feuer noch in ihm brannte. Das Feuer, das er in sich gespürt hatte, als er in den USA und Frankreich sein Studium absolviert hatte, dieser rasende Durst nach Wissen, der mit zunehmendem Alter anderen Bedürfnissen gewichen, aber niemals vollständig gestillt worden war.
    Sicher, hin und wieder hielt er den allfälligen Gastvortrag, auch in Deutschland, oft in Freiburg. Doch diesmal hatte man ihn zu einem längeren Engagement eingeladen, und obgleich Zamorra ein viel beschäftigter Mann war, hatte er nur kurz gezögert, ehe seine Zusage kam.
    Dabei konnte er sich das zeitlich eigentlich gar nicht leisten. In den letzten Wochen hatten ihn nicht nur die Intrigen in der Hölle ständig in Atem gehalten. Da war auch die Erforschung eben dieses Amuletts, das er momentan krampfhaft aus seinen Gedanken zu verbannen versuchte. Nach vielen Jahren hatte er sich vorgenommen, sich endlich einmal intensiv den Geheimnissen der magischen Silberscheibe zu widmen.
    Vor fast einem Jahrtausend hatte der legendäre Zauberer Merlin sie aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, nachdem er einen Stern vom Himmel geholt hatte. Deshalb wurde die handtellergroße Scheibe mit den seltsamen Verzierungen auch Merlins Stern genannt.
    Zamorra wusste nur wenig über das, was diese Zauberscheibe wirklich zu vollbringen vermochte, weil er nie genug Zeit gefunden hatte, sich näher damit zu befassen. Jetzt endlich hatte er sich einen innerlichen Ruck gegeben - und war dabei auf ein Phänomen gestoßen, mit dem er niemals gerechnet hatte.
    Vielleicht suchte sein Unterbewusstsein seither nur nach einer Ausrede, sich damit nicht weiter befassen zu müssen? Denn diese Geschichte musste jetzt durch den Lehrauftrag natürlich wieder etwas in den Hintergrund treten. Wenigstens für diese eine Woche…
    Desgleichen das Rätsel der 13 Siegel, von denen er eines bereits geöffnet hatte. Dadurch
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