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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste
Autoren: Lee Child
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und im US-Kongress. Einige der politischen Ideen beschrieben eine Schleife, die wieder zu den Rüstungsfirmen zurückführte. Hier wurde ein ziemlich kompliziertes Beziehungsgeflecht angedeutet. Offensichtlich flossen Gelder in eine Richtung und Gefälligkeiten in die andere. Der Verteidigungsminister wurde namentlich genannt. Dass er die Panzertruppe unterstützen würde, wurde praktisch vorausgesetzt. In einer Zeile war sein Name unterstrichen, und am Rand stand handschriftlich vermerkt: gekauft und bezahlt . Insgesamt enthielten die Seiten eins bis drei sämtliche Dinge, die man von arroganten Profis, die an der Erhaltung des Status quo interessiert waren, erwarten konnte. Es war anrüchig, gewiss, aber nichts, was einen hinter Gitter hätte bringen können.
    Diese Sachen kamen auf Seite vier, und diese Seite trug eine merkwürdige Überschrift: E. V. A. Die zusätzliche Meile. Darunter stand ein Zitat aus Kriegskunst von Sun Tsu: Den Kampf nicht in die Reihen des Feindes zu tragen, wenn man mit dem Rücken an der Wand steht, bedeutet Vernichtung. Am Rand daneben war in einer Schrift vermerkt, die ich für Vassells hielt: Während Kaltblütigkeit bei Desastern der sicherste Beweis für den Mut eines Kommandeurs ist, beweist Energie bei der Verfolgung am sichersten seine Willensstärke. Wavell.

    »Wer ist Wavell?«, fragte Summer.
    »Ein alter englischer Feldmarschall«, antwortete ich. »Aus dem Zweiten Weltkrieg. Damals Vizekönig von Indien. Er war wegen einer Verwundung aus dem Ersten Weltkrieg auf einem Auge blind.«
    Unter dem Wavell-Zitat stand eine weitere Anmerkung in anderer Schrift, bei der ich auf Coomer tippte. Sie lautete: Freiwillige? Ich? Marshall? Diese drei Wörter waren umringelt und durch einen langen Pfeil mit der rätselhaften Überschrift E. V. A. Die zusätzliche Meile verbunden.
    »Worum geht’s hier?«, sagte Summer.
    »Lies weiter«, forderte ich sie auf.
    Unter dem Sun-Tsu-Zitat befand sich eine Liste mit achtzehn Namen, von denen ich viele kannte. Sie waren wichtige Bataillonskommandeure aus berühmten Infanteriedivisionen wie der 82nd und 101st, einflussreiche Mitarbeiter des Pentagon und verschiedene andere Leute. Eine interessante Mischung von Altersstufen und Dienstgraden. Auf der Liste standen keine wirklich jungen Offiziere, aber sie war auch nicht auf hohe Dienstgrade beschränkt. Sie enthielt die Namen mehrerer Personen, die als zukünftige Stars galten. Manche Namen sagten mir jedoch nichts. Zum Beispiel der eines Mannes namens Abelson. Ich hatte keine Ahnung, wer er war. Sein Name war als Einziger mit Bleistift abgehakt.
    »Was bedeutet das Häkchen?«, wollte Summer wissen.
    Ich rief meine Sergeantin im Vorzimmer an.
    »Schon mal von einem Mann namens Jack Abelson gehört?«, fragte ich sie.
    »Nein«, gab sie zur Antwort.
    »Stellen Sie fest, wer das ist«, sagte ich. »Wahrscheinlich ein Oberstleutnant oder Höheres.«
    Ich nahm mir erneut die Liste vor. Sie war kurz, aber ganz leicht zu deuten. Dies war eine Liste von achtzehn wichtigen Knochen in einem sich weiterentwickelnden Riesenskelett. Oder von achtzehn unentbehrlichen Nerven eines komplizierten
neurologischen Systems. Entfernte man sie, würde ein bestimmter Teil der Army ernstlich behindert sein. Schon heute, aber mehr noch morgen. Wegen der zukünftigen Stars. Wegen der abgebrochenen Weiterentwicklung. Und wie die Namen der mir bekannten Leute zeigten, würde vor allem der Teil mit den leichten Einheiten leiden, vor allem die nach vorn ins 21. Jahrhundert blickenden. In einer Armee mit einer Million Mann stellten achtzehn Namen keine große Zahl dar. Aber sie waren gut ausgewählt. Irgendjemand hatte genaue Analysen angestellt. Die Zielpersonen präzise identifiziert. Die Macher und Beweger, die Denker und Planer. Die zukünftigen Stars. Wollte man eine Liste von achtzehn Personen, deren Anwesenheit oder Fehlen sich auf die Zukunft auswirken würde, lag sie hier säuberlich in Tabellenform getippt vor uns.
    Das Telefon klingelte. Ich schaltete den Lautsprecher zu. Wir hörten die Stimme der Sergeantin.
    »Jack Abelson war der Mann von den Apache-Hubschraubern«, teilte sie uns mit. »Wissen Sie, wen ich meine? Den von den Kampfhubschraubern? Der ständig für sie getrommelt hat?«
    »War?«, sagte ich.
    »Er ist am Tag vor Silvester in Wiesbaden tödlich verunglückt. Auto gegen Fußgänger. Fahrerflucht.«
    Ich schaltete das Telefon aus.
    »Swan hat davon gesprochen«, sagte ich. »Beiläufig. Jetzt fällt’s
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