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08-Die Abschussliste

08-Die Abschussliste

Titel: 08-Die Abschussliste
Autoren: Lee Child
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heute Abend nach Washington fliegen. Es hat ihnen Pflichtverteidiger beigeordnet.«
    »Irgendwas stimmt hier nicht«, sagte ich.
    »Was denn?«
    »Alles war viel zu einfach.«
    Ich überlegte kurz.
    »Wir müssen nach Bird zurück«, sagte ich. »Am besten sofort.«
     
    Franz lieh mir fünfzig Dollar und gab mir zwei Blankoreisegutscheine. Ich unterschrieb sie, und Leon Garber leistete die erforderliche zweite Unterschrift, obwohl er sich viele tausend Meilen weit entfernt in Korea befand. Dann brachte Franz uns zum Flughafen. Es herrschte wenig Verkehr, sodass wir schnell hinkamen. Wir betraten das Terminal, und ich tauschte die Reisegutscheine gegen zwei Sitze in der nächsten Maschine nach Washington ein. Meine Reisetasche gab ich auf. Unser Flugzeug startete um fünfzehn Uhr. Wir hatten uns genau acht Stunden in Kalifornien aufgehalten.

24
    Auf dem Rückflug nach Osten stahlen die Zeitzonen uns wieder die Stunden, die wir auf dem Flug nach Westen gewonnen hatten. Es war dreiundzwanzig Uhr, als wir auf dem Washington
National landeten. Nachdem ich meine Reisetasche vom Gepäckband geholt hatte, fuhren wir mit dem Shuttlebus zum Parkplatz für Langzeitparker. Der Chevy stand genau dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Ich zweigte einen Teil von Franz’ fünfzig Bucks ab, um zu tanken. Dann fuhr Summer uns nach Bird zurück. Um drei Uhr morgens passierten wir das Haupttor. Auf dem Stützpunkt war alles ruhig. Leichter Nebel hüllte die Gebäude ein. Nirgends regte sich etwas.
    »Wohin?«, fragte Summer.
    »Zur Delta-Station«, sagte ich.
    Sie fuhr zum ehemaligen Gefängnis hinüber. Wir stellten den Chevy auf dem Hauptparkplatz ab. Im Halbdunkel konnte ich Trifonows rote Corvette erkennen. Sie sah frisch gewaschen aus.
    »Wozu sind wir hier?«, wollte Summer wissen.
    »Die Beweislage in allen drei Fällen war sehr schwach«, sagte ich. »Darauf hast du selbst hingewiesen. Und du hattest Recht. Die forensische Untersuchung des Dienstwagens hat was gebracht, aber wir sind eigentlich nie über bloße Indizienbeweise hinausgekommen. Wir können nicht beweisen, dass Vassell, Coomer und Marshall an einem der Tatorte waren. Nicht unwiderlegbar. Wir können nicht beweisen, dass Marshall das Brecheisen jemals in der Hand gehalten hat. Wir können nicht beweisen, dass er den Joghurt nicht tatsächlich selbst gegessen hat. Und wir können erst recht nicht beweisen, dass Vassell und Coomer ihm jemals befohlen haben, irgendetwas zu tun. Notfalls behaupten sie einfach, er sei ein durchgeknallter Einzelgänger.«
    »Und?«
    »Wir sind hingegangen und haben zwei hohe Offiziere mit Beschuldigungen konfrontiert. Was hätte passieren müssen?«
    »Sie hätten sich dagegen wehren sollen.«
    Ich nickte. »Sie hätten die Vorwürfe zurückweisen und darüber lachen müssen. Sie hätten empört sein und uns drohen sowie die Tür weisen müssen. Aber sie haben nichts dergleichen
getan und sich durch ihr Schweigen gewissermaßen schuldig bekannt. Zumindest war das mein Eindruck. So habe ich ihre Reaktion gedeutet.«
    »Ich auch«, stimmte Summer mir zu. »Kein Zweifel.«
    »Aber warum haben sie sich nicht gewehrt?«
    Sie machte eine nachdenkliche Pause.
    »Gewissensbisse?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sicher nicht.«
    Sie schwieg erneut.
    »Scheiße«, sagte sie dann. »Vielleicht haben sie ganz bewusst abgewartet und wollen den Fall in aller Öffentlichkeit platzen lassen. Morgen in Washington, wenn ihre Anwälte sie begleiten. Um unsere Karrieren zu ruinieren. Vielleicht sind sie auf Rache aus.«
    Ich schüttelte erneut den Kopf. »Mit welcher Begründung habe ich sie verhaftet?«
    »Verschwörung und Verabredung zum gemeinschaftlichen Morden.«
    Ich nickte. »Ich glaube, dass sie mich missverstanden haben.«
    »Du hast dich deutlich genug ausgedrückt.«
    »Sie haben die Wörter verstanden, aber nicht den Zusammenhang. Ich habe von einer Sache gesprochen, und sie dachten, ich meinte eine andere. Sie haben sich wegen etwas schuldig bekannt, von dem sie wissen, dass es sich zweifelsfrei beweisen lässt.«
    Sie schwieg.
    »Die Tagesordnung«, sagte ich. »Sie haben sie niemals zurückbekommen. Carbone hat sie reingelegt. Sie haben den Aktenkoffer draußen auf der I-95 geöffnet, aber die Tagesordnung war nicht mehr darin.«
    »Wo befindet sie sich also?«
    »Das werde ich dir zeigen«, antwortete ich. »Deshalb sind wir zurückgekommen. Damit du sie morgen in Washington vorlegen kannst. Um all das andere Zeug
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