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079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
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machte sich sofort an die Arbeit. Er veranlaßte, daß die vier gebleichten und erstarrten Leichname wieder in den Lieferwagen verfrachtet wurden.
    Nun schaltete sich Dorian ein. „Es ist ein Irrtum, Don Chiusa, wenn Sie glauben, daß diese vier Männer ihre ewige Ruhe gefunden haben. Hörten Sie nicht, daß sie erst im Sonnenlicht erstarrten? Sie sind nicht endgültig gestorben. Wenn die Sonne untergeht und es Nacht wird, können sie wieder erwachen. Sie werden erst von ihren Qualen erlöst sein, wenn sie endgültig verwest sind.“
    „Mama mia!“ rief jemand entsetzt.
    „Hören Sie mit diesem Unsinn auf, Mr. Hunter!“ fuhr der Don ihn an und verlor zum erstenmal die Beherrschung. „Wollen Sie mit diesem Schauermärchen meine Leute einschüchtern? Was würden Sie denn vorschlagen, was wir mit den vier machen sollen?“
    „Sie müßten verbrannt und eingeäschert werden“, antwortete Dorian. „Dann können sie keinen Schaden mehr anrichten.“
    Don Chiusa blickte ihn an, als hätte Dorian an seiner Ehre gezweifelt.
    „Es waren gute Männer“, sagte er gepreßt. „Ihnen steht ein ordentliches Begräbnis zu.“
    Ohne ein weiteres Wort verließ er die Garage.
    Um Dorian kümmerte sich niemand mehr, nicht einmal der Mafiososproß Gianni. Der unheimliche Anblick der vier Gebleichten war für alle ein Schock gewesen. Dorian nutzte die Gelegenheit, um sich unbemerkt aus dem Staub zu machen.
     

     
    Dorian störte der Wind nicht, der durch die zerschmetterte Windschutzscheibe blies. Für seinen Geschmack war es ohnehin zu heiß. Als er den Hügel hinunter war, überquerte er die Brücke am Mazoro, fuhr ein Stück auf der Staatsstraße 115 und nahm dann die erste Abzweigung, die in die Ortsmitte von Mazara del Vallo führte.
    Mazara del Vallo war eine Stadt mit sechsunddreißigtausend Einwohnern, die in der Hauptsache vom Fischfang lebten. Die Stadt besaß einen der wichtigsten Fischereihäfen von ganz Italien und war außerdem auch führend in der Landwirtschaft und im Weinbau. Ansonsten besaß Mazara del Vallo keine besondere Bedeutung – wenn man davon absah, daß sich hier mit Don Chiusa einer der mächtigsten Mafiabosse niedergelassen hatte. Für Dorian war das natürlich wichtiger als alles andere.
    Die Fischerstadt war sein Sprungbrett zur Teufelsinsel, dem Hauptsitz Asmodis.
    Dorian glaubte, daß durch den Zwischenfall mit den vier Verwesenden seine Chancen gestiegen waren. Chiusa würde nun nach Rache sinnen und seinem Angebot positiver gegenüberstehen.
    Dorian fuhr nicht zu seinem Hotel, sondern zuerst in die Werkstatt, um eine neue Windschutzscheibe einbauen zu lassen. Um die Bezahlung würde sich die Leihwagenfirma kümmern, bei der er den Wagen gemietet hatte. Als er die Werkstatt verließ, fiel ihm ein rotes Sportcoupe auf, das etwas weiter oben an einer Kreuzung parkte. Darin saßen zwei Männer.
    Dorian ging in die andere Richtung. Als er sich nach einigen Schritten umdrehte, sah er, daß einer der beiden Männer ausstieg und ihm folgte. Das paßte Dorian gar nicht. Er hatte eine Verabredung mit Olivaro und wollte nicht, daß man ihn mit dem Dämon sah. Noch weniger würde es Olivaro behagen, mit Dorian gesehen zu werden, denn wenn Asmodi davon erfuhr, würden alle ihre Pläne platzen.
    Dorian bog in eine schmale Gasse ein. Und plötzlich hatte er furchtbare Kopfschmerzen. Er mußte stehenbleiben und sich an einer Hauswand stützen. Nach einigen Atemzügen fühlte er sich jedoch wieder besser.
    Er drehte um und ging die Gasse zurück. Dabei stieß er fast mit dem Mann zusammen, der ihm gefolgt war. Dorian ignorierte ihn. Er war nicht mehr an ihm interessiert.
    Was geschah mit ihm? Die Kopfschmerzen waren verschwunden, dafür hatte er auf einmal den dringenden Wunsch, ein bestimmtes Lokal aufzusuchen. Der Name des Lokals war irgendwo in seinem Unterbewußtsein verankert, doch es fiel ihm nicht ein, ja er wußte nicht einmal, ob er schon jemals dort gewesen war. Ihm war nur klar, daß er dorthin mußte. Seine Beine trugen ihn mechanisch durch die winkeligen Gassen der Altstadt, ohne daß er wußte, in welche Richtung er ging. Nicht ein einziges Mal drehte er sich nach seinem Verfolger um.
    Und dann war er am Ziel. Er wollte das Schild über dem Eingang lesen, doch es verschwamm vor seinen Augen. Wie unter einem Zwang teilte er die Plastikschnüre und betrat einen düsteren Raum.
    Als sich seine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten, wurde sein Kopf auf einmal wieder klar. Er blickte sich um.
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