Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
079 - Die Insel der wandelnden Toten

079 - Die Insel der wandelnden Toten

Titel: 079 - Die Insel der wandelnden Toten
Autoren: Paul Wolf
Vom Netzwerk:
Das Lokal war leer. Nur durch eine offene Tür, die in die Küche führen mußte, drangen Geräusche und das Geplapper einer Frau und eines Mannes.
    Doch dann entdeckte er in einer Nische, die mit Schilfrohr abgeteilt war, den einzigen Gast. Olivaro!
    Dorian ging hin und setzte sich ihm gegenüber.
    Olivaro blickte lächelnd auf und sagte statt einer Begrüßung: „Hier sind wir ungestört. Der Wirt wird sich nicht um uns kümmern. Und solange wir hier sind, werden auch keine Gäste kommen.“
     

     

Olivaro war klein. Wenn er stand, reichte er Dorian nur bis ans Kinn. Er hatte ein schmales Gesicht, und seine dunkelbraunen Augen standen weit auseinander. Er trug das braune Haar kurzgeschnitten, hatte eine kleine gerade Nase und einen zu großen Mund mit vollen sinnlichen Lippen. Alles in allem war er eine mehr als durchschnittliche Erscheinung, aber dafür besaß er außergewöhnliche magische Fähigkeiten, von denen Dorian gerade eine Kostprobe bekommen hatte, als er ihn gegen seinen Willen zu diesem Treffpunkt lotste. Und sicherlich konnte Olivaro, wenn ihm danach war, einem Betrachter jedes nur gewünschte Aussehen vorgaukeln.
    Aber Dorian konnte sicher sein, daß Olivaro so aussah, wie er sich im Augenblick zeigte. Er hatte den Beweis dafür. Der Dämonenkiller besaß eine Kupferstichplatte aus dem 15. Jahrhundert, die Olivaro darstellte. Dorian wußte aus Erfahrung, daß Dämonen mit ihren Bildnissen in enger Symbiose lebten. Zerstörte man das Bildnis, dann mußte auch der Dämon sterben. So war es Dorian möglich gewesen, Olivaro zu erpressen. Doch inzwischen hatte sich herausgestellt, daß Olivaro auch freiwillig mit dem Dämonenkiller zusammen arbeiten würde.
    Um seinen guten Willen zu demonstrieren, hatte Dorian dem Dämon die Druckplatte mit seinem Bildnis ausgehändigt. Als Gegenleistung versprach Olivaro, ihm Asmodi auszuliefern.
    „Was haben Sie bei Chiusa ausgerichtet?“ fragte Olivaro.
    „Ich glaube, er war sehr beeindruckt und wird mit mir zusammenarbeiten“, antwortete Dorian und berichtete von der neuerlichen Schlappe, die Chalkiris dem Mafiaboß zugefügt hatte. „Wenn ich erst Chiusas Mißtrauen gegen mich zerstreut habe, wird er mir bestimmt jegliche Unterstützung gewähren. Und dann kann ich zum Schlag gegen Asmodi ausholen.“
    „Chiusa ist so mißtrauisch, daß er Ihnen zwei seiner Männer auf die Fersen setzte“, sagte Olivaro. „Aber seien Sie unbesorgt! Den beiden gelang es nicht, Ihnen zu folgen.“
    „Sie überraschen mich immer wieder mit Ihren Fähigkeiten, Olivaro“, sagte Dorian anerkennend, doch nicht ohne Unbehagen. „Mir wäre aber wohler, wenn ich wüßte, welche Gebiete der Schwarzen Magie Sie beherrschen. Ich weiß noch nicht einmal, welcher Art von Dämon Sie sind.“
    „Das ist auch besser so“, meinte Olivaro. „Angenommen ich wäre ein Leichenfresser, ein in Ihren Augen abscheulicher Ghoul, oder ein Vampir, dem nur das Blut von kleinen Kindern mundet, glauben Sie nicht, daß es unsere Beziehungen stören würde, wenn Sie davon wüßten? Es ist besser so. Es muß Ihnen genügen, daß ich Ihnen helfen will, Asmodi zur Strecke zu bringen.“
    Dorian nickte.
    „Wahrscheinlich haben Sie recht, Olivaro.“ Er wechselte das Thema. „Haben Sie mir den Plan von der Insel mitgebracht?“
    Olivaro breitete eine Karte auf dem Tisch aus. Darauf war eine Insel, die etwa die Form eines Ellipsoides hatte, eingezeichnet. Im Westen waren der Insel Riffe vorgelagert. Mehr Eintragungen fanden sich in diesem Gebiet nicht. Nur die Ostspitze war mit kartographischen Eintragungen versehen.
    Es handelte sich um einen Hafen, um den sich verschieden große Gebäude gruppierten.
    Olivaros Finger deutete darauf, und er erklärte: „Das ist Asmodis Hauptquartier. Von hier aus beherrscht er die Schwarze Familie und lenkt die Geschicke der Sterblichen. Verständlich, daß diese Residenz stark bewacht ist. Asmodi läßt sich in seinem Palast von einem Heer von Untoten bewachen. Wenn Sie versuchen sollten, vom Hafen her zu vorzudringen, haben Sie von vornherein keine Chance. Sie müssen im Westen der Insel landen und über Land zu seinem Hauptquartier vordringen.“
    Dorian schnitt eine Grimasse. „Warum weist die Karte in diesem Teil der Insel keine Eintragungen auf? Sagen Sie nur nicht, daß Asmodi hier keine Menschenfallen aufgestellt hat.“
    „Ich kenne diesen Teil der Insel nicht“, gestand Olivaro. „Sie wissen, daß Asmodi auch innerhalb der Schwarzen Familie viele Feinde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher