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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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wurde mehr als drei Jahre nach seinem Tod geboren“, sagte ich.
    Sie seufzte. „Ich werde es dir erklären, Dick. Bei Vampiren und Werwölfen ist es üblich, daß Zeugung und Geburt eines Menschen genau geplant werden. Du hättest am 16.12.1942 gezeugt werden sollen. Doch dein Vater war tot. Nun galt der Plan, der für sein Ableben vorgesehen war. Ich fuhr am 14.12.1942 nach Lake Placid und blieb bei Catalin.“
     

     
    16. 12. 1942
    Im Wohnzimmer war es angenehm warm. Lynn Collins trug ein hochgeschlossenes schwarzes Kleid. Ihr Gesicht war bleich. Sie war nervös. Immer wieder blickte sie aus dem Fenster. Es schneite in dichten Flocken. Der See war seit Tagen zugefroren, und die Welt schien im Schnee zu versinken.
    Lynn wartete ungeduldig, bis es dunkel wurde.
    Als Catalin ins Zimmer trat, stand sie auf. Er schlüpfte aus seinem Pelzmantel und legte ihn neben den offenen Kamin zum Trocknen. Dann sah er Lynn lächelnd an.
    „Setz dich“, sagte er.
    „Ich bin zu unruhig“, sagte Lynn. „Ich halte das Warten einfach nicht mehr aus.“
    Catalin legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie auf den Stuhl zurück.
    „Ich habe alles vorbereitet“, sagte Catalin und setzte sich. Er schenkte einen Selbstgebrannten Schnaps ein und trank ihn auf einen Zug leer.
    „Wird es auch klappen?“ fragte Lynn.
    Catalin seufzte, dann lächelte er. „Ich habe alles getan, was zu tun war, aber ich kann nicht garantieren, daß es klappen wird. Es ist eine schwierige Beschwörung – die schwierigste, die es gibt. Bei Hunden und Katzen hatte ich Erfolg. Ob es auch mit Menschen gelingen wird …“ Er hob die Schultern.
    Lynn bewegte die Hände unruhig auf der Tischplatte. Sie wußte, daß Catalin alles unternommen hatte, um die Beschwörung erfolgreich zu gestalten. Aber die Unsicherheitsfaktoren überwogen.
    „Du weißt genau, Lynn, daß ich diese Beschwörung nicht gern durchführe. Aber ich versprach es Ted. Und ich habe noch immer meine Versprechen gehalten. Ich habe nur Angst, daß du es nicht aushalten wirst, falls der Versuch klappt.“
    „Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen“, sagte Lynn fest.
    Sie schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah wunderhübsch aus.
    „Wenn der Versuch gelingt“, sagte Catalin. „Dann wird Ted nur wenige Stunden zum Leben erwachen. Es ist unmöglich, seinen Körper länger als sechs Stunden zu erhalten.“
    „Das weiß ich alles“, sagte Lynn.
    „Ich weiß, daß er nur kurze Zeit bei uns sein wird.“
    „Ihr habt es so gewollt“, sagte Catalin. „Und ich tue mein möglichstes, um Teds Wunsch zu erfüllen. Ich kann nur hoffen, daß ich Erfolg mit der Beschwörung haben werde.“
    Catalin trank noch ein Glas Schnaps. „Wir haben noch mehr als eine Stunde Zeit, Lynn. Soll ich dir etwas zu essen bringen?“
    Lynn schüttelte den Kopf. „Nein, danke“, sagte sie. „Ich würde keinen Bissen herunterbringen.“
    „Trink auch einen“, sagte Catalin und holte ein Glas und schenkte es voll.
    Die Wärme des Alkohols breitete sich wohlig in Lynns Magen aus. Doch ihre Unruhe steigerte sich von Minute zu Minute. Immer wieder blickte sie auf die Uhr. Die Zeit schien stillzustehen.
    Sie erhob sich und ging im Zimmer auf und ab.
    Dann stellte sie sich ans Fenster. Die Landschaft war in Schnee getaucht, und es schneite noch immer. Ihr warmer Atem strich über die gefrorene Fensterscheibe. Es wurde langsam dunkel.
    „Zehn Minuten noch, Lynn“, sagte Catalin.
    Lynn schlüpfte in ihre Stiefel und holte den Pelzmantel. Sie band sich ein Tuch um den Kopf, und Catalin half ihr in den Mantel. Sie traten ins Freie. Catalin hatte einen Weg zum Friedhof geschaufelt, der aber in der Zwischenzeit schon wieder mit einer dicken Schneeschicht bedeckt war.
    Nur das Knirschen ihrer Schritte auf dem Schnee war zu hören. Catalin hielt Lynns rechten Arm. Sie gingen rasch weiter.
    Es schneite noch immer. Weißer Flaum bedeckte die kahlen Bäume, die wie seltsame Ungeheuer aussahen.
    Nach einigen Minuten hatten sie den kleinen Friedhof erreicht. Lynn folgte Catalin zögernd.
    Vor einem offenen Grab blieb er stehen. Lynn konnte nicht viel erkennen. Der Himmel war noch immer bedeckt, und ein leichter Wind kam auf, der ihnen die Schneeflocken in die Gesichter blies.
    „Du mußt zur Seite gehen, Lynn“, sagte Catalin leise.
    Lynn folgte. Sie ging etwa zwanzig Schritte, dann blieb sie stehen. Sie konnte Catalin nur undeutlich erkennen. Er stand vor der Grube und murmelte Beschwörungen,
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