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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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Unwetter kam plötzlich. Innerhalb von wenigen Augenblicken war die friedliche Abendstimmung hinweggefegt. Drohende Wolken trieben von Kanada her und schufen ein düsteres Zwielicht.
    Der leichte Wind wurde stärker. Er brachte die glatte Oberfläche des Chazy Lake in Bewegung. Die ersten schweren Regentropfen fielen.
    Der Himmel war nun pechschwarz, und das kleine Ruderboot wurde wild hin und her geschüttelt.
    Walt Sheldon kämpfte verzweifelt gegen den hohen Wellengang an. Er war ein hagerer Mann, mit schmalen Schultern und wenig Kraft in den dünnen Armen.
    Über den nachtschwarzen Himmel zuckten die ersten Blitze, rasten wie Spinnenhände zur Erde und krachten in die steil aufragenden Berge.
    Im Aufleuchten der Blitze sah Wald Sheldon das Ufer. Es war mindestens fünfhundert Meter entfernt. Er ruderte heftiger. Sein schmales Gesicht war vor Anstrengung verzerrt. Schweiß lief über seine hohe Stirn. Seine Hände waren schwer wie Blei, jede Bewegung verursachte ihm Mühe – er war die körperliche Anstrengung nicht gewöhnt. Doch verbissen kämpfte er gegen die Unbill der Natur an. Er wußte nur zu genau, welch panische Angst seine Frau vor Gewittern hatte. Sie saß zusammengekauert vor ihm am Boden des Bootes; ein Häufchen Elend, das vor Angst die Augen geschlossen
    Walt Sheldon stemmte sich mutig dem heulenden Wind entgegen. Der Regen wurde heftiger, und das wütende Grollen des Donners kam näher.
    Trotz des Unwetters hörte er den entsetzten Schrei seiner Frau, als unweit von ihnen ein Blitz in den See raste.
    „Walt!“ schrie Ann. „Ich habe Angst. Um Himmels willen, mach rasch!“
    Er legte sich noch stärker in die Riemen. Das Boot schoß über die bewegte Wasseroberfläche.
    Der Wind rüttelte es ordentlich durch. Es legte sich auf die Seite, und Sheldon wollte den Kurs korrigieren. In diesem Augenblick schien eine Riesenfaust zuzuschlagen: das Boot bäumte sich auf, kippte zur Seite und schlug um.
    Das Wasser war eiskalt. Sheldon schluckte einen Mundvoll davon und schlug verzweifelt mit den Armen um sich. Endlich tauchte er auf. Er spuckte das Wasser aus und sah sich angstvoll um.
    „Ann!“ brüllte er, so laut er konnte, um das Tosen des Unwetters zu übertönen. Er hatte entsetzliche Angst um seine Frau, da sie nur sehr schlecht schwimmen konnte. „Ann!“ Ein Blitz erhellte für Sekunden den See, und er sah ihren blonden Haarschopf, kaum drei Meter von sich entfernt. Er schwamm auf sie zu und packte sie an den Schultern.
    „Halte dich ganz ruhig“, sagte er beschwörend. Er drehte sich auf den Rücken und zog seine Frau mit sich. Wütend kämpfte er gegen den tobenden See an.
    Er kam nur langsam vorwärts. Von dem Boot war nichts mehr zu sehen.
    Walt Sheldon war froh, daß er einen Rettungsschwimmerkurs belegt hatte. Das kam ihm jetzt zugute. Immer wieder wandte er den Kopf. Das Ufer kam langsam näher.
    Endlich berührten seine Füße Boden. Er schleppte sich mühsam weiter und zog Ann mit.
    Schließlich hatten sie das Ufer erreicht. Ermattet ließ sich Walt Sheldon fallen. Ann drängte sich zitternd gegen ihn. „Mir ist kalt“, keuchte Ann. Walt Sheldon stand schwankend auf. Er zog Ann hoch und stützte sie. Sie schmiegte sich an ihn. Ihr schulterlanges Haar klebte wie eine Kappe an ihrem Kopf. Sie war eine hübsche, zierliche Frau, die ihm kaum bis an die Schultern reichte.
    „Wir müssen zum Bootsverleih zurück“, sagte er.
    „Das ist aber am anderen Ende des Sees“, meinte Ann schwach.
    „Dort wird man uns helfen“, sagte Sheldon. „Wir haben Glück gehabt, Ann, wir leben! Komm, wir schaffen es schon.“
    Der Regen fiel in dichten Schnüren, und sie konnten kaum etwas erkennen.
    Sie stiegen die Böschung hoch. Der Boden war glatt und rutschig. Sie klammerten sich an hervorstehende Baumwurzeln und kamen nur langsam vorwärts. Immer wieder glitt Ann aus, und Walt mußte ihr weiterhelfen.
    Langsam wurde der Regen schwächer. Das Gewitter wanderte weiter. Nur gelegentlich zuckte noch ein Blitz über den Himmel. Das Dröhnen des Donners entfernte sich immer mehr.
    Nach einigen Minuten riß die dichte Wolkendecke auf, und der Mond kam hervor. Jetzt kamen sie rascher vorwärts.
    Sie erreichten den Wald und blieben kurz stehen. Sheldon warf einen Blick auf den See. Das Wasser war schwarz und wirkte drohend. Der leichte Wind fing sich in den Ästen des Mischwaldes und erzeugte unheimliche Geräusche. Die Bäume schienen sich zu bewegen, die Schatten nach ihnen zu greifen.
    „Ich habe
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