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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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Angst“, sagte Ann leise.
    Sheldon legte einen Arm um ihre Schultern. „Bald haben wir die Straße erreicht. Wir werden ein Auto anhalten, das uns in wenigen Minuten zum Bootshaus bringt.“
    Sie betraten den Wald. Walt nahm die rechte Hand seiner Frau in die seine. Er spürte, wie sie zitterte. Ann hatte vor fast allen Dingen Angst, auch vor der Bootsfahrt, doch er hatte sie dazu überredet. Er war sicher, daß Ann ihm eine Riesenszene machen würde, wenn sie erst im Trockenen waren.
    Der Mond spendete nur ungenügend Licht. Walt ging voraus. Er schob die feuchten Äste zur Seite, und Ann folgte ihm, die linke Hand in seine Schulter verkrallt. Sie fühlte sich unendlich müde und hätte sich am liebsten fallen lassen.
    Irgendwo schrie ein Vogel. Ann zuckte erschreckt zusammen.
    Dann war ein anderes Geräusch zu hören.
    „Da ist jemand“, sagte Ann leise.
    Walt blieb stehen und lauschte. Er wandte den Kopf. Ann hatte recht. Irgend etwas bewegte sich zwischen den Bäumen.
    Eine Wolkenbank schob sich vor den Mond, und nun war es völlig dunkel.
    Plötzlich krachte ein Ast.
    Walt und Ann hielten den Atem an.
    Dann hörten sie das Knurren.
    „Was war das?“ fragte Ann entsetzt und drängte sich ängstlich an ihren Mann.
    Das Knurren kam näher.
    „Rasch“, sagte Walt. Er packte Ann und zerrte sie mit sich. Er konnte kaum etwas erkennen. Zweige schlugen gegen sein Gesicht und rissen es blutig. Doch er achtete nicht darauf. Er wollte nur vorwärts, den Wald verlassen.
    Keuchend rannten sie weiter. Doch das unheimliche Knurren verfolgte sie.
    „Ich kann nicht mehr“, keuchte Ann, die am Ende ihrer Kräfte war.
    Irgendwo vor ihnen mußte die Straße liegen, die rund um den See führte. Die wollte Sheldon erreichen.
    Er wandte den Kopf und erstarrte.
    Hinter ihnen leuchteten mindestens ein Dutzend Augen aus der Dunkelheit.
    Sie bewegten sich, kamen rasch näher.
    Ann stieß einen Entsetzensschrei aus.
    Sie rannten weiter, doch die gelben Lichter verfolgten sie.
    Scharfe Zähne schnappten nach Anns Beinen, rissen ihre Hose in Fetzen und bohrten sich schmerzhaft in ihre Waden.
    Ann schrie laut auf. Sie stolperte über eine Wurzel und fiel der Länge nach hin. Dann spürte sie den heißen Atem in ihrem Nacken und war vor Schreck wie gelähmt.
    Walt wollte ihr zu Hilfe kommen. Er sah einen dunklen Schatten über seine Frau gebeugt. Grünlich schimmernde Augen starrten ihn böse an.
    Ann stieß einen verzweifelten Hilfeschrei aus. Dann war nur noch das Krachen von Knochen zu hören.
    Scharfer Geruch hing in der Luft.
    „Ann!“ rief Walt Sheldon und beugte sich vor. Ein schwerer Körper prallte gegen seine Brust. Er taumelte einen Schritt zurück und verfing sich im Gebüsch.
    Riesige Zähne rissen seine Hände und Beine blutig. Von drei Seiten zugleich kamen sie. Wild schlug er um sich, doch dann ging er in die Knie, und spitze Reißzähne schnappten nach seiner Kehle. Es wurde schwarz um ihn.
     

     
    Derek Flint war ein alter Mann. Sein Gesicht wirkte wie gegerbtes Leder. Das graue Haar war kurz geschnitten.
    Er starrte in den Regen hinaus. Seine Hände zitterten. Er hatte ein Dutzend Boote vermietet gehabt. Alle waren zurückgekommen – bis auf eines.
    Er konnte sich noch genau an das Ehepaar erinnern. Ihr cremefarbener Cadillac stand auf dem Parkplatz vor dem Bootshaus. Es war ein junges Paar gewesen, er vielleicht ein Angestellter, sie ein scheues Reh.
    Derek Flint öffnete das Fenster weiter. Der Regen fiel so dicht, daß er nur wenige Meter weit sehen konnte.
    Unwillkürlich bekreuzigte er sich.
    Er war sicher, daß er das Ehepaar nie mehr sehen würde. Zu oft hatte er in den vergangenen zwanzig Jahren erleben müssen, daß Boote nicht zurückgekommen waren. Und das war immer geschehen, wenn eines dieser plötzlich einsetzenden Unwetter losbrach.
    Mehr als ein halbes Dutzend Boote kenterten jährlich auf dem Chazy Lake. Die Insassen blieben spurlos verschwunden, und noch nie hatte der See eines seiner Opfer freigegeben.
    Der Regen hatte aufgehört, und Flint trat ins Freie. Er schritt auf den Bootssteg und starrte über die dunkle Fläche des Sees. Der leichte Wind fing sich in seinen kurzen Haaren.
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    Flint stand mehr als eine halbe Stunde auf dem Steg, ehe er endlich die schwache Bewegung erkannte.
    Er preßte die Lippen zusammen, als er das leere Ruderboot sah, das langsam auf ihn zugetrieben wurde. Er seufzte, griff nach einem Bootshaken und zog das Boot
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