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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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näher heran. Er band es fest und richtete sich auf.
    Mit hängenden Schultern kehrte er ins Bootshaus zurück und setzte sich vor den klobigen Schreibtisch. Mit einer müden Bewegung strich er sich über die Stirn und griff nach dem Telefon.
    Die Nummer kannte er auswendig. Zu oft hatte er sie schon gewählt. Nach dem dritten Läuten wurde abgehoben.
    „Geben Sie mir bitte Sheriff Edwards“, sagte Flint.
    „Wer spricht?“ fragte die tiefe Männerstimme.
    „Derek Flint“, erwiderte er.
    „Ich verbinde.“
    „Edwards“, meldete sich nach wenigen Sekunden der Sheriff. „Was gibt’s, Flint?“
    „Ein Boot ist gekentert“, sagte Flint langsam.
    Edwards schnaubte. „Verdammt noch mal“, fluchte er los. „Das ist der sechste Fall in diesem Jahr!“
    „Ich weiß“, sagte Flint leise.
    „Ich wette mit Ihnen um jeden Betrag der Welt“, knurrte Edwards. „Daß wir keine Spur von den Insassen finden werden. Langsam glaube ich, daß der verdammte See verflucht ist. Ich schicke jemand vorbei.“
    Der Sheriff hatte aufgelegt. Flint stierte den Hörer einige Sekunden an, bevor er ihn vorsichtig in die Gabel legte. Er lehnte sich zurück und stopfte sich langsam eine Pfeife.
    Der Sheriff behielt recht. Walt und Ann Sheldon wurden nicht gefunden.
    Jeder glaubte, daß der See neue Opfer geholt hatte, aber die schreckliche Wahrheit wußten nur wenige. Und die sprachen nicht darüber.
     

     
    Ich hatte es nicht eilig. Es war völlig gleichgültig, ob ich heute oder morgen Lyon Town erreichen würde.
    Es war ein strahlender Spätsommertag. Der Himmel war dunkelblau, und es war angenehm warm.
    Ich war heute morgen aus New York City losgefahren, hatte den Highway 87 bis nach Plattsburgh genommen, war dann am Lake Champlain vorbeigefahren und hatte eine kurze Rast eingelegt.
    Ich fuhr gemächlich die Bundesstraße 374 entlang. Wo ich auch hinblickte, überall sah ich bewaldete Berge.
    Auf dem Beifahrersitz lag George, mein Tigerkater, zusammengerollt. Er schlief behaglich. Nach einigen Meilen Fahrt streckte er sich und blickte mich an. Mit der rechten Pfote berührte er mich samtweich und stieß ein tiefes Brummen aus.
    George war ein vorbildlich erzogener Kater, drei Jahre alt, mit einem seidig schimmernden Fell.
    Er tapste nochmals nach mir.
    Grinsend bremste ich ab und öffnete die Wagentür auf seiner Seite. Er sprang ins Freie und verschwand zwischen den Büschen.
    Ich steckte mir eine Zigarette an und musterte die Berge.
    Es dauerte nicht lange, da tauchte George wieder auf und nahm seinen alten Platz ein. Ich schloß die Tür, und er schlug verspielt nach meiner Hand. Ich kraulte ihn hinter den Ohren, und er fing wie eine Nähmaschine zu schnurren an. Die Augen hatte er geschlossen und genoß sichtlich die Berührung meiner Hand.
    Ich startete und fuhr langsam an. George machte einen Buckel. Er stellte sich auf die Hinterbeine und krallte sich mit den Pfoten an der Türschnalle fest. Interessiert sah er durchs Fenster.
    Nach zehn Minuten erreichte ich Dannemore. Als ich an einer Schnellimbisstube vorbeifuhr, bremste ich ab.
    „Wie wär’s mit einem Bier, George?“ fragte ich.
    „Miau“, sagte George.
    Anfangs war ich mir ziemlich idiotisch vorgekommen, als ich mit meinem Kater zu sprechen begonnen hatte. Jetzt war ich es so gewöhnt, daß es mir gar nicht mehr auffiel.
    Ich stieg aus und George folgte mir wie ein Hund. Er hielt sich dicht an meinem rechten Fuß und wich keinen Schritt zur Seite. Wie gesagt, er war vorbildlich erzogen.
    „Hoffentlich haben die nichts gegen Katzen“, sagte ich.
    George gab mir keine Antwort.
    Ich öffnete die Tür, setzte mich an einen Tisch und wartete auf die Serviererin. George saß brav neben mir auf der Bank und drückte sich eng an mich.
    Das Mädchen blieb lächelnd vor mir stehen, blickte George an, sagte aber nichts.
    „Für mich eine Flasche Bier und ein Hühnersandwich“, sagte ich.
    „Und für ihn einen Orangenjuice.“
    „Einen Orangenjuice?“ Sie konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
    „Richtig“, bemerkte ich. „George ist ein ungewöhnlicher Kater. Er macht sich nichts aus Milch. Er liebt Orangensaft. Wenn Sie so freundlich sein würden und mir eine kleine Untertasse mitbringen können …“
    Das Mädchen nickte, und ihr Blick streifte mich. Ich kannte diesen Blick, so sahen mich viele Leute an, wenn ich mit George auftauchte. Sie hielten mich für leicht verrückt, obwohl ich durchaus normal aussehe.
    George war alles, was mir von meiner Ehe
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