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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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Fensterscheiben erkennen.
    Ich probierte die Türklinke. Die Tür glitt lautlos auf. Fauliger Geruch schlug mir entgegen. Ein langer, breiter Korridor lag vor mir. Ich trat ein. Rechts hing eine schwarze Tafel, die leer war.
    Dann entdeckte ich den Pfeil. Direktion, stand darauf.
    Langsam ging ich weiter. Meine Schritte klangen unnatürlich laut.
    Am Ende des Ganges entdeckte ich eine Tür, auf der in Blockbuchstaben DIREKTOR stand.
    Vor der Tür blieb ich kurz stehen. Ich fühlte mich unbehaglich und konnte mir nicht erklären, worauf das zurückzuführen war.
    Ich klopfte. Nichts rührte sich. Ich klopfte nochmals. Diesmal stärker.
    „Herein!“ Die Stimme war tief und ungehalten.
    Der Raum war düster, sehr klein und wurde von einem alten Schreibtisch beherrscht, der genau der Tür gegenüber lag. Die Jalousien waren heruntergelassen. Es dauerte einige Sekunden, bis ich Einzelheiten ausmachen konnte. Ein dunkler Kokosläufer führte zum Schreibtisch. Rechts stand eine schäbige Ledergarnitur mit einem zierlichen Tischchen. Die linke Wand wurde von bis zur Decke reichenden Schränken eingenommen.
    „Guten Tag“, sagte ich. „Mein Name ist Dick Collins.“
    Der Mann hinter dem Schreibtisch schob den Drehstuhl zurück und stand auf. Ich kam näher. Im diffusen Licht konnte ich nicht viel erkennen. Er war breitschultrig und stand mit vorgestrecktem Schädel da.
    „Ich bin Bryan Fortey“, stellte er sich vor.
    Vor dem Schreibtisch blieb ich stehen. Fortey war fast so groß wie ich. Sein dunkles Haar war militärisch kurz geschnitten. Sein Gesicht ähnelte einem fahlen Oval, aus dem die dunklen Augen besonders hervorstachen. Die Augenbrauen waren ungewöhnlich buschig und an der Nasenwurzel zusammengewachsen.
    Er streckte mir die Hand entgegen, und ich ergriff sie. Sein Händedruck war ungewöhnlich kräftig.
    „Freut mich, Mr. Collins“, sagte er knapp. Seine Stimme klang nicht so, als ob er sich über mein Erscheinen freuen würde.
    Er ging um den Schreibtisch herum und deutete auf die Sitzgarnitur.
    „Nehmen Sie Platz, Mr. Collins.“
    Ich setzte mich. Er blieb stehen und musterte mich. Sein Blick war unangenehm stechend. Unwillkürlich rieb ich die Hände ineinander. Der Mann machte mich nervös.
    Endlich setzte er sich nieder.
    „Soweit ist ja alles klar“, sagte er. „Den Vertrag haben Sie bereits unterschrieben. Die Schule beginnt in einer Woche. Morgen werde ich Sie Ihrer Kollegin vorstellen, Susan Hogart. Ich zeige Ihnen dann Ihr Haus.“
    „Einen Augenblick“, sagte ich, als er aufstehen wollte.
    „Ja?“ Seine Stimme klang ungeduldig.
    „Ich habe ein paar Fragen an Sie, Mr. Fortey.“
    „Fragen Sie.“
    „Das Dorf scheint ausgestorben zu sein“, sagte ich. „Kein Mensch auf den Straßen, keine Autos, es kommt mir …“
    „Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Mr. Collins“, sagte er.
    „Mir kommt das aber ziemlich seltsam vor“, sagte ich.
    „Daran ist gar nichts seltsam“, sagte er bestimmt. „Jeder hat das Recht, so zu leben, wie er will, nicht wahr?“ Er beugte sich angriffslustig vor. „Und wenn niemand auf die Straße gehen will, dann braucht er es auch nicht zu tun.“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nein“, sagte ich. „Darum geht es ja gar nicht. Ich wundere mich nur, daß …“
    „Susan Hogart wird Ihnen morgen alles erklären“, unterbrach er mich barsch.
    Fortey stand auf. Ich folgte seinem Beispiel. Da war einiges sehr seltsam. Ich konnte mir nicht erklären, weshalb der Direktor mich so unfreundlich behandelte. Weshalb hatte er so ausweichend auf meine Frage geantwortet?
    Er verließ das Zimmer, und ich folgte ihm. Er ging so rasch, daß ich Mühe hatte, ihm zu folgen.
    Im Sonnenlicht wirkte sein Gesicht noch bleicher. Er kniff die Augen zusammen.
    „Ist das Ihr Wagen?“ fragte er und deutete auf meinen alten Porsche.
    Ich nickte.
    „Ich führe Sie zu Ihrem Haus“, sagte er.
    Er ging voraus, und ich folgte ihm langsam. Unter seiner dünnen Jacke spielten die Oberarmmuskeln. Er wirkte wie ein Freistilringer auf mich.
    Noch immer war kein Mensch auf dem Platz zu sehen.
    Fortey blieb bei meinem Wagen stehen. Ich trat neben ihn. Er hob schnüffelnd die Nase und beugte sich dann vor. Sein Gesicht veränderte sich erschreckend, als er George sah. Sein kurzgeschnittenes Haar stellte sich auf, und sein Gesicht verzerrte sich.
    „Was ist los?“ fragte ich.
    George fauchte wütend. Er sprang wie verrückt im Wageninneren hin und her. So hatte ich ihn
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