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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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mit Monica geblieben war. Sie hatte ihn mir kurz nach unserer Hochzeit geschenkt. Damals war ich mit Monica glücklich gewesen, hatte noch nichts von ihren unerträglichen Launen und Ansprüchen gewußt. Wir paßten nur im Bett zusammen, und das war einfach zu wenig, um eine Ehe zu führen. Jetzt war ich seit mehr als einem Jahr geschieden.
    Das Mädchen stellte das Bier und den Orangensaft ab. Ich schüttete etwas Saft in die Untertasse. George stellte sich auf die Hinterbeine und legte die Vorderpfoten auf den Tisch. Dann leckte er sich in Ahnung der kommenden Genüsse mit der rosa Zunge über das winzige Maul. Er schnurrte leise, als er den Schädel vorbeugte und genüßlich den Orangensaft aufzulecken begann.
    Die Serviererin sah kopfschüttelnd zu.
    „Das Sandwich bringe ich sofort“, sagte sie, und ich nickte.
    Ich trank einen Schluck Bier und sah George zu, der schon fertig war. Sein Blick heftete sich auf die Flasche, die noch halbvoll war.
    „Nicht so hastig, alter Freund“, sagte ich. „Den Rest bekommst du später.“
    Mißmutig rollte sich George neben mir zusammen. Er war beleidigt.
    Ich aß das Sandwich und breitete die Karte vor mir aus. Kurz nach Dannemore mußte ich nach links einbiegen und in Richtung Lyon Mountain fahren. Ich klappte die Karte zusammen, schüttete den restlichen Orangensaft in die Untertasse, wofür ich zufriedenes Schnurren erntete. Ich trank aus, zahlte und ging. George folgte mir.
     

     

Es war kurz nach 16 Uhr, als ich in den Wagen stieg. Ich kurbelte das Fenster herunter.
    Nach wenigen Minuten hatte ich das kleine Städtchen hinter mich gebracht. Dann sah ich den Wegweiser. Lyon Town – 10 Meilen. Ich bremste ab, wartete, bis ein Sattelschlepper vorbei war und bog in den schmalen Feldweg ein.
    Vor mir ragte der stark zerklüftete Lyon Mountain auf.
    Der Feldweg hatte es in sich. Ich kam nur langsam vorwärts. Die Stoßdämpfer quietschten protestierend. Der Weg war schlecht und mit unzähligen Schlaglöchern gespickt.
    George brummte protestierend und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu.
    „Wir haben es bald geschafft, Alter“, sagte ich.
    Nach einer Meile wurde der Feldweg plötzlich breiter. Eine gut ausgebaute Straße lag nun vor mir, die sich wie ein schnurgerades Band zwischen hohen Eichen hindurchwand.
    Die Straße wurde immer steiler. Nach fünf Meilen kam eine scharfe Rechtskurve. Ich fuhr ziemlich langsam.
    Nach einer Weile sah ich das Ortsschild. Lyon Town. 544 Einwohner.
    Noch war nichts vom Dorf zu sehen.
    Nach einer halben Meile tauchten die ersten Häuser auf. Die Ortschaft wirkte alt und so wenig einladend wie ein Friedhof. Die Häuser waren meist einstöckig gebaut und grau verputzt.
    Kein Mensch war zu sehen.
    Das Dorf schien ausgestorben zu sein. Es war unnatürlich still. Lyon Town wirkte so gar nicht amerikanisch. Ich kam mir ins Mittelalter versetzt vor.
    Nirgends Reklameschilder, keine parkenden Autos.
    Eine Geisterstadt.
    Und hier sollte ich als Lehrer unterrichten? Ich fragte mich, ob es tatsächlich eine gute Idee gewesen war, den Posten anzunehmen.
    Langsam fuhr ich weiter. Der Drugstore rechts war geschlossen. Schräg gegenüber lag ein wenig einladendes Restaurant, ebenfalls zu.
    Die Straße ging in einen großen Platz über, in dessen Mitte ein alter Ziehbrunnen stand. Ich bremste und stellte den Motor ab.
    „Ich glaube nicht, daß es uns hier besonders gefallen wird, Alter“, sagte ich. George sah mich aufmerksam an. Den Schwanz hatte er dekorativ um sich geschlungen.
    Ich blieb einige Minuten sitzen. Nichts rührte sich. Der Platz bestand aus einem großen Viereck, das nur durch zwei Straßen unterbrochen wurde. Eines der farblosen Gebäude wies Verzierungen auf, das dürfte wohl das Rathaus sein. Das danebenliegende Haus war die Schule.
    „Du wartest hier auf mich, George“, sagte ich, und die Ohren des Katers spielten. Er legte den Kopf schräg, und ich hatte wie immer den Eindruck, daß er jedes Wort verstanden hatte.
    Ich stieg aus und schlug die Tür zu.
    Neben dem Ziehbrunnen standen drei uralte Eichen, die so traurig wie der ganze Ort wirkten. Ich ging an ihnen vorbei und blieb vor dem Gebäude stehen, das ich für die Schule hielt.
    Drei Stufen führten zu einer einfachen Holztür hinauf. Ich stieg sie hoch und blieb stehen. Langsam wandte ich den Kopf. Ich hatte den Eindruck, als würde ich von allen Seiten beobachtet, doch so sehr ich auch die Häuser anstarrte, ich konnte kein Gesicht hinter den trüben
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