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078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

078 - Das Dorf der Wolfsmenschen

Titel: 078 - Das Dorf der Wolfsmenschen
Autoren: James R. Burcette
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nichts anderes übrig, als die Flucht zu ergreifen. Sie verstreuten sich in alle Himmelsrichtungen und hatten wenig Kontakt miteinander. Catalin und dein Vater waren die treibenden Kräfte, die darauf hinarbeiteten, daß sich die Vampire wieder zusammenschlossen. Sie wollten zumindest erreichen, daß es zu einem Waffenstillstand zwischen den beiden Gruppen kommen solle. Dein Vater wurde ausgewählt, mit dem Oberhaupt der Werwölfe über einen Waffenstillstand zu verhandeln; sollte dieser Versuch scheitern, dann sollte er den Werwolf zum Kampf stellen.“
    Ich hatte mich vorgebeugt und interessiert zugehört.
    „Was geschah dann?“ fragte ich.
    „Werwölfe und Vampire beschäftigten sich schon immer mit Magie. Catalin und dein Vater verfügten über unglaubliche magische Kräfte, und Vater war sicher, daß er das Oberhaupt der Werwölfe zu einem Waffenstillstand bewegen könne oder siegen würde. Am 15. April 1940 war es dann soweit. Ich hatte deinen Vater erst zwei Jahre vorher geheiratet und hatte Angst, ganz entsetzliche Angst. Wir waren in Catalins Haus am Lake Placid versammelt. Dein Vater wirkte ruhig und gefaßt. Er wußte, welch schwierige Aufgabe vor ihm lag. Und wenn ich dich heute ansehe, Dick, dann glaube ich, ihn vor mir zu haben. Ihr seht euch unglaublich ähnlich.“
     

     
    I5. April 1940
    Seit drei Tagen hatte es ununterbrochen geregnet. Erst gegen Abend brach die Sonne durch die Wolken. Ein kühler Wind wehte über den See.
    Auf der Terrasse saßen Theodore Collins, seine Frau und Catalin.
    „Bald ist es soweit“, sagte Catalin. „In einer halben Stunde fahren wir los.“
    Ted Collins nickte. Sein Blick war starr auf den See gerichtet. Er war ein hochgewachsener, gut aussehender Mann. Sein aschblondes Haar war kurz geschnitten, das Gesicht schmal und anziehend. Die Augen funkelten wie dunkle Steine.
    Collins hatte sich seit Tagen auf seine Aufgabe vorbereitet. Er war innerlich und äußerlich völlig ruhig und entspannt, obwohl er genau wußte, daß die Chancen schlecht für ihn standen.
    „Ich werde es schaffen“, sagte Collins. „Ich muß es schaffen!“
    „Ich habe Angst“, sagte Lynn Collins. „Muß es wirklich sein, daß gerade du …“
    „Nicht doch, Lynn“, sagte Collins fest. „Wir haben das alles schon zu oft besprochen. Es bleibt uns keine andere Wahl. Ich muß in die Höhle des Löwen gehen.“
    Collins griff nach der Hand seiner Frau. Sie war klein, schmal und eiskalt.
    „Keine Angst, Lynn“, sagte er. „Ich komme lebend zurück.“
    Lynn seufzte schwer. Sie hatte entsetzliche Angst um ihren Mann. Der Gedanke, daß ihm etwas geschehen könnte, war einfach zu viel für sie.
    Catalin konnte Lynns Angst nur zu gut verstehen. Bis jetzt hatten die Vampire sich nie gegen die Werwölfe durchsetzen können. Collins war zwar bestens auf seine Aufgabe vorbereitet worden, aber der Anführer der Werwölfe war ein geschickter, äußerst brutaler Mann. Es war wenig über ihn bekannt, doch er hatte einen ausgezeichneten Ruf als Magier. Catalin wußte, daß sein Freund kaum Erfolg haben würde.
    Collins stand auf und streckte sich. Er blickte auf die Uhr. Bald war es soweit. Sie wollten bei Einbruch der Dunkelheit Lyon Town erreicht haben.
    „Und sollte mir tatsächlich etwas geschehen“, sagte Collins emotionslos. „Dann handelt ihr so, wie wir es besprochen haben.“
    Catalin nickte. „Es ist alles klar“, sagte er.
    Zehn Minuten später waren sie unterwegs.
    Im schwindenden Tageslicht erreichten sie Dannemore. Catalin lenkte den neuen Ford, während Ted und Lynn im Fond des Wagens saßen. Lynn hatte sich eng an ihren Mann geschmiegt. Er hielt ihre eiskalten Hände zwischen den seinen. Sie sprachen nichts. Worte waren unnötig.
    Endlich hatte Catalin die Zufahrt nach Lyon Town erreicht. Er stellte die Scheinwerfer ein und fuhr noch zwei Meilen. Dann stoppte er.
    „Es ist soweit“, meinte Catalin leise.
    Ted Collins nickte. Lynn küßte ihn sanft auf die Lippen. „Alles Gute“, sagte sie fast unhörbar und küßte ihn abermals.
    Collins stieg aus dem Wagen und blieb stehen. Der Himmel war bedeckt. Es war kalt. Er stellte den Mantelkragen auf. Schweigend drückte er Catalins Hand und warf seiner Frau einen letzten Blick zu.
    Seine hohe Gestalt straffte sich, und er ging rasch vorwärts. Nach wenigen Augenblicken hatte ihn die Dunkelheit verschlungen.
    „Hoffentlich hat Ted Erfolg“, sagte Lynn.
    „Es wird schon klappen“, sagte Catalin, doch er war von seinen Worten
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