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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald
Autoren: M.H. Rückert
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beruhigen.
    »Aber ja doch«, antwortete Zamorra. »Als du Nicole und mich in die Vergangenheit…«
    »Ich will nichts mehr davon hören!«, schrie Merlin. »Und jetzt scher dich fort! Alles ist so anders… so fremd… ich will dich nicht mehr sehen! Mein Feind!«
    Mein Feind? Zamorra war tief betroffen von diesen Worten. Er war einiges von dem Magier gewohnt, aber als »Feind« hatte der ihn noch nie bezeichnet. Bei allen Streitereien nicht, die sie in den letzten Jahren gehabt hatten.
    »Aber Merlin… Myrddhin…«, hauchte er fassungslos.
    »Scher dich hinfort! Auf der Stelle!« Merlin hielt Zamorra die geballte Faust entgegen. »Ich will dich nie wieder sehen! An anderen Orten nicht und hier schon gar nicht!«
    Zamorra sah ein, dass es besser war, den Zauberer allein zu lassen. Er wusste nicht, wie weit Merlin in seinem Zorn gehen würde. Er wollte es auch nicht auf eine Auseinandersetzung ankommen lassen, denn die magischen Kräfte des Zauberers von Avalon überstiegen die von Zamorra um einiges.
    Zum Glück hatte Zamorra sein Amulett in Château Montagne gelassen. Merlins Stern , vor einem Jahrtausend von seinem Namensgeber aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen, war die stärkste magische Waffe, die man sich vorstellen konnte. Mehr als einmal hatte Merlin das Haupt des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana wieder an sich genommen, weil Zamorra und seine Gefährtin seine Befehle missachtet hatten. In seinem gegenwärtigen Geisteszustand hätte Merlin das Amulett also bestimmt wieder an sich genommen.
    Zamorra trat den Rückzug an. Seine sonst grauen Augen schimmerten schwarz, ein eindeutiges Anzeichen auf seine seelische Erregung.
    Verdammt!, durchfuhr es ihn, als er den Saal des Wissens verließ. Er hat mich regalrecht davongejagt.
    Der alte Zauberer folgte ihm bis zu den Regenbogenblumen.
    »Warum benutzt du nicht deine sonstige Möglichkeit, von hier zu verschwinden?«, giftete er.
    Der echte Asmodis verfügte über eine eigene Art der-Teleportation. Dabei murmelte er einen Zauberspruch, drehte sich dreimal um seine Achse und verschwand, indem er eine Wolke mit Schwefelgestank hinterließ.
    »Ich muss Kräfte sparen, Falke des Lichts…«, ätzte Zamorra, während er zwischen die Blumen trat. Dann konzentrierte er sich darauf, den Regenbogenblumen den richtigen Zielort anzugeben. Das war in seiner gegenwärtigen Verfassung schwer genug.
    Im Unterbewusstsein bemerkte Zamorra, dass sich in diesem Augenblick eine gut aussehende junge Frau mit silberfarbenem Haar vor dem Saal des Wissens materialisierte.
    Trotz seiner Konzentration erkannte er sie auf einer zweiten Ebene des Denkens als Merlins Tochter Sara Moon. Der Magier ging ihr freudestrahlend entgegen. Dann sagte er einen Satz zur Begrüßung, der Zamorra im Nachhinein zu denken gab:
    »Oh, kleine Einhornreiterin, wie schön, dass du dich nach all den Jahren wieder mal sehen lässt!«
    Im nächsten Augenblick entmaterialisierte Zamorra und befand sich in seinem Schloss.
    ***
    Kleine Einhornreiterin?
    Zamorra stand zwischen den Regenbogenblumen im Keller von Château Montagne, als habe ihn etwas in der Bewegung eingefroren. Hatte Merlin das wirklich gesagt?
    Kleine Einhornreiterin?
    Als solche kannte Zamorra nur die rätselhafte, sich stets verjüngende und offenbar »rückwärts« lebende Eva, die jetzt nur noch elf Jahre alt war. Von einer Wahrsagerin hatte Zamorra erfahren, dass Eva eine Tochter des »großen Emrys« war. Der äußerte sich bislang allerdings nicht dazu; ihre Mutter war bis jetzt noch unbekannt.
    Eigentlich war »Eva« nur ein Platzhalter für den bislang unbekannten Namen einer schönen jungen Frau, die im Februar 1998 nur mit einem leichten ledernen Fantasy-Kostüm bekleidet vor den Toren von Château Montagne auftauchte. [6]
    Sie konnte sich nicht an ihre Vergangenheit erinnern und wusste, dass Magie und alles, was damit zusammenhängt, ihr gestohlen bleiben konnten. Zudem sprach sie mehrere Sprachen perfekt. Alle Versuche, ihr bei der Findung ihres Gedächtnisses zu helfen, blieben erfolglos. Es stellte sich heraus, dass Eva die Para-Fähigkeit besaß, Magie in sich aufzusaugen und zu speichern, um sie später wieder abzugeben. Dies konnte sie nicht kontrollieren und wollte es auch nicht.
    Bei einem Einkaufsbummel in Lyon wurde sie ermordet. Einige Zeit später tauchte sie überraschenderweise völlig unversehrt in Italien auf, konnte sich aber an ihren Aufenthalt im Château und die dortigen Erlebnisse nicht erinnern.
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