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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald
Autoren: M.H. Rückert
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den Kopf über seine Weltentrücktheit und stellte die Figur wieder auf das Schachbrett. Nicole Duval, seine Geliebte und Kampfgefährtin gegen die Höllenmächte, reichte ihm ein gefülltes Rotweinglas. Zamorra hielt das Glas unter seine Nase und genoss den alkoholischen Duft.
    »Ich dachte mir, dass du vielleicht ein wenig Ablenkung brauchst.« Nicole lächelte, doch ihre Augen behielten ihren ernsten Ausdruck. Das Licht war ausgeschaltet, nur das flackernde Kaminfeuer erhellte den Raum, doch Zamorra erkannte am Klang ihrer Stimme, dass sie sich ebenfalls Sorgen machte.
    Ablenkung brauchten beide auf jeden Fall. Kein Wunder, bei allem, was ihnen in den letzten Wochen widerfahren war.
    Seine Verletzung war ausgeheilt. Aber um ein Haar wäre es den Ewigen gelungen, Zamorra, Tendyke, Ted Ewigk und die anderen auszulöschen. Und Stygia, die Fürstin der Finsternis, spann auch ihr Intrigennetz weiter… allmählich wurde es ihm zu viel. Er benötigte Ruhe, doch es schien, als sollten die Mächte der Finsternis ihm diese weniger gönnen als je zuvor.
    Er sah zu Nicole auf und lächelte vage.
    »Ich habe dich nicht kommen hören«, bekannte er. Übergangslos fuhr er fort: »Mir gehen die Worte der Zeitlosen nicht aus dem Sinn.«
    »Du meinst…«
    »Der Verräter der zweiten Tafelrunde weilt noch unter uns, da lädt er sich bereits den der dritten ins Haus…«, wiederholte Zamorra laut. Dann trank er den Inhalt des Glases mit einem Zug aus. Nicole hob erstaunt eine Augenbraue, enthielt sich jedoch eines Kommentars.
    Zamorra stellte das leere Weinglas auf den Tisch neben seinem Sessel. Dann erhob er sich und blickte Nicole ernst an.
    »Ich glaube, dabei kann mir nur Merlin helfen«, sagte er.
    »Du willst nach Caermardhin?«
    »Ich muss nach Caermardhin!«
    »Vielleicht ist er nicht in seiner Burg«, gab Nicole zu bedenken. »Vielleicht will er dich auch nicht empfangen, so durcheinander, wie er zur Zeit ist.«
    »Das kann schon sein. Aber ich sehe keinen anderen Weg, als den über Merlin.«
    »Soll ich mitkommen?«, wollte Nicole wissen.
    »Damit er dich wieder für seine Tochter halten kann?« Zamorra schüttelte den Kopf. Der alte Magier war in den letzten Jahren verwirrt geworden.
    »Er hat uns beide schon mit anderen Personen verwechselt.« Nicole verzog das Gesicht, als sie daran dachte. Beim letzten Zusammentreffen hatte er Nicole für seine Tochter Sara Moon und Zamorra für seinen Bruder Asmodis gehalten. »Aber vermutlich hast du Recht. Von zwei Personen wird er sich wieder einmal angegriffen fühlen.«
    Zamorra nickte. Auch er befürchtete ein solches Verhalten.
    »Ich hoffe nur, dass die Regenbogenblumenverbindung nach Caermardhin noch existiert.«
    Der Einwand war berechtigt. Bei Merlin konnte man nie wissen, ob er Besuch empfangen wollte. Hin und wieder machte der alte Zauberer ›dicht‹. Aber Zamorra wollte zumindest ausprobieren, ob er zur Burg des Magiers gelangte.
    In einem Kellergewölbe von Château Montagne blühten ganzjährig unter einer frei schwebenden Mini-Sonne Regenbogenblumen. Diese fantastischen Pflanzen tauchten in keinem biologischen Lehrbuch auf. Ihre Blüten welkten nie, sie befanden sich das ganze Jahr über in voller Pracht. Wie das funktionierte, blieb bis heute unklar, ebenso, wer die frei schwebende Mini-Sonne dort unten installiert hatte.
    Wer zwischen die Blumen trat und eine exakte Vorstellung von seinem Zielort oder seiner Zielperson hatte, trat zwischen den dortigen Blumen wieder ins Freie. Der Transport erfolgte ohne Zeitverlust. Beim Transport war es unerheblich, ob sich das Ziel auf der gleichen Welt befand oder in einer anderen Dimension — oder in einer anderen Zeit. Schon oft hatten sie von Südfrankreich aus über die Regenbogenblumen entfernte Winkel der Erde erreicht.
    Wichtig war nur, dass sich der Reisende fest auf das zu erreichende Ziel konzentrierte und an nichts anderes dachte. Keine anderen Gebäude, Personen oder Zeiten.
    Zamorra trat zwischen die mannshohen Blütenkelche und formte in Gedanken ein Bild von Caermardhin, Merlins Burg. Eine Sekunde später befand er sich zwischen den Blumen der Gegenstation.
    Er kannte sich in der Burg aus. Schließlich war er schon oft dort gewesen. Merlin befand sich nicht hier, aber das wollte nichts heißen. Caermardhin war so groß, dass er eine ganze Weile suchen konnte.
    Die inneren Ausmaße Caermardhins übertrafen die äußeren bei weitem. Merlin hatte seine Burg in eine andere Dimension hineingebaut. Zamorra
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