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0779 - Tod in Merlins Zauberwald

0779 - Tod in Merlins Zauberwald

Titel: 0779 - Tod in Merlins Zauberwald
Autoren: M.H. Rückert
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Monaten nicht besucht hatte. So eng war das Verhältnis zwischen beiden nicht. War es also Wunschdenken seinerseits oder litt er gar unter Halluzinationen?
    »Es ist schön, wenn eine Tochter nach ihrem Vater sieht, Asmodis«, beteuerte der König der Druiden, und seine Stimme klang dabei so sanft wie noch nie. »Das ist es. Wunderschön.«
    Zamorra biss sich auf die Unterlippe. Der Stimmungswechsel machte ihm zu schaffen. Er konnte nicht einschätzen, wie er mit dem Zauberer reden sollte.
    »Aber weißt du was?« Merlins Stimme nahm an Schärfe zu. »Das ist nicht gut. Ich will sie nicht mehr so oft sehen!«
    Die Augen des Parapsychologen wurden groß.
    »Aber Merlin, sie ist doch deine Tochter«, versuchte er, ihn zu beschwichtigen.
    »Ich will sie nicht mehr sehen, und dich auch nicht, Asmodis!«, fauchte Merlin mit glühenden Augen.
    Zamorra stand so starr da, als habe er einen Stock verschluckt. Mit beiden Händen machte er beruhigende Bewegungen:
    »Aber warum das?« Verdammt, das Gespräch führte in eine Richtung, die er nicht zu beeinflussen wusste. Alles was er sagte, legte der Alte auf seine paranoide Art und Weise aus.
    »Ihr versucht ständig, euch bemutternd um mich zu kümmern.« Merlins Stimme klang mit einem Mal, als sei er kilometerweit gelaufen. Er wischte sich mit einem Ärmel seiner Kutte den Schweiß von der Stirn.
    »Aber…«
    »Nichts aber!« Merlin vollführte eine herrische und endgültige Handbewegung. »Ich komme verdammt gut alleine zurecht. Auch ohne dich, Asmodis, mein dunkler Bruder.«
    Unwillkürlich trat Zamorra einen Schritt zurück. So zornig und gleichzeitig geistig verwirrt hatte er Merlin noch nie erlebt. Fieberhaft überlegte er, was er sagen sollte.
    Merlin klagte ihn erneut an: »Du bist in der Vergangenheit schon oft so gewesen. So… so… besserwisserisch.«
    In der Vergangenheit? Genau das war sein Stichwort. Zamorra erinnerte sich daran, dass Merlin ihn erst vor kurzem in die Vergangenheit geschickt hatte. Und deswegen war er ja auch hier.
    »Ich bin nicht Asmodis«, sagte er abwehrend. »Ich bin Zamorra, und das kannst du nicht vergessen haben.«
    Merlin wich einen Schritt zurück. Er blickte Zamorra ungläubig an. »Der bist du nicht. Das kann nicht sein«, stammelte er. »Du bist Asmodis, mein dunkler Bruder.«
    Der Meister des Übersinnlichen verzog das Gesicht. Jetzt hatte er sein Gegenüber geschockt. Nun war sowieso alles egal. Der Alte konnte im Zweifelsfall nicht mehr unternehmen, als ihn hinauszuwerfen.
    »Ich bin Zamorra, das weißt du genau«, bekräftigte er. »Du hast Nicole und mich erst vor kurzem in die Vergangenheit an den Hof von König Artus geschickt…«
    »Nicole«, echote Merlin mit ungläubiger Miene. »Nicole Duval?«
    »Richtig. Und zwar zu einer Zeit, in der Artus schon tot war…« [4]
    »Lüge! Das ist eine verdammte Lüge!«
    Merlins Augen waren blutunterlaufen, seine Hände zitterten, die Stimme versagte ihm fast den Dienst.
    »Ich will dich nicht mehr in meiner Nähe sehen, Asmodis!«, schrie er.
    ***
    El Paso, Texas - Hauptsitz von Tendyke Industries
    Zwei von Aussehen und Charakter grundverschiedene Männer saßen sich in der oberirdischen Zentrale der Tendyke Industries gegenüber. Das Allerheiligste des Konzerns galt intern als einer der bestbewachten Orte der Erde. Kein Normalsterblicher fand eine Möglichkeit, hier einzudringen.
    Schon gar nicht nach den Ereignissen der letzten Tage.
    Seit Aiwa Taraneh, die »Geheimwaffe« der ERHABENEN Nazarena Nerukkar, zum dritten Mal in das Herz des Projekts Spinnennetz eingedrungen war und die DYNASTIE DER EWIGEN die unterirdische Forschungsstätte der Tendyke Industries sowie Ted Ewigks Arsenal in Rom fast dem Erdboden gleichgemacht hatte, herrschte hier der Ausnahmezustand.
    Das kümmerte den Besucher nicht. Bei ihm handelte es sich auch nicht um einen Normalsterblichen.
    Einst war dieser Mann Fürst der Finsternis gewesen. Er hatte Jahrtausende auf dem Höllenthron gesessen, länger, als jeder andere vor oder nach ihm. Damals war er unter dem Namen Asmodis bekannt gewesen. Diesen Namen hatte er schon seit Jahren abgelegt. Asmodis war unter dem Namen »Sid Amos« in der unterirdischen Anlage von Tendyke Industries kein Unbekannter. Niemand würde jedoch behaupten, dass er ein gern gesehener Gast war — im Gegenteil.
    Die Führungspersonen des Projekts Spinnennetz waren über den ehemaligen Fürsten der Hölle zumindest soweit informiert, dass sie bei seinem Erscheinen nicht sofort Alarm
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